Vinaria bringt eine Hommage auf ihren Lebenswerk-Preisträger. Im Weingut Kollwentz in Großhöflein bei Eisenstadt im Weinbaugebiet Leithaberg hat man Anfang September gleich in mehrfacher Hinsicht Grund zum Feiern: Anton Kollwentz, der große Weinbaupionier, wird mit dem Erscheinen eines prächtigen Buchs geehrt.

Zugleich erfolgt die Einweihung des neuen Fasskellers und bei dieser Gelegenheit wird gleich der im Vorjahr begangene 80. Geburtstag von Anton Kollwentz nachgefeiert. Von offizieller Seite hat man ihm kürzlich mit der Verleihung des Komturkreuzes des Landes Burgenland die Reverenz erwiesen.

Autor Johann Werfring hat für sein Werk „Der Weinbaupionier Anton Kollwentz. Die Geschichte einer burgenländischen Winzerdynastie“ eine gefinkelte Erzählstrategie ersonnen. Im biografischen Hauptteil, in dem auch den bis ins 18. Jahrhundert zurückreichenden Wurzeln des Weinguts nachgespürt wird, wechseln einander Kommentar und pointierte Schilderung aus der Perspektive des Pioniers ab.

Familienalbum und prächtige Luftaufnahmen

Immer wieder werden interessante Einblicke in die Alltagskultur des Weinortes Großhöflein ermöglicht. Der nachfolgende Teil handelt von der Erfolgsgeschichte des Weinguts unter der Leitung von Andi Kollwentz. Ein kommentierter Bildteil mit beeindruckenden Luftaufnahmen zu sämtlichen Rieden des Weinguts Kollwentz bildet den fulminanten Ausklang.

Der Erfolg wurde Anton Kollwentz keineswegs in die Wiege gelegt. Im Laufe seiner Karriere vom Großhöfleiner Halterbub zum international geachteten Topwinzer hatte er mancherlei Herausforderungen zu meistern. Es ist spannend zu erfahren, wie er es nach und nach schaffte, kaiserzeitlich geprägte Strukturen zu überwinden und eigene Wege zu gehen. Schon früh erwies er sich punkto Qualitätsweinbau als Visionär. Mit seiner Ehefrau Margarete hatte er eine Partnerin an der Seite, die ihm auf seinem Erfolgsweg enorme Stütze war.

Kollwentz erstritt Cabernet Sauvignon und Merlot in Österreich

Unter den im Buch ausführlich beschriebenen Pionierleistungen ist gewiss die von Anton Kollwentz gegen den Widerstand der Behörden erfochtene Sonderbewilligung zum Anbau von Cabernet Sauvignon und der damit verbundene Erfolg mit dieser Sorte die bekannteste. Infolge seiner Initiative durfte nachfolgend auch Merlot angebaut werden.

Der Aufschwung des österreichischen Rotweins wurde in rascher Folge durch Cuvées aus diesen internationalen Sorten eingeleitet. Grundgelegt hatte diese Entwicklung Anton Kollwentz mit der erwähnten Anbaubewilligung.

Eine Vorreiterrolle spielte er auch hinsichtlich des Qualitätsweinbaus der Sorten Blaufränkisch und Zweigelt, aber auch die frühzeitige Spezialisierung auf trockene Ausbauweise der Weißweine (dies bei beträchtlichem Gegenwind). Kollwentz‘ Pionierrolle bezüglich des Lagen- respektive Herkunftsgedankens und eine Reihe weiterer herausragender Leistungen werden im Buch detailreich geschildert.

Höchst spannend nachgezeichnet ist auch die jüngere Betriebsgeschichte: Auf der Höhe seines Erfolges angekommen, hatte Anton Kollwentz die Größe, seinem talenierten Sohn Andi Kollwentz die Führung zu überlassen. Jener vermochte das
Renommee des Weinguts nicht nur auf seinem Niveau zu halten, sondern sogar noch weiter auszubauen.

Außergewöhnliche Persönlichkeit

Alles in allem handelt es sich um ein außergewöhnliches Buch über eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Das 304 Seiten umfassende Werk ist durchgehend bibliophil gestaltet, immer wieder werden doppelseitige Blicküberraschungen geboten. Der herrliche Abschlussteil mit den Luftaufnahmen der Weinberglagen rund um Großhöflein ist sublim mit Bildern von Riedenprofilen umspielt.

Vinaria Lebenswerk Trophy schon 2007

Anton Kollwentz wurde im Jahr 2007 mit der VINARIA Lebenswerk Trophy ausgezeichnet, der höchsten medialen Ehrung für herausragende vinophile Leistungen. Die Lebenswerk Trophy wurde insgesamt erst an acht Weinbau-Persönlich-keiten verliehen.

Johann Werfring: Der Weinbaupionier Anton Kollwentz.
Die Geschichte einer burgenländischen Winzerdynastie.
edition lex liszt 12, 304 Seiten, 220 Bilder, Preis: 38 Euro.
ISBN 978-3-99016-179-1