Dem Golser Paradewinzer Gerhard Pittnauer ist mit seinem Naturwein Rosé by Nature auf Anhieb der Sieg gelungen bei der großen Vinaria Verkostung. Im Interview über Sorte, Traubenqualität und warum der Wein auch mit Musik und Literatur harmoniert.

Rosé by Nature © Weingut Pittnauer

Vinaria: Der charaktervollen Rosé by Nature  passt gar nicht in die Kategorie fruchtiger Rosés - wie sollte man den Wein charakterisieren?

Gerhard Pittnauer: In erster Linie unterscheidet sich der Rosé by Nature durch den späteren Erntezeitpunkt vom klassischen, fruchtigen Rosé, den wir mit unserem Rosé König ja auch im Angebot haben. Auf der anderen Seite haben wir den Rosé Dogma, einen reinsortigen Blaufränkisch, der noch später geerntet wird und dadurch noch mächtiger ist. Das heißt, Rosé by Nature liegt zwischen diesen beiden, wobei er eher zum Dogma tendiert, weil er – wie der Name schon sagt – ein Natural Wine ist.

Vinaria: Obwohl bei diesem Stil die Sorten vielleicht nicht im Vordergrund stehen – welche Sorten machen diesen Rosé aus?

Gerhard Pittnauer: Ich finde, dass auch bei diesem Stil die Sorte im Vordergrund stehen kann, ich persönlich halte von allen heimischen Sorten den Blaufränkisch für am besten geeignet, weil er, wenn früher geerntet wird, eine pikante Frische, aber auch eine gute Fülle auf den Gaumen bringt, die ich mit Zweigelt und oder St. Laurent nicht erreiche. Die Cuvée hat auch einen Anteil von 15 Prozent Cabernet Sauvignon, der von den internationalen Sorten sehr ähnliche Voraussetzungen für einen Rosé hat wie der Blaufränkische.

Vinaria: Welche Kriterien zähhlen beim Rosé by Nature,  wie ist die Kelterung?

Gerhard Pittnauer: In erster Linie ist natürlich der Gesundheitszustand der Trauben von größter Bedeutung. Die Trauben werden händisch geerntet und anschließend langsam und schonend pneumatisch gepresst. Der Saft wird nicht entschleimt und direkt in die Gärbehälter gefüllt, wo die alkoholische Gärung einsetzt. Da wir keinen Schwefel (und auch sonst nichts) zusetzen und nicht filtrieren, passiert der biologische Säureabbau auch spontan.

Vinaria: Wesentlich den Stil prägt auch die Reifung – wie erfolgt diese?

Gerhard Pittnauer: Rosé Dogma vergärt und reift auf der Vollhefe im Stahltank, in Amphoren und in alten Eichenfässern. Der unterschiedliche Sauerstoffgehalt erhöht die Komplexität im Wein. Außerdem haben wir die Möglichkeit, bei der Erstellung der Assemblage noch auf den Stil einzuwirken. Die Reifung beträgt mindestens sechs Monate, der Füllzeitpunkt liegt also auch zwischen König und Dogma.

Vinaria: Als Verschluss dient ein Kronenkork – warum, was sind die Vorteile?

Gerhard Pittnauer: Normalerweise verwenden wir bei den Naturweinen Diam-Korken, in diesem Fall haben wir uns für eine Prosecco-Flasche mit Kronenkork entschieden, weil der Wein bei der Füllung etwas Restzucker hatte, um im Falle einer erhöhten Druckentwicklung auf Nummer sicher zu gehen.

Vinaria: Wann trinkt man Rosé by Nature am besten?

Gerhard Pittnauer: Der erwähnte Restzucker ist teilweise vergoren, der verbliebene ergibt mit einem Säurerückgrat von 6,4 Gramm pro Liter eine schöne Harmonie. Als Speisenbegleiter würde ich ihn eher dort einsetzen, wo Weißweine passen, besonders zur asiatischen Küche mit süß-sauren Geschmackskomponenten, aber auch zu heimischen Gerichten wie einer herzhaften Tomatensuppe. Natürlich auch als Digestif, aber immer zu guter Musik, ansprechender Literatur und belebender Kommunikation.

 

Abo bestellen - Die gesamte Reportage und alle Interviews finden Sie in der Ausgabe Vinaria 03/2023. Bestellen Sie Vinaria jetzt einfach & bequem zum Erscheinungstermin nach Hause. Das Jahresabo Vinaria mit 8 Ausgaben pro Jahr inklusive dem großen Weinguide Österreich ist um € 69,00 (EU-Ausland € 89,00) erhältlich. Jetzt im Vinaria Abo-Shop bestellen.