Jetzt geht es Schlag auf Schlag mit den schlechten Nachrichten aus dem Wein- und Beteiligungsreich von Hans Kilger, dem deutschen Investor, der vor allem in der Steiermark stark engagiert ist. Nach der Domäne Müller schlittert auch die Steirerwein OG in die Pleite.

Christian Reiterer © Weingut Reiterer

Die Steirerwein Produktion und Handel OG ist insolvent. Miteigentümer Christian Reiterer, der bekannte und umtriebige Winzer aus der Weststeiermark, sieht den Münchner Investor Hans Kilger in der Verantwortung. Es ist schon das zweite steirische Weingut innerhalb kürzester Zeit, das in Konkurs geht. Vor wenigen Wochen musste die traditionsreiche Domäne Müller Gutsverwaltung GmbH und die Schwestergesellschaft E.u.M. Müller Weinhandel Insolvenz anmelden. An beiden Gesellschaften in der Weststeiermark war Hans Kilger über seine Investment-Unternehmen seit dem Vorjahr beteiligt. Die Müller-Familiengesellschafter gerieten zuvor in Schieflage.

Erbitterter Streit mit Topwinzer Christian Reiterer

Die Steirerwein OG ist nun ein neues Kapitel. Hans Kilger wirft Christian Reiterer in der Causa eine „massive unternehmerische und menschliche Verfehlung“ vor. Die Insolvenzanmeldung war notwendig geworden, da die Domaines Kilger den Verpflichtungen aus dem 2018 abgeschlossenen Kooperationsvertrag nicht nachgekommen sind“, schreibt das Unternehmen Steirerwein in einer Aussendung und im Insolvenzanrag.

Bereits im Mai 2020 sei der Vertrag wieder gekündigt worden. Nun musste Steirerwein mit offenen Forderungen von 2,3 Millionen Euro Insolvenz anmelden, berichtet der Alpenländische Kreditorenverband (AKV). 2018 hatte Miteigentümer Christian Reiterer 50 Prozent von Steirerwein an die Domaines Kilger verschenkt. Die Steirerwein Produktion & Handel OG hat über die letzten Jahre die Pflege und die Vinifikation der Weine für die Domaines Kilger besorgt.

Diese Aufträge wurden in den Vorjahren abgezogen, nachdem die Kilger-Gruppe ihre eigene Kellerei in Schloss Gamlitz aufgezogen und Walter Polz als Betriebsführer engagiert hatte. Christian Reiterer macht seiner Enttäuschung Luft: „Ich bin vom Verhalten des ehemaligen Vertragspartners Hans Kilger schockiert und kann eine zukünftige Geschäftsbeziehung kategorisch ausschließen.“ Reiterer selbst und das Weingut Reiterer sind vom Insolvenzverfahren nicht betroffen. 

Inwieweit Haftungen Reiterers und der Kilger-Gesellschaft schlagend werden, wird das Gericht entscheiden. An sich haften die Gesellschafter in einer OG (Offene Gesellschaft) unbeschränkt, wenn die Gläubiger dem Sanierungsplan nicht zustimmen. Einen solchen Plan will die Steirerwein OG aber gar nicht vorlegen, eine Weiterführung des Unternehmens sei nicht gedacht, heisst es im Insolvenzantrag an das Landesgericht Graz. Dieses bestellte Kapp & Partner Rechtsanwälte zu Insolvenzverwaltern.

Größter Kunde war die REWE-Gruppe

Von Hans Kilgers Seite stellt sich der Konflikt naturgemäß anders dar. Die Domaines Kilger habe Christian Reiterer 2018 von einer dramatischen finanziellen Schieflage bewahrt, heißt es. „Wir haben in den letzten Jahren nachweislich in Millionenhöhe in den laufenden Betrieb sowie den Ausbau der gemeinsamen Geschäftstätigkeiten mit Christian Reiterer investiert“, sagt Hans Kilger gegenüber steirischen Medien.

Wegen „unüberbrückbarer wirtschaftlicher und persönlicher Differenzen“ haben man die Kooperation beendet. Kilger: „Konkret geht dem eine massive unternehmerische und menschliche Verfehlung seinerseits voraus: Seit über einem Jahr werden die Umsätze des größten Kunden von Steirerwein in ein von Reiterer geführtes Unternehmen umgeleitet. Er hat entgegen seiner Pflichten und widerrechtlich gehandelt. Die von ihm getätigten Vorwürfen entsprechen damit nicht der Wahrheit.“ Dieser „größte Kunde“ ist die REWE-Gruppe (Billa, Billa Plus, Adeg, Penny), die Reiterer mittlerweile durch ein ihm alleine gehörendes Unternehmen beliefert.

Diesen konträren Darstellungen von Christian Reiterer und Hans Kilger werden zwangsläufig diverse Gerichtsverfahren folgen (müssen). Schliesslich geht es im Fall der Steirerwein OG um die Haftung für Millionenforderungen der Gläubiger.

Mangalitza-Schweinezucht La Gioia ist auch Geschichte

Die Schweinezucht La Mangalitza La Gioia im steirischen Ottendorf, an der die Kilger-Gruppe beteiligt war, ist ebenfalls Geschichte und wurde aufgegeben. In allen drei Fällen – Steirerwein, Domäne Müller, La Gioia – zieht Hans Kilger bittere Bilanz: „Wir wurden in allen diesen Fällen menschlich sehr enttäuscht.“