Das Deutsche Archiv der Kulinarik übernimmt die Kochbuchsammlung von Christoph Wagner, einem der bedeutendsten österreichischen Restaurantkritiker und Kochbuchautoren. Die Familie des 2010 verstorbenen Publizisten überlässt die Sammlung dem von der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) Dresden und der Technischen Universität Dresden (TUD) gegründeten Archiv als Schenkung. 

Renate Wagner-Wittula und Thomas Stern (SLUB Dresden) bei der Übergabe der Sammlung Wagner in Wien. © Privat/Ruth Wagner

Neben rund 3.000 Büchern enthält die Sammlung auch Menü- und Speisekarten aus verschiedenen Ländern und handschriftliche Notizen zu Recherchen und Reisen, wie zum Beispiel Testessen – also Speisebewertungen – in Restaurants, Weindegustationen oder Bewertungen zu unterschiedlichen Produkten wie  etwa Käse, Fleisch, Fisch.

Katrin Stump, Generaldirektorin der SLUB Dresden„Mit der Sammlung Wagner erhält das Deutsche Archiv der Kulinarik erstmals einen umfassenden Bestand aus Österreich und gewinnt so weiter an Strahlkraft im deutschsprachigen Raum.  Mit der Übernahme garantieren wir nicht nur die öffentliche Verfügbarkeit der Bücher und Notizen, sondern auch ihren Erhalt für die wissenschaftliche Forschung.“

 Christoph Wagner, von 1984 bis 1998 Chefredakteur von Gault Millau Österreich sowie Mit-Autor des bekannten österreichischen Kochbuchs „Die gute Küche“, baute seine kulinarische Sammlung über 45 Jahre lang auf. Die große Bandbreite vom Kochbuch österreichischer Bäuerinnen über Werke der französischen Grande Cuisine oder Kochbücher italienischer Pasta und Pizza bis hin zu asiatischer Küche spiegelt sein breit gefächertes Interesse an Esskultur wider. Eine Vielzahl von Sachbüchern zu kulinarischen Produkten und Lebensmitteln, Wein und anderen Getränken vervollständigen das Repertoire.

Wagner war auch Gründer des Vinaria Begleitmagazins Vinaria Gourmet, das bald nach seinem viel zu frühen Tod eingestellt wurde. Darüberhinaus beriet er das wachauGOURMETfestival in seinen Anfangsjahren in Programmfragen. Einem breiten Publikum brachte er die Welt des Genusses nahe mit seinem Ressort im damals reichweitenstärksten Magazin News. Er war ohne Zweifel der Grand Seigneur der österreichischen Gourmet- und Restaurantkritik.

Renate Wagner-Wittula erläutert: „15 Jahre nach dem Tod meines Mannes war es an der Zeit, dass wir uns von seiner kulinarischen Sammlung trennen und sie der Bestimmung zuführen, die Christoph Wagner geplant hatte. Er wollte stets, dass die Bücher von möglichst vielen Interessenten genutzt werden können, und es war ihm wichtig, die Sammlung geschlossen weiterzugeben."

Die Geschichten hinter den Gerichten

„Gleichzeitig war es ihm ein Anliegen, österreichische Esskultur nicht nur in Form von Rezepten weiterzugeben, sondern auch kulturhistorisch zu beleuchten. Warum essen wir so, wie wir essen? Welche Geschichten stecken hinter den Gerichten?“, so seine Witwe Renate Wagner-Wittula. 

Mit der Schenkung Wagner wird neben dem Nachlass des deutschen Kritikers und Autors Wolfram Siebeck ein weiterer Grundstein des öffentlichen Diskurses zur Kulinarik im deutschsprachigen Bereich für die Wissenschaft verfügbar.

Über Christoph Wagner
Christoph Wagner (* 23. Mai 1954 in Linz; † 17. Juni 2010 in Wien) war ein österreichischer Journalist und Publizist, der vor allem durch seine Kochbücher bekannt wurde. Darüber hinaus war er Gastrosoph und Gastronomiekritiker und von 1984 bis 1998 Chefredakteur von Gault Millau Österreich, 1989 gründete er das Gault Millau Magazin. 1993 veröffentlichte er gemeinsam mit Ewald Plachutta „Die gute Küche. Das österreichische Jahrhundertkochbuch“, eines der meistverkauften Kochbücher des Landes. Wagner publizierte in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften, darunter GEO, Merian, Wiener Zeitung, FAZ, News und Vinaria.

Über das Deutsche Archiv der Kulinarik
Das Deutsche Archiv der Kulinarik in Dresden ist die größte öffentlich zugängliche Sammlung von Kochbüchern, Menü- und Speisekarten im deutschsprachigen Raum. Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) Dresden und die Technische Universität Dresden (TUD) haben es 2022 gemeinsam gegründet. 

Künftig werden die umfangreichen Bestände des Deutschen Archivs der Kulinarik digital erschlossen und auf einem Online-Portal präsentiert. Damit stehen sie sowohl der wissenschaftlichen als auch der allgemeinen Öffentlichkeit kostenfrei zur Verfügung. 

© SLUB Dresden/ Ramona Ahlers-Bergner
© SLUB Dresden/ Ramona Ahlers-Bergner
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