„Solitaire’s the only game in town“: Ende Juni 2025 wurde diese Liedzeile der Carpenters wahr, als Kurt Feiler eine Gesamtvertikale seines Kultrotweins Solitaire präsentierte. 32 Vertreter aus 35 Jahren gewährten einen faszinierenden Überblick über die Entwicklung dieser Ikone.

© Weingut Feiler-Artinger

Das Weingut Feiler-Artinger in Rust zählt zu den traditionsreichsten und renommiertesten Betrieben Österreichs. Den Aufstieg in die heimische Elite gelang vor allem unter den jüngsten beiden Generationen in Gestalt von Hans Feiler und des mittlerweile ebenfalls schon seit Dekaden auf dem Weingut tätigen Kurt Feiler. Der Feiler’sche Höhenflug war nicht nur einer Kategorie oder gar einem Wein geschuldet, denn die Ruster Familie besaß seit jeher Kompetenz in allen Kategorien – von kraftvollen trockenen Weißweinen über strukturierte wie geschmeidige Rotweine bis hin zu herausragenden Prädikatsweinen. Seit 2008 ist das Weingut biodynamisch nach Respekt-Richtlinien.

Den Solitaire gibt es seit 1988

Dennoch basiert der Ruhm des Weinguts Feiler auch zu einem wesentlichen Teil auf einigen Weinikonen, die hier vielfach schon eine lange Tradition haben. Neben den Ruster Ausbrüchen steht hier natürlich der Kultrotwein Solitaire im Rampenlicht – ein Premium-Rotwein, der 1988 erstmals vinifiziert wurde und im Lauf seiner Geschichte unterschiedliche Sortenzusammensetzungen aufwies, dabei aber sein grundlegendes Charakterbild immer beibehielt. Unumstößliche Regel war und ist, dass Blaufränkisch in der Cuvée mindestens 50 Prozent beanspruchen sollte. 

1988 und 1989 waren ebenso wie 2010 zur Gänze aus Blaufränkisch aus den Rieden Umriss und Greiner komponiert. Von 1990 bis 2007 bewegte sich der Blaufränkisch-Anteil zwischen der Hälfte und guten zwei Dritteln der Cuvée. Ab 2008 wurde dieser Prozentsatz deutlich nach oben geschraubt und betrug – bis auf den Jahrgang 2011 mit 67 Prozent Blaufränkisch – fast immer drei Viertel bis 90 Prozent; etliche Jahrgänge können aufgrund des gesetzlich in der EU erlaubten Anteils von 85 Prozent Fremdsorten als Blaufränkisch bezeichnet werden.

Blaufränkisch hat in der Cuvée mindestens 50 Prozent

Ab 1990 waren Zweigelt sowie Cabernet Sauvignon und Merlot in wechselnder Besetzung Cuvée-Partner der pannonischen Sorte. Von Jahrgang 2000 bis 2002 wurde Merlot mit Cabernet Franc ersetzt, dieser aber ab dem Jahrgang 2003 wieder abgezogen, um die Cuvée „1000“ zu verstärken. War dem Zweigelt beim 2003er noch ein letztes Gastspiel vergönnt, so besteht die Cuvée seitdem (außer 2010) aus überwiegend Blaufränkisch sowie Cabernet Sauvignon und Merlot, wobei Letzterer seit 2013 immer Nummer zwei im Solitaire war. Einige wenige Jahrgänge wurden ausgelassen – wegen nicht entsprechender Reife und Qualität. Diese waren 1991, 1996 und 2014.

Eleganz, Frucht und eine samtige Gerbstoffstruktur standen beim Solitaire stets im Vordergrund – ein Ergebnis aus perfektem Tannin-Management und gefühlvollem Holzausbau. Letzterer erfolgt seit jeher in Barriques, wobei der Anteil an neuem Holz vor allem seit der ersten Dekade der 2000er-Jahre sukzessive zurückgenommen wurde. In den Anfangsjahren gab es natürlich nur Korkverschluss, ab 2004 wurde jeweils ein Teil des Solitaire geschraubt. Wenig überraschend war die Solitaire-Jahrgangsvertikale faszinierend. 

Selbstverständlich gab es Jahrgangsschwankungen, und vom einen oder anderen Wein mag eine noch bessere Flasche erhältlich sein, aber die Gesamtperformance war bemerkenswert. Der von Frucht, Eleganz und Seidigkeit geprägte Stil zieht sich durch, in Sachen Haltbarkeit setzt der Solitaire Maßstäbe. Viele Jahrgänge glänzten durch Vitalität und Energie, einige zeigten ihrem Alter entsprechend gediegene Reife, und nur wenige waren in der Reife fortgeschritten; doch selbst diese waren rüstig. Eine spannende vinophile Zeitreise. 

 

KOSTNOTIZEN: 

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1988
Recht ausgewogen mit Frucht von Brombeeren und Himbeeren, Tomatenmark, Keksnote, elegant und edel gereift; filigran gebaut, eher rotfruchtig, zarte vegetabile Noten, zartbitter, pikant, rüstig, zartbitter.

 

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1989
Schöne Reife im Duft, Pfingstrosen und kandierte Erdbeeren, Lebkuchen, elegante Rundung, Sternanis, Kaffee; saftig, elegant gebaut, feines Tannin, rotbeerige Frucht, zeigt noch Jugend, feines Finish, beachtlich für den Jahrgang.

 

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1990
Rauchig mit reifen Fruchtnoten von Weichseln und Waldbeeren, Himbeerkoch, beachtliche Tiefe, Kuchen; ungemein saftiges Entrée, Frucht von Ribiseln und Himbeeren, samtige Tannine, nuancierte Aromen, stoffig, feiner Säurebiss, kernig, griffig, lang.

 

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1992
Mollig-satte Fülle, leicht eingekochte Beerenfrucht, auch Kirschen, frische Waldpilze elegant und klar; ziemlich saftig am Gaumen, fester Tanningrip, Ribisel-Kirsch-Melange, Paprikapulver, knackig, lebhaft, kräftig.

 

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1993
Würzig und etwas rauchig, samtige Fülle, ausgereift, reich wie elegant, tolle Frucht aus Sauerkirschen, Brom- und Himbeeren, Hauch von Schoten, herrlich saftig, köstliche Frucht, Himbeerkoch, superpikant, voller Energie, seidige Länge, Hedonismus pur, toll.

 

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1994
Würzig, ölig, opulent und mollig, eingemachte Waldbeeren, kompottig, Ledernoten, Tabak; mittelgewichtig, kernig, zeigt gewisse Reife, angenehme Ribiselfrucht, präsentes Tannin, etwas haftend, mittellang.


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1995
Sehr würziges Bukett, Tabak und Suppenwürze, bisschen eingekochte Frucht, Ribiselkoch, Pilze, Hagebutten; eher schlanker Körper, schon deutlich gereift, Sauerkirsche und rote Beeren, trocken, herb, etwas verblüht.

 

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1997
Ausgereiftes Bukett mit tiefer Fülle, Anklänge von Lebkuchen, reifen Kirschen und Heidelbeeren, kalter Rauch; herrlich saftige Frucht mit pikantem Säurebiss, straff, strukturiert und kraftvoll, robust, lang.


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1998
Satte Duftfülle aus dunklen Beeren und etwas Veilchen, dazu Pflaumen, samtig mit Tiefe, saftiger Fruchtbiss, schöne Mundfülle, reife rote Beeren, elegant, lebhaft, knackig, beachtlich für den kühlen Jahrgang.

 

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1999
Einladend samtige Beerenfrucht, Cassis, Brombeeren, Veilchen, kraftvoll, superdicht, ausgereift, neues Leder; voller Kraft und Saft, breites Aromaspektrum, jugendlich und vital, toller Biss, lang anhaltend.

 

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2000
Schotig untermalte Nase, erinnert an Beerenkoch und Beerentarte, würzig, geröstete Nüsse, Pfeffer, Tintenblei; elegant-samtige Textur, ausgeprägte Waldbeerenfrucht, gediegene Reife, kraftvoll, recht lang.

 

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2001
Zugänglichmit schmeichelnder Frucht, Erdbeeren und Himbeeren, dezent samtig, kühler Hauch, Zimt; recht gerundet, ausgewogen, zeigt etwas Reife, Himbeeren und Ribiseln, vegetabile Aspekte, hinten schlank.


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2002
Kühl und rauchig, etwas zurückhaltend, gewisse Würze, zart schotig, Zwetschkenröster, Beerenkoch, Waldboden; mittelgewichtig, recht straff, Ribisel-Himbeer-Frucht, vital, guter Biss, elegant, mittellang.

 

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2003
Rauchig, schwarze Oliven, Pfeffer, samtige Fruchtfülle, Beerenkoch und etwas Rumtopf; schmalzig und vollmundig, eingemachte Beeren, dazu festes Tannin, ausgereift, lang, herrlich.

 

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2004
Würzig, etwas Brett, Anklänge von Efeu und schwarzen Oliven, geröstete Nüsse, satt, eingemachte Beeren, Hagebutten, Zwetschken; mittelkräftig, zeigt leichte Reifenoten, saftig-geschmeidig, reife Beerenfrucht, wuchtig, ruppig, mittellang.

 

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2005
Würzig, schotige Noten, röstig, auch florale Anklänge, bisschen kompottig, dunkler Tabak; mittelgewichtig, dezente Frucht, Ribiseln, schon recht gereift, herb-haftend, hinten schlanker.

 

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2006
Opulent, Riesenfülle, ausgereifte Nase voller Waldbeeren und Schwarzkirschen, dunkle Blüten, Tiefgang; beachtliche Dichte mit wuchtiger Power, ein Korb voller Waldbeeren, erstaunlich vital, süßer Tabak, fester Tanningrip nach hinten.

 

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2007
Dezent samtige Fülle aus Heidelbeeren und Veilchen, schön ausgereift und auch reif, verlockendes Bukett; mittelgewichtig, gewisser Biss, recht kernig und fest, Waldbeeren, durchaus lebhaft, geschraubte Version viel besser als Kork.

 

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2008
Samtige Fülle, dunkle Anmutung, dunkle Kirschen und Waldbeeren, vor allem Brombeeren, reich, zart schotig; durchaus lebhaft, elegant, fast erfrischend, rotbeerig mit Ribiselfrucht, knackig, mittellang, anregend.

 

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2009
Reichhaltig im Duft mit Anklängen von dunklen Beeren und frisch geriebenem Pfeffer, Kräuter, Räuchernoten, Zwetschken, etwas Schoko; mittelkräftig mit sehr schönem Fruchtausdruck, viele Brombeeren, ein Hauch von Cassis, griffig im mittellangen Abgang.

 

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2010
Anfangs etwas zurückhaltend, dann etwas Kräuterwürze, rotfruchtig, Hagebutten und Himbeeren, etwas gereift; elegant gebaut, zartgliedrig, durchaus noch Leben vorhanden, Rotfrucht, zartherb, Speisenbegleiter.

 

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2011
Konzentriert und reichhaltig, ausgereifte Frucht, Tiefgang, dunkler Waldbeerenmix, Schwarztee, Volumen; vollreif und superdicht, auch supersaftig, dunkle Beeren, Preiselbeeren, Weichseln, Mokka, festes Tannin, Power, sehr lang, Geduld.

 

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2012
Würzig, schotig, sehr dicht, grüner Pfeffer, zarte Reifenote, eingekochte Erd- und Himbeeren, feuchtes Laub, Waldboden, ziemlich saftiges Mittelgewicht, laktischer Hauch, viele rote Waldbeeren, präsentes Tannin, mittellang.

 

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2013
Reichhaltiges Bukett, Anklänge an Tintenblei, Efeu, samtige Frucht, Brombeeren, Likörkirschen, reichhaltig, tief; saftig, elegant, superfrisch, vibrierend, knackig, kernig, gebündelt, feine Klinge, beachtlich.

 

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2015
Luftbedürftig, geht dann auf, reichhaltig, verschwenderische Fülle aus Cassis und Brombeeren, Tintenblei; mittelkräftig, Unmengen Frucht auch am Gaumen, zart laktisch, durchaus vital, mittellang.

 

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2016
Rauchig, Anklänge von Lakritze, Schwarztee und Tintenblei, Zwetschken, dunkle Beeren, leicht schotig; mittelgewichtig, zeigt viel Frische und guten Biss, Ribiseln und Brombeeren, hinten straff und etwas trocken.

 

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2017
Rauchig-würziges Bukett mit viel Pfeffer, leichte Toastnoten, rote Beeren, Schlehen, Ribiseln; viel Rotfrucht am Gaumen, knackig und lebhaft, recht griffig und straff, etwas sehnig, recht lang, abwarten.

 

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2018
Samtig mit opulenter Frucht, Riesenfülle, Beerenkoch, Rumtopf, Veilchen, Vanille, voll ausgereift, reichhaltig; mundfüllend, saftig-samtige dunkle Beerenfrucht, dabei nie schwer, sondern lebhaft und griffig, cooler 2018er.

 

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2019
Reichhaltig, fast likörig mit samtigem Bukett, Marzipan, Heidelbeeren, Sandelholz, auch Zimt, viel Volumen; saftig, mittelkräftig, frisch und lebhaft, jugendliche Anmutung, Preiselbeeren, Ribisel, kompakt, rassig nach hinten.

 

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2020
Würzig, auch gewürzige Noten, Pfeffer, Zwetschkenröster, schon recht zugänglich, reif, üppig, eingemachte Beeren; recht saftig, elegant gebaut, derzeit spürbar laktisch, Milchkaffee, zartherb, etwas trocken.

 

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2021
Kühle, elegante Fruchtanmutung, Himbeeren und Brombeeren, schön ausgereift, sehr klar, frisch und anregend; ungemein lebhafter Gaumenauftritt mit saftiger Frucht, Preiselbeeren, Him- und Brombeeren, knackig, feiner Biss, gute Länge.

 

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2022
Tiefgang und Fülle im Duft, Tintenblei, ausgereifte Frucht, Heidelbeeren, Brombeeren und Veilchen, geräucherte Noten; herrlich saftig, toller Fruchtausdruck, vollmundig, superfrisch, toller Biss, gezügelte Power, sehr lang.

 

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Kultcuvée: Den ersten Solitaire gab es 1988, mit dem aktuellen Jahrgang 2022 gibt es den Ruster Roten seit 35 Jahren. © Peter Schleimer
Kurt Feiler © www.fueloep.com
Kurt Feiler © Weingut Feiler-Artinger
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