Zuerst wurde der „Jahrhundert“-Jahrgang 2022 im Bordelais immer wieder mit anderen Superjahren verglichen, gerne mit 2010. Rasch stellte sich aber heraus, dass 2022 noch viel besser werden sollte als selbst euphorische Stimmen erwarten ließen. Gut antrinkbar mit gewaltigem Lagerpotenzial.

Der milde und trockene Winter begünstigte zwar einen frühen Austrieb der Reben, war aber auch von Frostepisoden geprägt, die dank der rigorosen Bewirtschaftung der Weinberge keine nennenswerten Konsequenzen hatten. Die Gewitter im Laufe des Frühjahrs ermöglichten es, die Wasserreserven der Böden wieder aufzufüllen. Eine schnelle und gleichmäßige Blüte ging einem qualitativ hochwertigen Fruchtansatz voraus und deutete auf einen großen Jahrgang hin. 

Die heißen und trockenen Bedingungen des Sommers wirkten sich kaum auf die Weinberge aus, was auf eine intensive Modulation der Pflanzendecken zurückzuführen ist, die die Verdunstung der Böden einschränkte und die Frische der Böden bewahrte. Die im Laufe des Sommers und Ende August verzeichneten Niederschläge waren ideal, um die Reifung der Trauben wieder in Gang zu bringen. Die Weinlese begann am 6. September 2022 mit den Merlot-Trauben, die Cabernet Franc-Trauben wurden ab dem 20. September geerntet.

Die Widerstandsfähigkeit der Reben gegenüber heißen und trockenen Bedingungen ermöglichten einen Jahrgang, der durch seine Frische, Energie und Spannung besticht.