Begehrt und als Fixpunkt im Rahmen des Wachau GOURMETfestivals gelten die raren Vertikalen des Loibners Top-Weinguts Knoll in Unterloiben. Heuer standen die Jahrgänge 1999, 2009 und 2019 im Mittelpunkt.

Das Motiv der legendären Knoll-Etiketten ziert der Heilige Urbanus, verewigt auch auf einem prächtigen Holzfass im Keller. © Weingut Knoll

Vinaria Lebenswerk-Preisträger Emmerich Knoll hat zum Wein-Hochamt seiner legendären Lagenweine in das benachbarte Restaurant Loibnerhof geladen. Pandemiebedingt liegt man im laufenden Verkostungsmodus ein Jahr zurück. Aber dies erwies sich als ein großer Vorteil, hatte nun der jüngste, noch sehr primärfruchtig geprägte Jahrgang etwas mehr Zeit zur Entfaltung gehabt.

Die Erwartungshaltung war hoch, zeichnete sich doch ein weiteres Verkostungshighlight ab, ganz in der Nachfolge der legendären Siebener-Jahrgangstrio-Verkostung. Die brennende Frage lautete: Setzt sich die Legende der Neunerjahre fort? Herausfordernd hoch ist die Konstante der bisherigen Top-Neunerjahrgänge, beginnend mit 1949, 1959 (historisch!), 1969 und 1979, die nur vom 1989er-Ausreißer unterbrochen wurde. Die Antwort am Ende der Verkostung war klar und eindeutig: Ja, die Neunerlegende lebt!

Dies vor allem mit dem fulminanten Jahrgang 2019, der zu Recht den Titel des Jahrhundertjahrgangs trägt. Der Blick auf die 2009er- und 1999er-Weine stellt sich jedoch etwas differenzierter dar. In diesen Dezennien war vieles in Bewegung, und die Rahmenbedingungen von Klimaentwicklung und Produktionsverfahren änderten oder entwickelten sich weiter. Die Knoll-Vertikale im bildsprachlichen Sinne ist ein Spiegelbild dieser neuen Entwicklung, und das zum Teil mit überraschenden Ergebnissen.

Zu den Jahrgängen

Die Wetterverhältnisse sowie die Vegetationsverläufe der drei Neunerjahrgänge waren in der Wachau sehr unterschiedlich. Da in den Vinaria Vintage Charts sowie auf Online-Plattformen (www.vinea-wachau.at) umfassende Jahrgangsbeschreibungen abrufbar sind, werden nachfolgend nur jene Faktoren hervorgehoben, die die Charakteristik der verkosteten Weine maßgeblich kennzeichnen.

2019 – Der historische Jahrhundertjahrgang

Das warme Jahr war geprägt von Trockenperioden mit dem heißesten Juni seit den meteorologischen Messungen von 1767, gefolgt von vielen Gewittern und von mitunter sintflutartigen Regenfällen im ganzen Sommer. Die Ernte verlief bei sehr guter Traubenreife normal bei warmem wie trockenem September- und Oktoberwetter. Entscheidend für die Stilistik der Weine, die mit exzellenter Fruchtigkeit, Dichte und Spannung glänzen, war die ausgeprägte Nachtabkühlung in der Spätphase der Traubenreife.

2009 – Großes Jahr mit Wetterkapriolen

Ein sehr niederschlagsreicher Sommer mit Donauhochwasser und teils schweren Vermurungen prägte das Jahr. Die feuchte und warme Witterung im September brachte starken Botrytisbefall (Riesling) mit hohen Mostgewichten bei insgesamt geringer Erntemenge. Gute Säurewerte geben heute den gereiften Weinen eine feine Fruchtstruktur.

1999 – Der Klassiker

Schöne Sommermonate mit guter Niederschlagsverteilung und ein außergewöhnlich sonniger September sind die Basis für einen ausgezeichneten Jahrgang. Elegante Rieslinge und reife, geschmeidige Grüne Veltliner bereiten heute mit dichtem Fruchtschmelz samt feiner Struktur viel Trinkgenuss.

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Ried Schütt © Weingut Knoll