In Markus Hubers Weinbau-Leitbetrieb im Traisental (Niederösterreich) präsentierten Start Ups und Wissenschafter der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) neue, innovative Ansätze zur biologischen Weingarten-Bewirtschaftung.

Seit 2011 beschäftigt sich Markus Hubermit Bio-Weinbau sowie mit allen möglichen Maßnahmen, die seinen Weingärten gut tun. Mittlerweile ist Huber ein zertifiziertes Bio-Weingut; die Möglichkeiten für eine ökologische und nachhaltige Bewirtschaftung haben sich dementsprechend vervielfältigt.

So kam Markus Huber die Idee, hochrangige Referenten einzuladen, die gerne über ihre Expertise zum Thema Biodiversität und Mikroorganismen berichten. Durch die Verwendung von Mikroorganismen und Kräuterextrakten konnte der Einsatz von Pflanzenschutzmittel im Weingut Huber um bis zu 50 Prozent gesenkt werden.

Bernhard Becherer, Gründer der Firma„ Wir Nordwälder GmbH“, auf die Wichtigkeitdes zu nährenden und zu schützenden Bodens hin. Aus diesem Grund achtet Becherer mit seinen innovativen Produkten (regenerative Mikroorganismen) stets auf die Gesundheit des Bodens. Eine wichtige Rolle für einen geschlossenen Kreislauf spielen dabei neben Mikroorganismen auch Pilze und Kleinstlebewesen.

Menschen-Gesundheit beginnt im Boden

Das Zusammenspiel dieser Parameter ist eine wichtige Grundlage für einen ausgewogenen Boden, auf dem die Weinreben bestens gedeihen können.„Das lange und kalte Frühjah rim Jahr 2021war eine enorme Prüfung für die Weinreben. Die Weinstöcke mussten mit der langen Kälte und anschließenden plötzlichen Wärme umgehen, was normalerweise zu einem starken Auftreten von Chlorose führen würde. „Durch die vorbeugende Ausbringung von regenerativen Mikroorganismen konnte ich dies in meinen Weingärten aber Großteils verhindern“ erklärte dazu Markus Huber, weil: „Beim Boden beginnt die Gesundheit des Menschen.“

Weitere Antworten lieferte Dr. Michaela Griesser von der BOKU in Wien. In ihrem Department für Nutzpflanzen-Wissenschaften (Abteilung Wein- und Obstbau) wird zu diesem Thema geforscht und untersucht. Kernfrage: „Können sich Weinreben gegenseitig alarmieren und so ihre Abwehrkräfte bei Krankheits- und Schädlingsbefall aktivieren?“ lautete eine der

Zu Beginn muss zwischen permanenter und induzierter Pflanzenabwehr unterschieden werden. Die permanente Pflanzenabwehr ist das Potential der Pflanze, hier investiert die Pflanze in ihre Struktur. Bei der induzierten Pflanzenabwehr kommen Einflüsse von außen ins Spiel. „Es ist eine komplexe Welt, die Regulationsmechanismen der Pflanzen sind nicht unabhängig voneinander“, so Griesser.

Wurzeln als Kommunikatons-Kanäle

Primär- und Sekundärmetabolismus sind enger miteinander verbunden sind als bisher gedacht. Wichtig sind auch die volatilen Substanzen, diese bewahren die Pflanzen vor Schädlingen, locken Nützlinge an und sind zuständig für die „Pflanzen-Pflanzen-Kommunikation“. Die Forscherin sieht im richtigen Umgang mit volatilen Substanzen die Zukunft einer smarten Landwirtschaft.

Zum Thema Boden ist auch Griesser der Meinung, dass vielmehr die natürlichen Prozesse benutzt werden sollten, um den Einsatz von Pflanzenschutz verringern zu können: „Die Pflanzen kommunizieren mit den Bodenmikroorganismen und vice versa. Die Wurzelexudate gelten als die wichtigste Form der Kommunikation.

Zum Abschluss ihres Vortrages wies die Biologin darauf hin, dass wir uns in einer sehr dynamischen Zeit bewegen. Die Forschung und die Erfahrungen seien sehr wichtig, vor allem in der Landwirtschaft. Langfristige und nachhaltige Lösungen, vor allem in der Bewässerung, sind notwendig. „Meiner Meinung nach sind die Winzer, die oft nachhaltig in Generationen denken, in dieser Hinsicht aber durchaus offen“, erklärt sie abschließend.

Kräuterextrakte für die Widerstandsfähigkeit

Fritz Buder von der Firma KE-LAB aus dem Mostviertel präsentierte  den Einsatz von Kräuterextrakten zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Weinreben. Das Ziel ist auch hier ein deutlich verringerter Bedarf an Pflanzenschutzmitteln. Im  einem vorgestellten Extrakt stecken 44 Mostviertler Bio-Kräuter, es werden keine Substanzen hinzugefügt oder entfernt.

„Abgestimmt auf den jeweiligen Einsatzbereich, wird es so möglich, das Milieu wieder ein Stück mehr zum Positiven zu verändern. Es eröffnet sich dadurch eine Vielzahl an

Anwendungsmöglichkeiten. Diese reichen vom Einsatz zur Bodenverbesserung, der Behandlung von Pflanzen, einer Wirtschaftsdünger-Aufbereitung, bis hin zur Tierfütterung, und für sämtliche landwirtschaftliche Kulturen, ob im Ackerbau, Obst- und Gemüseanbau oder Weinbau“, erklärt Buder den Einsatz von Kräuterextrakten in der Landwirtschaft. Weinstöcke zum Beispiel werden so widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und Schädlingen.

Von der Haubenküche zum Feldversuch

Zu ausgewählten Weinen vom Weingut Markus Huber präsentierte 3-Hauben-Koch Mike Nährer Auszüge seiner Gerichte aus den „Mostviertler Feldversuchen“, einer experimentierfreudigen Veranstaltungsserie mit „Farm to Table“-Produkten aus den Huberischen Weingärten und der nahen Umgebung des Traisentals. Näher ist einer der Ideengeber für diese vielbeachtete Eventreihe.

Markus Dürnberger, ein Heilkräuterpädagoge, begleitete die Teilnehmer zum Abschluß durch die Weingärten und die Rieden von Markus Huber und analysierte dabei die Wirkung von Heilkräutern und deren kurativen Inhaltsstoffen am Beispiel der Weingärten.

Über das Weingut Markus Huber: Basierend auf einem ganzheitlichen, wertschätzenden Naturverständnis sowie der Kreativität und Offenheit für Neues, erzeugt das Weingut Markus Huber als biologisch wirtschaftender Betrieb Weine, die unverfälscht ihre Herkunft widerspiegeln und exportiert diese in mehr als 35 Länder weltweit. Mittlerweile bewirtschaftet das bio-zertifizierte Weingut Markus Huber 55ha Rebfläche, aufgeteilt auf 128 Parzellen

Weingut Markus Huber
Weinriedenweg 13
3134 Reichersdorf

Spitzenwinzer Markus Huber arbeitet im Traisental biologisch. © Weingut Huber
Studien im Feld: Teilnehmer-Gruppe mit Markus Huber im Weingarten. © Walter Pernikl
Ein gesunder Boden ist viel lebendiger als man glaubt. © Walter Pernikl
Zum Thema: Bodengesundheit © Wir Nordwälder
Prächtige Paradelage: Ried Berg © Weingut Huber
Gesunder Boden in einem begrünten Weingarten. © KE-plant