Große Mersaults, vieles aus dem Hause Coche-Dury, standen beim Edelheurigen-Wrt Bernd Pulker zum Saisonschluss am Programm. Dazu ein Pirat aus dem Burgenland, der einigen Mersaults glatt die Show stahl. Vinaria bringt die Kostnotizen.

Vorweg: der Apero Dom Perignon 2008 war eine Klasse für sich, herrlich frisch und jung, mit besonders feiner Perlage, gewaltig gaumenfüllend, mit langem Abgang und Nachhall.

2018 Mersault Coche-Dury

Fordernd in der Nase und am Gaumen, noch sehr verschlossen, aber vielschichtig, gibt seine Klasse nur Zug um Zug mit viel Luft und Temperatur preis. Wohl in fünf Jahren an erster Trinkreife angelangt.
17,5 Punkte (von 20)

2018 Mersault Arnauld Ente

Schmeichelt in der Nase, präsentiert am Gaume feine (Primär)Frucht, durchaus komplex, ebenfalls noch sehr jung, schöne Balance, im Abgang noch etwas kurz.
17,0

2017 Mersault „Clos de Barre“ Comtes Lafon

Sehr feiner Wein, deutet seine Klasse bereits in der Nase an, legt am Gaumen noch nach. Tolle Frucht und ganzer Aromenkomplex, velschichtig mit Tiefgang, animierend, extrem guter Fluss, intensiv, fast endlos im Abgang. Noch sehr viel Potenzial.
18,0

ALS PIRAT: 2017 Chardonnay Ried Katterstein, Kollwentz (Burgenland)

Das Pairing mit dem "Clos de Barre" entscheidet der unglaublich mineralische, salzige, saftige und engmaschige Katterstein von Ausnahmewinzer Andy Kollwentz auf hohem Niveau klar für sich. Wunderbare Frucht, perfektes Säurespiel, ungemein harmonisch, feingewoben, dicht und lang. Am Vorabend seiner ersten wirklichen Trinkreife.
18,5

2015 Mersault Coche-Dury

Extrem sorten- und regionstypisch, lässt schon beim ersten Schluck die Handschrift von Coche-Dury klar erkennen, ohne aufdringlich zu sein. Unkompliziert, saftig, trinkig.
17,0

2015 Mersault Roulot

Gute Frucht-Säurestruktur, von Beginn weg und bis zum Abgang etwas kurz und schal, deutet nur an, was in ihm stecken sollte. Dem Jahrgangskollegen von Coche im direkten Vergleich klar unterlegen.
16,0

2015 Mersault „Les Perriers“ Coche-Dury

Ein spannender Wein, der mit jeder Minute im Glas und mit jedem Schluck noch zulegt. Straff und elegant, sehr balanciert, feine Fruchtnuancen, wunderbare Länge, viel Kraft und noch mehr Reserven.
18,0

2014 Mersault „Genevrieres“ Coche-Dury

Hier übertrifft sich Coche-Dury selbst: der 2014er spielt sein Jahr mehr an Reife gegenüber dem 2015er aus der anderen Toplage knallhart aus. Puristisch, mineralisch, salzig wie aus dem Burgunder Bilderbuch. Herrliche Frucht, Quittenaroma, feine Kräuter, bleibt am Gaumen und im Nachhall extralange präsent, beeindruckend, mächtig, groß.
18,5

2013 Mersault „Les Perriers“ Coche-Dury

Zeigt sich von seiner jugendlichen Seite, anfangs verschlossen, legte mit Luft stark zu. Perfekter Frucht-Säurekomplex, durchaus fordernd, vielschichtig, tiefgründig, spannend bis zum letzten Tropfen.
18,0

2012 Mersault „Les Perriers“ Coche-Dury

Für den 2012er gelten die Attribute des 2013ers sinngemäß, bestechende Frucht, glasklar, sehr fein balanciert, perfekt orchestriert. Mit leichten Vorteilen gegenüber seinem jüngeren Bruder aus 2013.
18,2

2010 Mersault „Les Perriers“ Coche-Dury

Pure Mineralik und ein Gesamtkundtwerk im Glas. Das ist großer Wein und großer Coche! Noble Eleganz und hochfeines Aromenbukett nach teilweise exotischen Früchten, ohne auch nur in Ansätzen Süßholz zu raspeln. Extremer Tiefgang, endlose Länge.
18,5

2010 Mersault „Les Perriers“ Leroy

Dunkle Frucht, cremig, fast opulent, dicht und lang, besonders engmaschig, barocke Mineralik, extrem gaumenfüllend. Deutlich üppiger als Coche, streicht die unterschiedliche Handschrift der Winzer beziehungsweise Kellermeister hervor. Großes Kino auf hohem Niveau mit leichten Vorteilen für Coche.
18,1

1998 Corton Charlemagne „Grand Cru“ Coche-Dury

Mit diesem Wein wenden wir uns der absoluten Meisterklasse zu, allerdings auch preislich. Am Markt kostet der Wein aus diesem Jahrgang bis zu 4.000 Euro pro Flasche. Noch sehr jung, leichtfüssig trotz enormer Substanz, Saft und Kraft. Dicht gewoben, edle Früchte, geradezu eine Fruchtexplosion, ganz großer Körper, reif und trotzdem straff, dezent rauchige Noten verleihen zusätzlich Spannung, endlos lang.
19,0

2010 Magnum Spottswoode (Magnum; Kalifornien)

Den Hauptgang des Menüs begleitet dieser Kraftlackel aus Kalifornien (St. Helena) geradezu perfekt. Cabernet Sauvignon in feinster Puristik, noch sehr jugendlich, fleischig und absolut sexy. Unglaubliche Fruchtkomplexe, dicht und lang, bleibt extrem lange am Gaumen, feinste Rotweinsüße bei perfekter Säurestruktur, wirkt keine Sekunde alkoholisch. Lisa Perrotti-Brown, Chefredakteurin von Robert Parkers Wine Advocate, vergab vor drei Jahren 100 Punkte, ebenso Jeb Dunnuck. Jancis Robinson gab 19/20, auch ein höchst seltenes Ereignis.
19,2

2000 Chateau L‘Évangile (Magnum; Pomerol)

Elegant, fein, balanciert, schöne Frucht, geschmeidig, ausgereifte Tannine, animierend, trinkig. Hat seinen Höhepunkt bereits erreicht, was Topjahrgang und Magnumgebinde eher nicht vermuten ließen.
17,7

1968 Château d‘Yquem

Beim Einschenken geht ein Raunen durch die Runde: der Süßwein hat eine Farbe wie ein gut gereifter Barolo mit blässlichem Rand. Das ist auch für einen D'Yquem überraschend und unkonventionell. In Nase und am Gaumen ein Bilderbuch-Sauternes, absolut typisch für Region und Château, ganz große Überraschung nach dem Farbschock. Total straff und in blendender Verfassung, würde als Pirat auch um 20 Lenze jünger durchgehen. Intensiv und fein, schönes Rückgrat und dezent-nobler Sauternes-Geschmack, mit etwas frischem Karton.
17,9

Verkostet wurde in kundiger Runde aus Zalto Burgundergläsern in Bernd Pulkers Edelheurigen in Rossatz-Rührsdorf am Südufer der Wachau. Das Menü zur Weinfolge kochte souverän Günter Steinhauer vom Wegscheidhof in Pölla im Waldviertel: nach den Gaumenhappen zum Apero die Creme Brulee von der Gänseleber mit Trauben, Balsamico, Brioche, Marille, Zwieback und Gänselebereis. Danach Waldviertler Stosuppe mit Erdäpfel, Flusskrebs, Kaviar und Wachauer Safran, gefolgt von lauwarmem Lachs-Sushi mit Sprossen, Curry, Yuzu und Glasnudeln. Zum Hauptgang „Kalb trifft Milchkuh“: Bries, Backerl, Filet, Topinambur, Kohlsprossen und Perigord Trüffel. Die Käseselektion kam von Pöhl am Wiener Naschmarkt, von Steinhauer dann wieder das Dessert: Karamellisierter Kaiserschmarren mit Äpfel, Vanille, Süßwein-Rosinen, Haselnuss und Karamelleis.

 

Pulkers Heuriger macht derzeit Winterpause und öffnet wieder Anfang März 2022. Zwischendurch lohnt sich ein Blick auf die Homepage, zumal Bernd Pulker bereits an Highlights für das kommende wachau GOURMETfestival (24. März bis 8. April 2022) tüftelt.

Großes Mersault-Kino mit Coche-Dury & Co, flankiert von L’Èvangile und Spottswoode (rechts). © Vinaria