Was sich abzeichnete, wird zum 30. Juni 2021 Realität: Der wohl berühmteste lebende Küchenchef der Welt, Alain Ducasse, verliert das Herzstück seines Imperiums, den Pariser Dreisterner Plaza Athénée im gleichnamigen Superluxus-Hotel.

Jean Imbert, der neue Superstar © www.facebook.com/jeanimbertofficiel

Alain Ducasse ist der wahrscheinlich am höchsten dekorierte Chef aller Zeiten, wenn man die Michelin-Sterne seiner Restaurants rund um die Welt addiert: 21 sind es nach jüngster Zählung. Das Herzstück seines Imperiums, das Restaurant im Pariser Hotel Plaza Athénée, muss der erfolgsverwöhnte Chef zur Jahresmitte abgeben.

Knallharter Rauswurf, noch größere Katastrophe abgewendet

Die Dorchester Group, Besitzer und Betreiber des Luxushotels, verlängert den zum 30. Jui 2021 auslaufenden, zwanzigjährigen Pachtvertrag für das 3-Sterne-Restaurant nicht. Was holprig wie Einvernehmen klingt, ist de facto ein Rauswurf des Kochstars. Alle anderlautenden, meist willfährigen Berichte sind falsch. Ducasse war 21 Jahre für das Überdrüber-Restaurant verantwortlich.

Britische und Pariser Medien berichten von lange schwelenden, schweren Diskrepanzen zwischen dem Dorchester-Management und Ducasse, denen auch wirtschaftliche Probleme zugrunde liegen sollen. Außerdem möchte Dorchester den Küchenstil in Nach-Pandemie-Zeiten etwas absetzen von der ganz barocken französischen Linie.

Nachfolger wird Pharrell Williams-Freund Jean Imbert

Inoffiziell, aber fix ist die Nachfolge: Jean Imbert soll das Plaza Athénée übernehmen. Er gilt als Shootingstar, der zwischen New York und Saint Tropez höchst erfolgreich und glamourös agiert. Imbert führt für seinen Freund, den RnB-Star Pharrell Williams dessen Luxusrestaurants in den USA und an der Cotê d’Azur. Damit würde das Plaza Athénée in französischen Händen bleiben, soll sich aber deutlich verjüngen.

Das Ende im Plaza Athénée ändert zwar nichts an der unbestitten großen Kochpersönlichkeit von Alain Ducasse, es kratzt aber arg an Ego und Image des erfolgsverwöhnten Franzosen. Er betriebt als Pächter noch ein 2-Sterne-Restaurant im Schwesterhotel Le Meurice in Paris, das ebenfalls der Dorchester-Group gehört. Für dieses wird der Pachtvertrag verlängert, wonach es noch vor wenigen Wochen nicht ausgesehen hatte.

In London gerade noch die Kurve gekratzt

Für Alain Ducasse ist das ein herber Schlag ins Gesicht, aber er ist gerade noch mit einem blauen Auge davon gekommen. In der Fussballersprache würde das heißen: Gelb-Rot. Ducasse ist mit der Dorchester Group eng verbunden, führt die beiden Pariser Luxusrestaurants der Gruppe und auch das 3-Sterne-Lokal unter seinem Namen im Londoner Hotel Dorchester, dem wohl luxuriösesten der Stadt. Macht zusammen acht Sterne. Diese drohten, allesamt kurzfristig abhanden zu kommen.

Für das Le Meurice und das Dorchester in London einigte sich Ducasse mit den Eigentümervertretern. In letzter Konsequenz ist das der superreiche Sultan von Brunei Darussalam, einer kleinen, ölreichen Enklave auf der südostasiatischen Insel Borneo, die zu Malaysia gehört. Brunei ist ein selbständiger Kleinstaat, der vom Sultan autokratisch-monarchistisch beherrscht wird. Er gilt als vielfacher Milliardär

Im London wird das Restaurant Alain Ducasse von dessen ambitioniertem Schüler Jean-Philipp Blondet als Executive Chef geführt, auf den die Dorchester-Manager große Stücke halten. Sein Verbleib an der Spitze war dem Vernehmen nach eine Bedingung für die Verlängerung der Zusammenarbeit mit Ducasse. Blondet und Imbert werden künftig die kulinarische Speerspitze der Dorchester Group bilden. Verteidigung der jeweils drei Sterne vorausgesetzt.