Nachdem der Wiener Gemischte Satz in den beiden letzten Jahrzehnten seine verdiente Wertschätzung erfahren hat und auch sein rechtlicher Status geregelt wurde, ist er endgültig als Spezialität in der österreichischen Weinszene verankert. Ergänzt wurde diese bereits traditionelle Vinaria-Degustation diesmal durch Wiener Weine aus weißen Burgundersorten.

Nach der Renaissance des Wiener Gemischten Satzes und seiner Institutionalisierung als DAC-Herkunft war die Definition der Qualitätsstufen nach herkunftsbezogenen Kriterien der nächste logische Schritt, und zwar nicht nur aus rechtlicher Sicht, sondern auch zur Vereinfachung der Vermarktung. Je nach Herkunftsangabe werden somit Gebiets-, Orts- und Riedenweine unterschieden. Während die Wiener Gebietsweine keine weitere Ortsangabe führen dürfen, definieren sich die Ortsweine über sieben Herkünfte, nämlich die Ortsteile Nussberg, Grinzing, Sievering, Neustift, Maurerberg, Laaerberg und Bisamberg. Die höchste Stufe dieser drei Kategorien ist schließlich den aus einer der 140 genau abgegrenzten Wiener Lagen stammenden Riedenweinen vorbehalten, welche im Gemischten Satz ausgepflanzt sind.

Qualitätsdichte trotz schwierigen Jahrgangs

Das Weinjahr 2024 hatte mit der langen sommerlichen Hitzeperiode und Trockenheit, einem Hagelschlag am Nussberg knapp vor der Lese und den noch allseits gegenwärtigen sintflutartigen Regenfällen gegen Mitte September auch in Wien einige Widrigkeiten aufzuweisen. Nach einer deutlich verringerten Erntemenge konnten die allermeisten Repräsentanten des Mittelbaus mit mittlerem bis kräftigem Volumen und passendem Säurerückgrat aufwarten.

Überraschende Ortsweine

An der Spitze der Ortsweine fand sich gewissermaßen ein Quartett vom Maurerberg, Bisamberg und aus Döbling ein, womit gleich geklärt scheint, dass sich keine Vorteile für eine bestimmte Herkunft abgezeichnet haben. Ganz an der Spitze lagen also die am weitesten voneinander entfernten Ortsweine aus Mauer und Floridsdorf in Gestalt des ungemein charmanten wie ausgewogenen Maurerberg von Michael Edlmoser und des glockenklaren, vor heller Frucht sprühenden Bisamberg von Rainer Christ

Der bis dato als Reisenberg vermarktete Grinzinger von Peter Uhler, in dem das wiederbelebte Grinzinger Setzmuster ein höchst individuelles Ganzes ergeben hat, und der hellfruchtige und feinmaschige Nussberg vom Roten Haus komplettieren das Viergespann von Ortsweinen, die allesamt mit viel Charme und Spannung über den Gaumen perlen. 

Viel Trinkspaß versprechen außerdem der blumige und einschmeichelnde Maurerberg vom Weingut Wiltschko und der schotig-pikante Neustifter, ehemals Ried Mitterberg, des letzten Sieveringer Mohikaners Roland Kroiss sowie der einerseits schon aparte, andererseits noch etwas strenge Bisamberg von Fritz Wieninger, der auch den Stil des Hauses schon gut widerspiegelt.

Die Spitze des Wiener Stufenbaus

Auch hier gab es eine kleine Überraschung in Form des höchst nuancenreichen und vielschichtigen Gemischten Satzes von Peter Uhler, der in der Nussberger Spitzenriede Obere Schos heranreift, und im Finale aufgrund seiner Finesse und des Zusammenspiels von tiefen Fruchtaromen mit kreidiger Lagentypizität vorne lag. Nach den bereits zuvor hervorgehobenen Ortsweinen von Edlmoser und Christ brillierte mit dem Sieveringer Reissern des Weingutes Kroiss sozusagen ein weiterer Newcomer, der jugendlichen Überschwang mit schotigen Akzenten sowie erstaunlichem Extraktreichtum und viel Temperament verband. 

Ganz anders, aber ebenfalls sehr attraktiv, präsentierte sich der „burgundisches Feeling“ verbreitende Langteufel vom Roten Haus, wobei jedoch auch die fruchtigen Akzente nicht zu kurz kamen. Von den drei tadellosen Lagenweinen des Maurer Zampanos Michael Edlmoser, die es allesamt in die Finalverkostung schafften, hatte vorerst der glasklare, kühle Eleganz verströmende 2023er Himmel die Nase vorne, was sich freilich in den nächsten Jahren noch ändern könnte. 

Nahezu gleichauf lagen zum Verkostungszeitpunkt die beiden Nussberger Premiumweine von Fritz Wieninger: Während der zunächst recht reduktive 2023er Ulm gar nicht so lang benötigte, um einen Reigen heller Fruchtaromen hervor zu zaubern, fiel dies dem juvenilen 2024er Rosengartel deutlich schwerer, dennoch sollte er nach seinem Auftauen aufgrund der rieslingartigen Steinobst-Note und der ihm immanenten noblen Textur über kurz oder lang den größeren Nussberger ergeben. 

Knapp an der Vier Sterne-Grenze lagen die beiden völlig unterschiedlichen Finalweine von Fuhrgassl-Huber. Straff und burschikos sowie animierend präsentierte sich der originelle Neuberg, gewichtig und rauchig unterlegt hingegen die typischen Nussberger Charakter wiedergebende Ried Gollin.

 

Top Gebietsweine

15,8Weingut Rotes Haus2024 Wiener Gemischter Satz 

 

Top Ortsweine

17,4Weingut Edlmoser2024 Wiener Gemischter Satz Maurerberg
17,3Weingut Christ 2024 Wiener Gemischter Satz Bisamberg
16,9Weingut Uhler2024 Wiener Gemischter Satz Grinzing
16,7Weingut Rotes Haus2024 Wiener Gemischter Satz Nussberg
16,4Weingut Wieninger2024 Wiener Gemischter Satz Bisamberg
16,2Weingut Kroiss2024 Wiener Gemischter Satz  Neustift

 

Top Riedenweine

17,6Weingut Uhler2023 Wiener Gemischter Satz Ried Obere Schos
17,3Weingut Kroiss 2024 Wiener Gemischter Satz Ried Reissern
17,2Weingut Edlmoser2023 Wiener Gemischter Satz Ried Himmel 1ÖTW
17,2Weingut Rotes Haus2023 Wiener Gemischter Satz Ried Langsatz 1ÖTW
17,0Weingut Edlmoser2023 Wiener Gemischter Satz Ried Sätzen 1ÖTW 
16,9Weingut Wieninger2024 Wiener Gemischter Satz Ried Rosengartel 1ÖTW
16,9Weingut Edlmoser2024 Wiener Gemischter Satz Ried Himmel 1ÖTW
16,8Weingut Wieninger2023 Wiener Gemischter Satz Ried Ulm 1ÖTW
16,7Weingut Franz Michael Mayer2024 Wiener Gemischter Satz Ried Preussen
16,6Weingut Fuhrgassl-Huber2024 Wiener Gemischter Satz Ried Mitterberg
16,5Weingut Christ2023 Wiener Gemischter Satz Ried Wiesthalen 1ÖTW

 

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Himmlische Riedenweine wie auch Preis-Leistungs-Weine erzeugt Michael Edlmoser. © Weingut Edlmoser
Rainer Christ begeistert mit Wiener Gemischter Satz. © Weingut Christ
Seit Jahrzehnten eine Fixgöße unter den Wiener Winzern: Fritz Wieninger © Weingut Wieninger
Top-Team von Mayer am Pfarrplatz und Rotes Haus (v.l.): Vertriebsleiter Paul Kiefer, Önologe Dragos Pavelescu, Geschäftsführer Thomas Podsednik und Pascal Raab (Vertrieb; hinten stehend) © Julius Hirtzberger
Thomas Huber vom Weingut Fuhrgassl-Huber © Weingut Fuhrgassl-Huber
Julia, Erika und Roland Kroiss aus Sievering © Steve Haider
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