Einfach brillant! Der ausgezeichnete Jahrgang 2021 bot auch für die Sorte Muskateller tolles Potenzial. Die mit rund 150 Vertretern bestückte große Vinaria Verkostung war eine der besten bisher.

Michael Gruber © Julia Geiter

Unverwechselbar: Die mit charakteristischer Aromatik ausgestattete Sorte Muskateller zählt seit vielen Jahren zu den gefragtesten Aperitif- und Terrassenweinen Österreichs – vorwiegend als aromatische Leichtgewichte mit Unmengen Frucht und Pikanz ausgebaut, bieten sie ein ausgeprägtes Geschmackserlebnis, ohne schwer zu wirken, und besetzen damit eine Nische, die ihnen kaum eine andere Sorte streitig machen kann.

Der Hype ist ungebrochen, ein Ende des Booms scheint noch lange nicht in Sicht. 1999 gab es in ganz Österreich nur etwas mehr als 50 Hektar Rebfläche, 2009 war diese um gut 450 Prozent auf 232 Hektar angewachsen, heute sind knapp 1.400 Hektar Rebfläche mit Muskateller bestockt, womit die Sorte mittlerweile siebtwichtigste Weißweinsorte und neuntwichtigste Sorte überhaupt in Österreich ist.

In diesem Verglech sind die weiteren muskatigen Weißweinsorten Muskat-Ottonel, Muscaris sowie Blüten- und Goldmuskateller, die zusätzliche 500 Hektar zwischen sich beanspruchen, noch gar nicht berücksichtigt.

Aromatische Charmebolzen

Der aromatische Charmebolzen hat ja im Idealfall jede Menge gute Eigenschaften vorzuweisen: Neben der ebenso ausgeprägten wie charakteristischen Aromatik besitzt er üblicherweise viel Frucht und gute Säure; zudem liegt der Alkoholgehalt der Weine aus dieser in Sachen Zuckerbildung eher schwachen Sorte überwiegend im niedrigen bis mittleren Bereich.

Trotz des guten Ertrags gibt es einen bedeutenden Knackpunkt: Die entsprechend großen, schweren Trauben mit oft eng anliegenden Beeren weisen ab dem Weichwerden der Beeren eine recht hohe Fäulnisanfälligkeit auf, die selbstredend durch jede für Pilzinfektionen förderliche Wettersituation verstärkt wird. Nicht wenige Winzer gehen dieser Situation jedoch dadurch aus dem Weg, indem sie sehr früh lesen und schlankere Weine machen, die das charakteristische Bukett aber dennoch aufweisen.

Zielt man auf physiologisch vollreifes, gesundes Traubenmaterial ab, wird die Sache schon kniffeliger. Viel hängt dabei von der Lage ab: Muskateller sollte in gut durchlüfteten, durchaus höheren Lagen mit eher leichten, durchlässigen Böden stehen, wo der Fäulnisdruck deutlich geringer ist. Letzterem kann man zudem entgegenwirken, indem man die Erträge stark zügelt, was jedenfalls notwendig ist, um Weine mit einer gewissen Substanz und Länge zu erzeugen.

2021: Jahrgang mit Potenzial

Bestechend sind jedenfalls die Brillanz und Klarheit der Aromen sowie die Pikanz am Gaumen. Es gibt besonders viele duftige, transparente Sortenvertreter, wobei die 2021er in Sachen Aromatik eher dezent daherkommen, wodurch sie oft ein Plus an Eleganz aufweisen.

Fruchtausdruck und Säurebiss waren bei vielen Vertretern der Vinaria Probe sehr anregend und machten Lust auf weitere Gläser. In Sachen Frucht gibt’s in diesem Jahrgang ein durchaus breites Spektrum: neben typischen Noten von Trauben und weißen Blüten, Mandarinen und Orangen sowie Birnen waren öfters auch Hollerblüten und immer wieder dunkelwürzige Aromen Richtung Rosen, die an Traminer erinnerten, dabei.

Starke Kamp- und Kremstaler an der Spitze

Das Match um den Jahrgang 2021 entschieden die niederösterreichischen Winzer eindeutig für sich, auch wenn die Steiermark als klassische Muskateller-Herkunft in der Toplist ebenfalls gut vertreten war. Die Spitze war eng gedrängt – punktemäßig ebenso wie von der geografischen Lage der Weingüter her: Der Vertreter vom Vorspannhof Mayr in Dross lag schlussendlich gleichauf mit demjenigen vom Weingut am Berg aus Mittelberg oberhalb von Langenlois.

Beide Vertreter vereinten die positiven Eigenschaften des Jahrgangs in sich, bestachen durch physiologische Vollreife und Vielschichtigkeit wie auch viel Pikanz und steiniger Würze. Ausgesprochen eigenständig und noch ein wenig verschlossen präsentierte sich der hervorragende Rosenhügel-Muskateller von Bründlmayer in Langenlois, der viel Potenzial besitzt.

Noch mal ganz anders der unwiderstehliche, leichtfüßige und zugleich ungemein fruchtpräsente Vertreter vom Weinhof Arndorfer aus Strass mit nur elf Prozent Alkohol. Ganz knapp dahinter folgte mit Stefan Krispels feuersteinigem Rosenberg der erste Steirer aus dem Vulkanland, dicht gefolgt von Felberjörgls südsteirischem Ortswein Kitzeck-Sausal und Rixingers Wachauer Muskateller aus Spitz.

Topliste mit Potpourri aus Herkünften

Dahinter folgte ein buntes Potpourri aus Winzern und Herkünften: Mit Jatschka und Windisch platzierten sich auch zwei Weinviertler in den Top Ten, in denen Vorjahressieger Kodolitsch ebenfalls vertreten war wie die Weststeiermark durch den Peiserhof. Dahinter schließt eng an eng ein Feld aus überwiegend der Sortenspezialisten an, wobei der Kremstaler Berger, der Kamptaler Haimerl und der Traisentaler Haslinger für Überraschungen sorgten. Bemerkenswert ist die sehr hohe durchschnittliche Wertung in der heurigen Verkostung, die eine der höchsten, wenn nicht die höchste bisher darstellt.

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Topliste Muskateller & Co. Österreich 2021 (Auszug)

16,9     Weingut Am Berg                         2021 GM Mittelberg NÖ
16,9     Vorspannhof Mayr                        2021 GM NÖ
16,8     Martin & Anna Arndorfer           2021 GM NÖ
16,8     Weingut Bründlmayer                 2021 GM Ried Rosenhügel NÖ
16,7     Weingut Krispel                             2021 GM Ried Stradener Rosenberg VLST
16,6     Weingut Felberjörgl                      2021 GM Kitzeck-Sausal SST
16,6     Weingut Rixinger                          2021 MU WA
16,5     Weingut Jatschka                           2021 GM Kirchen NÖ
16,5     Weingut Kodolitsch                       2021 GM Ehrenhausen Ried Wieletsch SST
16,4     Peiserhof - Familie Strohmeier  2021 GM Ried Guntschenberg WST
16,4     Niki Windisch                                 2021 GM Ried Satzen Privat NÖ
16,3     Weingut Berger                              2021 GM NÖ
16,3     Weingut Schmölzer                       2021 GM Ried Gaisriegl SST
16,1     FJ Gritsch                                         2021 MU Spitz Federspiel WA
16,1     Weingut Müller Klöch                   2021 GM Klöch VLST
16,1     Weingut Steininger                       2021 Gelber und Roter Muskateller NÖ

Topliste Best Buy Muskateller & Co. 2021 bis 8 Euro (Auszug)

16,5     Weingut Jatschka                          2021 GM Kirchen NÖ                                € 8,00
16,0     Winzerhof Haslinger                    2021 GM NÖ                                                € 7,00
15,4     Die Schwertführerinnen              2021 GM TH                                                € 7,80
15,4     Manfred Steinschaden                 2021 GM NÖ                                                € 6,80
15,3     Winzer Krems                                 2021 GM Weinmanufaktur Krems NÖ € 7,00
15,3     Winzer Krems                                 2021 GM Kellermeister Privat NÖ        € 7,50
15,2     Weingut Weixelbaum                   2021 MO NÖ                                               € 7,90
15,1     Weingut Bannert                           2021 GM Ried Geyern NÖ                       € 8,40
15,0     Gottfried und Doris Eichberger  2021 GM NÖ                                               € 7,50
15,0     Weingut Göschl                              2021 GM BG                                                € 7,50
15,0     Weingut Hirtl                                  2021 GM NÖ                                               € 7,70
15,0     Weingut Schmid                             2021 GM art of essentials NÖ                € 7,90
14,9     Lenz Moser                                       2021 GM NÖ                                              € 7,99
14,9     Weinbau Steurer-Maier                 2021 GM NÖ                                              € 6,00

Martin und Anna Arndorfer © Michael Büchling
Willi Bründlmayer © Anna Stöcher
Stefan Krispel © Weingut Krispel
Christine und Hans-Peter Temmel vom Weingut Felberjörgl © Johannes Sommer
Friedrich Rixinger © Siebenhandl
Sabrina und Sebastian Jatschka © Astrid Bartl
Mario Weber vom Weingut Kodolitsch © Werner Krug
Familie Strohmeier vom Peiserhof: im Hintergrund Maria Strohmeier, links hinten Christa und Josef, rechts hinten Karin und Michael, vorne Leonie und Tobias. © Christian Freydl
Niki Windisch © Alexander Seidl
Katharina, Maximilian, Michaela und Erich Berger © POV
Gustav und Nicole Schneeberger © Michael Schaffer-Warga
Gotthard und Julia Eichberger © Astrid Bartl
Franz Josef Gritsch © Weingut FJ Gritsch
Stefan Müller © Weingut Müller
Manfred Steinschaden © Weingut Steinschaden
Peter und Eva Steininger © Leonardo Ramirez
Winzer Krems: Obmann Florian Stoeger Geschäftsführer Ludwig Holzer. © Robert Herbst
Heinz Weixelbaum und seine Frau Gabi mit Sohn Paul und Tochter Theresa. © Weingut Weixelbaum
Sigrid und Kerstin Schwertführer © Adrian Almasan
Jürgen Haslinger © Winzerhof Haslinger
Ried Gebling © Robert Herbst