Skandal im Bordelais: Weil die Sprecherin eines kritischen Vereins über 28 Pestizidrückstände in 22 Weinen aus dem Bordelais berichtete, wurde sie wegen „Verunglimpfung von Bordeaux-Weinen“ zu 125.000 Euro Schadensersatz verurteilt.

Proteste vor dem Gericht in Libourne gegen die Verurteilung von Valérie Murat. © youtube

Valérie Murat und der Verein Alerte Aux Toxiques (AAT) verloren vor der Zivilkammer des Gerichts in Libourne in der Provinz Aquitaine, zu der auch Bordeaux gehört, in erster Instanz den Prozeß, der vom Conseil Interprofessionel du Vin de Bordeaux sowie 25 Betreibern aus Bordeaux angestrengt worden war.

Stein des Anstoßes: Die von Murat genannten Weine sind in Frankreich mit dem Label HVE (High Environmental Value) zertifiziert, das Weine mit einem hohen ökologischen Wert auszeichnet. Die Kläger haben nun Recht bekommen: Das Gericht unter Präsidentin Valérie Bourzai begründet: „Die Auswertung des strittigen Artikels zeigt, dass die analysierten Weine nach der Anzahl der gefundenen gefährlichen oder giftigen Stoffe klassifiziert sind [...] zu keinem Zeitpunkt aber haben der AAT und Valérie Murat die angegebenen Zahlen entschlüsselt und analysiert, trotz der Anmerkungen im Bericht über die sorgfältige Analyse.“

Was so sperrig klingt, entschlüsselt der Anwalt der Kläger: „Das mit der Prüfung der Anschuldigungen beauftragte Labor weist darauf hin, dass die gefundenen Rückstände in den Weinen sehr weit unter den festgelegten Rückstand-Höchstwerten lagen.“ Für das Gericht ein weiteres Indiz, dass Valérie Murat ihren Artikel auf eine „absichtlich angstmachende Art und Weise“ verfasst habe, „ohne jegliche Erklärung über die Gefährlichkeit der Substanzen oder über Analyse-Ergebnisse“.

Das Conseil Interprofessionel du Vin de Bordeaux spricht von einem wichtigen Sieg gegen die Verunglimpfung von Bordeaux-Weinen unter dem „Deckmantel des Umweltschutzes“. Valérie Murat und der Verein Alerte Aux Toxiques kündigten an, in Berufung gehen zu wollen und notfalls auch den Europäischen Gerichtshof anzurufen. Murat trotzig: „Das sogenannte Weinland, die erste AOC Frankreichs protegiert das, was am schlimmsten ist: Omerta! Und sie fahren fort, ihre „tödliche Wirtschaft“ zu schützen, mit dem Versprühen von giftigen Pestiziden von April bis September zu Lasten der Weinarbeiter, Anwohner und Schulen...“

Fortsetzung garantiert.