Von Singapur bis zum Vereinigten Königreich, von Australien bis Hongkong: Die OIV (Organisation für Rebe und Wein) erstellte eine Karte der wichtigsten Umschlagszentren für Wein weltweit. Diese bewegen einen Umsatz von fast 5 Milliarden Euro.

Eine Ware aus dem Ausland zu importieren und dann wieder zu exportieren, nennt man Reexport. Dieser Mechanismus des internationalen Handels hat seine eigene Bedeutung, da er auch im Weinsektor einen erheblichen Teil des Welthandels ausmacht. Die OIV schätzt diesen Handels auf 14 Millionen Hektoliter, über 13 Prozent des gesamten in die Welt exportierten Weins (im Volumen von rund 105 Millionen Hektoliter).

Die globalen Angelpunkte der Reexporte sind die sogenannten Wine Hubs in Ländern, die selten große Weinproduzenten sind: Hongkong, Singapur, Großbritannien, aber auch Belgien und Dänemark bis hin zu weniger erwarteten Ländern wie Australien, Deutschland, Lettland und Litauen (für den russischen Markt; derzeit unterbrochen), Kanada und Angola (für Afrika).

Großbritannien ist das einflussreichste Drehkreuz Europas

Das Vereinigte Königreich ist nicht nur ein wichtiger Verbraucher von Wein, sondern mit 57,5 Millionen verkauften Litern und einem Umsatz von 550 Millionen Euro einer der Hauptakteure bei der Wiederausfuhr von Wein – dem Reexport. Ein strategischer Knotenpunkt, an dem Fassweine der unteren Preisklassen nach Dänemark und in die Niederlande weiterverkauft werden, Premiumweine nach Hongkong und in die USA.

Ein weiteres Beispiel ist Australien, einer der größten Weinproduzenten (fünfter Platz nach OIV-Daten), der als Handelszentrum für Weine dient, die aus Neuseeland importiert und dann wieder nach Großbritannien und in die Vereinigten Staaten exportiert werden. 55 Prozent der aus Australien importierten Weine stammen nämlich aus Neuseeland; ein Teil dieser Mengen wird sogar in Australien abgefüllt und ins Ausland weiterverkauft.

Singapurs wachsendes Gewicht und Hongkongs Niedergang

Singapur ist eines der wichtigsten Drehkreuze für den Weinmarkt im asiatischen Raum. Im Durchschnitt wurden zwischen 2018 und 2023 satte 32 Millionen Liter pro Jahr importiert, von denen fast 16 Millionen wieder exportiert wurden. Im Wert von über 470 Millionen Euro, zu Preisen pro Liter von rund 29 Euro (!). Frankreich, Australien und Italien sind die größten Lieferanten, während Japan (45 Prozent des Wertes), Hongkong und Australien die Abnehmer von Wein sind, der aus Singapur reexportiert wird.

Wie die OIV in ihrer Analyse erhob, hat Hongkong nach zwanzig Jahren ununterbrochenen Wachstums unter den Auswirkungen eines Rückgangs des chinesischen Konsums gelitten. Heute verkauft die Metropole Wein für 10 Millionen Liter weiter, aber mit einem hohen Literwert (22,6 Euro), was den Umsatz auf über 240 Millionen Euro bringt. Hongkong ist zudem ein wichtiges Sortierzentrum für Wein.

Der seltsame Fall Deutschlands und der Aufstieg Belgiens

Deutschland ist auch ein bedeutender Weinexporteur, insbesondere nach Holland, Belgien, Großbritannien, Schweden und in die USA. Bemerkenswert ist der Aufstieg Belgiens, das heute trotz einer minimalen Eigenproduktion (nur 2 Millionen Liter) mit Reexporten von 90,7 Millionen Litern im Wert von 359 Millionen Euro Rang 13 unter den Wein-Reexporteuren belegt. Es war der Brexit, der Belgiens Rolle als Logistikdrehscheibe rapide ausbaute, vor allem Champagner und Prosecco nach Großbritannien.

Vertrieb als kritischer und unterschätzter Aspekt

In einer Branche, in der die Fertigung traditionell im Mittelpunkt steht, wird der Vertrieb zu einem unterschätzten Faktor. "Der Zugang zu soliden Vertriebsnetzen beeinflusst die Marktreichweite und die Rentabilität, was sich auf alle Trauben- und Weinproduzenten auswirkt. Die Fähigkeit, den Endverbraucher effektiv zu erreichen, ist für die  Lebensfähigkeit des Sektors  grundlegend", schreibt die OIV in ihrer Analyse.

Quelle: OIV

Hong Kong hat einiges Potenzial an Singapur verloren, bleibt aber wichtig wegen China. © Shutterstock
London ist Europas wichtigster Umschlagplatz für Weine, vor allem RichtungUSA und Benelux. © Shutterstock
Singapur ist eine Wein-Drehscheibe für den weltweiten Markt, nicht nur für Asien. © Shutterstock