Das in den beiden jüngsten Vinaria Degustationen der Premium-Rotweine erreichte hohe Niveau konnte bei der aktuellen Premium Verkostung eindrucksvoll bestätigt werden.

Herbert Triebaumer (rechts) mit Bruder Gerhard © Mang Stefan

Ja, die brillanten 2019er haben an der Spitze noch einmal für eine Steigerung gesorgt. Überraschend kam hingegen die nahezu durchwegs solide Vorstellung der roten Gewächse aus dem doch weitaus schwierigeren Jahrgang 2020.

Dicht gedrängte Spitze: Traditionell steht am Beginn der Betrachtungen das erreichte Durchschnittsniveau, ist es doch für die Konsumenten der springende Punkt. Erneut gelangen die markantesten Qualitätsschübe im mittleren bis gehobenen Bereich, zwischen 15 und 17 Punkten. Zwischen dem vierten und 13. Platz langen ganze zwei Zehntelpunkte.

Vor allem die 2019er sollten sehr gute Ausbaureserven besitzen und zumindest Potenzial für die nächsten 15 bis 20 Jahre besitzen. Wer ganz sicher gehen möchte, wählt einen von Vinaria mit 17 Punkten aufwärts bewerteten österreichischen Rotwein.

2019 dürfte vielleicht punkto Dichte und schierer Power ein Quäntchen hinter den ebenfalls ausgezeichneten 2017ern oder 2011ern liegen, was aber durch die höhere Eleganz und feinere Struktur mehr als wettgemacht wird.

Ernst Triebaumer, Gerhard Markowitsch, Georg Prieler

Beispielsweise den punkto puristischer Eleganz unantastbaren Siegerwein dieser großen Verkostung, den bereits legendären Mariental von Ernst Triebaumer. Oder den extravaganten, mit tiefen Fruchtaromen prunkenden Sieger Silber, den Meditationswein M1 von Gerhard Markowitsch. Gerne auch den Sieger Bronze, den finessenreichen, vielschichtigen Goldberg von Georg Prieler, die allesamt auf das Eindrucksvollste bestätigen werden, wie weit der österreichische Rotwein in den vergangenen Jahren gekommen ist.

Als bester 2018er der Degustation folgt ein Fels in der Brandung unter den österreichischen Rotweinen, der „G“ von Albert Gesellmann aus Deutschkreutz am herausragenden vierten Platz. Ex aequo mit zwei 2019ern, dem Ried Plachen, Blaufränkisch Flaggschiff von Regina und Günter Triebaumer aus Rust sowie dem Überraschungswein dieser Verkostung, One Step more von Niki Windisch aus dem Weinviertel – alle mit satten 18 Punkten.

Überraschung aus dem Weinviertel: Niki Windisch

Die große Überraschung lieferte dieser „One step more“ benannte Spitzenwein des Großengersdorfer Rotweinspezialisten Niki Windisch, mit dem sich erstmals ein Weinviertler unter den drei besten Blaufränkischen einreihen konnte. Er sprengte die Gebietsdominanz seiner Mitbewerber mit dem Blaufänkischen ebenso wie er es in den Vorjahren immer wieder auch mit seinem Rieden-Muskateller geschafft hatte.

Unschlagbare Blaufränkische?

Einmal mehr waren die Repräsentanten der führenden österreichischen Rotweinrebe Blaufränkisch an der Spitze prominent vertreten, wenngleich nicht so dominant wie in früheren Degustationen. Breit gestreut waren die Herkünfte der roten Spitzengewächse, sind doch unter den allerbesten Weine aus Rust, vom Leithagebirge, dem Seewinkel und Mittelburgenland sowie aus Carnuntum anzutreffen.

Die vielfach noch unterschätzte Rotweinsorte Zweigelt konnte sowohl im überragenden Jahrgang 2019 als auch aus 2020 an der Spitze wie in der Breite reüssieren. So saftige und elegante Zweigelt wie jene der Carnuntiner Weingüter Gerhard Markowitsch und Philipp Grassl oder des Schlossweingutes Gobelsburg wurden noch selten verkostet.

Unterschätzte Zweigelt konnten überzeugen

Auch die Weine der Weinviertler Betriebe Christoph Bauer und Jordan sowie der Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein sollten auch verwöhnte Gaumen überzeugen. Was ebenso für die Gewächse des steirischen Individualisten Josef Scharl, des Illmitzer Newcomers Alexander Egermann und des Hollenburger Winzers Meinhard Forstreiter gilt, dessen tadelloser Zweigelt zudem überaus preiswert ist.

Von den Bordelaiser Globetrottern haben der 2019er Blend und der Merlot aus den Ruster Lagen der Weinmanufaktur Follner ebenso besonders gefallen wie der sogar aus dem Jahr 2020 stammende Cabernet von Alexander Leberl und die Weine des bereits zuvor erwähnten Alexander Egermann. Die besten Syrah stellten Rainer Christ aus Wien sowie die burgenländischen Weingüter Hundsdorfer und Reinfeld.

Burgundischer Aufschwung

Das Match der Sorten, das in der Vergangenheit meist St. Laurent für sich entschied, war heuer ausgeglichen: Während bei den 2020ern die Laurents die Nase vorne hatten, gab es bei den Reserven einen deutlichen Überhang an Pinot Noir in der Top-Liste.

Im Spitzenfeld dominierten Sortenspezialisten, allen voran das Tattendorfer Weingut Johanneshof Reinisch bei beiden Sorten; selbiges gilt für den Golser Aufsteiger Markus Iro. Philipp Grassl brillierte erwartungsgemäß bei St. Laurent, das Weingut Juris mit der Cuvée St. Georg. Für tolle Überraschungen sorgten das Weingut Schlösinger aus Gramatneusiedl sowie Huber-Spitzer aus der Thermenregion.

 

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Georg Prieler aus Schützen am Gebirge © Weingut Prieler
Sieger Silber mit seiner Rotweinlegende M1: Spitzenwinzer Gerhard Markowitsch. © Stefan Feichtinger
Albert Gesellmann aus Deutschkreutz © Weingut Gesellmann
Regina und Günter Triebaumer © Steve Haider
Niki Windisch © Alexander Seidl
Werner Achs © Weingut Werner Achs
Silvia Heinrich © Weingut Silvia Heinrich
Melitta und Joe Igler © Weingut Josef Igler
Ingrid und Markus Iro © Matthias Heisler
Anton Hundsdorfer jun., Lukas Hundsdorfer © www.stefanjiham.com
Alexander Egermann © Steve Haider
Rainer Christ © Thomas Hantke
Andrea, Stefan Andreas und Stefan Lang © Sebastian Philipp
Katahrina Baumgartner © Markus Kucera
Johann Schlösinger © Weingut Johann Schlösinger
Ludwig Follner © Weingut Follner
Philipp Grassl © Steve Haider
Michaela und Alexander Leberl © Weingut Leberl
Katja Bernegger und Patrick Bayer vin In Signo Leonis © Rainer Mirau
Hans Nittnaus © David Schreyer
Uwe Schiefer © Weingut Schiefer
Michael, Sebastian, Christian, Thomas und Hannes Reinisch vom Johanneshof. © Julius Hirtzberger
Anna und Clemens Reisner vom Weingut Igler © Studio Brisk