WILLI BRÜNDLMAYER, Weingut Bründlmayer, Langenlois (Kamptal)

Vinaria: Ihr ausgezeichneter Muskateller stammt aus der Riede Rosenhügel – was zeichnet diese aus?

Willi Bründlmayer: Riede Rosenhügel liegt auf einem Geländerücken aus mächtigem, kalkreichem Löss sowie einigen dünnen Kieslagen südlich von Langenlois, direkt an das Gemeindegebiet angrenzend. Es ist ein sanfter Bergrücken, der von Gobelsburg Richtung Langenlois führt und von Gobelsburg kommend zuerst Ried Spiegel genannt wird, danach Panzaun und südlich von Langenlois dann Rosenhügel. Angesichts des guten Bodens ist die verbeugende Botrytis-Vermeidung wichtig. Sollte Botrytis allerdings an die Tür klopfen, so muss man nicht verzweifeln, der Weingarten produziert dann herausragende Süßweine.

Vinaria: Wie lange haben Sie Muskateller bereits im Sortiment, welche Rolle spielt die Sorte?

Willi Bründlmayer: Die Fläche von rund 80 Ar haben wir seit 1992 von unserem Grundstücksnachbarn gepachtet. Auf Wunsch unseres früheren Kellermeisters Josef Knorr hatten wir in kleinem Quartier dessen Lieblingssorte Muskateller gepflanzt. Da der Muskateller in den früheren Jahrhunderten klassischer Bestandteil des Langenloiser Gemischten Satzes war, war ich gespannt auf das Ergebnis. In der Folge entstanden in kleiner Charge zahlreiche tolle Weine, einige legendär. Wir pflegen dieses Kleinod mit großer Sorgfalt, haben aber nicht vor, den Anbau des Muskatellers in unseren Weingärten auszuweiten, er wird eine Spezialität bleiben.

Vinaria: Wie agiert man im Weingarten, um physiologisch reife Beeren mit guter Konzentration zu erhalten?

Willi Bründlmayer: Wir praktizieren die Traubenhalbierung, wodurch wir verhindern, dass die Trauben in der Mitte zu faulen beginnen. Die Ernte erfolgt in selektiver Handlese, wo die Trauben sorgfältig in kleine Kistchen gelegt, ohne dass sie dabei zerquetscht werden. 2021 war der Muskateller sehr gesund und trotzdem reif. Neben der Traubenhalbierung wurden frühzeitig die Blätter rund um die Trauben entfernt, sodass sich eine dicke widerstandsfähige Beerenhaut entwickelte. Durch die gesunde Beerenhaut konnte die sechsstündige Mazeration vor dem Pressen die Extraktion der feinen Muskatelleraromen nochmals verbessern, ohne dabei rustikal zu werden.

Vinaria: Ein paar Tipps für gewagte Kombinationen von Muskateller und Speisen?

Willi Bründlmayer: Hier darf ich auf Input von unserem Thomas Klinger zurückgreifen, der meint: Generell wäre ich bei sanft saisonierten Salaten mit Früchten wie Granatapfelkernen oder Waldbeeren. Aber auch mit Meeresfrüchten, bis hin zu Seeigel in pazifisch-japanischer Art mit reifem Muskateller. Weiters Ceviches, Woks mit Fisch, Seafood oder hellem Fleisch oder zu Nachspeisen mit vielen frischen Früchten und ganz wenig Teig.

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MARTIN ARNDORFER, Weingut Arndorfer, Strass (Kamptal)

Vinaria: Ihr Gelber Muskateller 2021 stach durch Süffigkeit und Eigenständigkeit heraus – wie wird er gemacht?

Martin Arndorfer: Unser Zugang zum Wein ist sehr stark mit der Natur verbunden. Die Natur ist das stärkste und wertvollste Element, mit dem wir als Winzer in der Produktion zu tun haben. Aus dieser Erkenntnis wollen wir mit ihr zusammenarbeiten und ihr vertrauen. Dies hilft uns den natürlichen Geschmack der Traube zu transportieren und damit die Saftigkeit der Frucht zu bewahren. Die Verarbeitung erfolgt sehr behutsam per Schwerkraft über fünf Ebenen. Die Trauben bleiben vor der Pressung einige Stunden angepresst stehen, um mehr Geschmack von der Schale auszulaugen. Vergoren wird ausschließlich mit natürlichen Hefen, während der Gärung ist kein Maischekontakt. Größtenteils vergärt und reift der Wein in Edelstahltanks, teilweise auch in Edelstahlfässer, um einen intensiveren Hefekontakt zu haben. Der Wein bleibt bis zur Füllung auf der Hefe. Wir verzichten seit 2014 komplett auf Zusätze im Keller.

Vinaria: Wie bekommt man so viel Geschmack in einen derart leichten Wein mit nur 11 % vol. Alk.?

Martin Arndorfer: Wenig Alkohol und viel Geschmack finden wir persönlich extrem reizend. Wir sehen es als das Ergebnis von jahrzehntelanger Arbeit im Weingarten, dass uns lebendige Böden und ausgewogene Reben geschmackvollere Trauben schenken. Damit ist Alkohol als Geschmacksträger nicht mehr so bedeutend, und die Weine werden bekömmlicher.

Vinaria: Seit wann gibt es Muskateller im Hause Arndorfer?

Martin Arndorfer: Der erste Jahrgang Muskateller war 1999. er hat immer seine Bedeutung in der Sortenvielfalt gehabt, ohne jedoch einen Fokus zu haben. Durch die Frucht und Saftigkeit sehen wir ihn eher als Trinkspaß-Wein, der bekömmlich und dennoch anhaltend ist. Quasi Traubensaft für Volljährige. Persönlich finden wir die Sorte auch besonders attraktiv in Hinblick auf Maischegärung.

Vinaria: Sie erzeugen ja verschiedene Weinlinien, welche sind das?

Martin Arndorfer: Die verschiedenen Weinlinien zeigen einerseits die Geschichte des Betriebes und andererseits die Entwicklung von Anna und mir:
Die Weinhof Weine waren ursprünglich das Fundament, das meine Eltern geschaffen haben, klassische Kamptaler Weine.
Die Charakterweine sind von ausgewählten Lagen und Weingärten, ohne Maischekontakt bei der Gärung, dennoch unfiltriert und naturbelassen.
Die Naturweine sind Weine, die zumindest teilweise auf der Maische vergären, manchmal mehr oder weniger intensiv, aber sichtbar naturtrüb gefüllt werden.
Bei Fuchs und Hase produzieren wir gemeinsam mit Alwin und Stefanie Jurtschitsch ausschließlich Petillant Naturel – prickelnden Wein ohne Zusatz von Hefe und Zucker.

2021 Gelber Muskateller, Weinhof Martin & Anna Arndorfer (Straß)
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