Bereits am 4. Dezember 2020 ist der bekannte Anwalt, Winzer und Besitzer von Gut Purbach, Dr. Hans Bichler (72), verstorben. Sein kulinarisch-vinophiles Erbe wird wohl Koch des Jahres Max Stiegl weiter führen.

Dr. Hans Bichler, 1948 bis 2020 © Gut Purbach

Hans Bichler, bekannter Wiener Anwalt und auch Vorstand im Wiener Städtische Versicherungsverein, Besitzer und Gründer von Gut Purbach, ist tot. 2005 hatte Bichler Schlagzeilen gemacht, als er den alten, historischen Lesehof im Herzen der burgenländischen Gemeinde Purbach gekauft hatte. Liebevoll ließ Bichler das Gemäuer sanieren, richtet ein Gasthaus ein – das Gut Purbach. Die 3,6 Hektar Weingärten hat er sich zur eigenen Bewirtschaftung behalten. Pinot Noir, Chardonnay und Blaufränkisch hatten es ihm besonders angetan.

Im selben Jahr lernten einander Hans Bichler und der ungestüm ehrgeizige Koch Max Stiegl kennen. Schnell waren die beiden handelseins und Bichler vermietete den Gasthof an Max Stiegl. Der Rest ist burgenländische und österreichische Kulinarik-Geschichte: Max Stiegl, gebürtiger Slowene, wurde vor wenigen Wochen zum Koch des Jahres 2021 gekürt, ist mit 4 Hauben dekoriert und längst der beste Küchenchef des Burgenlandes. Durch seine Philosophie der ganzheitlichen Verarbeitung von Tieren, seine Innereienküche und seine legendären „Sautänze“ wurde er international bekannt.

Hans Bichler ermöglichste Max Stiegl nicht nur den Start mit dem ersten eigenen Lokal, sondern war fortan Mentor, Förderer und väterlicher Freund. Wie es mit dem Restaurant Gut Purbach, einem der besten Österreichs, nun weitergeht, das fragen sich viele Stammgäste und Freunde, nicht nur im Burgenland. Der verstorbene Anwalt Bichler hat das aber sicher geregelt; sein kulinarisch-vinophiles Erbe wird wohl Max Stiegl weiterführen.

Stiegl erinnert sich in einem sehr persönlichen Facebook-Eintrag an Hans Bichler:

"Viele fragen mich jetzt, ob es mit dem Restaurant überhaupt weitergehen wird, und obwohl der Herr Doktor nicht hier gearbeitet hat, ist das eine berechtigte Frage - ohne ihn wären wir nämlich niemals da, wo wir heute sind. Ich habe den Herrn Dr. Bichler 2005 in Wien kennengelernt. Damals hat er gerade einen alten Lesehof in Purbach gekauft und liebevoll renovieren lassen. Wir sind ins Reden gekommen, und bald war der Herr Dr. Bichler unser Vermieter.

Es war mein erstes eigenes Lokal, wir haben mit einem Startkapital von knapp 500 Euro begonnen. Der Herr Doktor hat nicht nur keine Kaution verlangt, er hat auch auf die Miete in den ersten Monaten verzichtet. Den Arbeitstitel “Gasthaus Bichler” hat er abgelehnt. Dafür ist er in all den Jahren nicht nur verlässlich fast jedes Wochenende zum Essen gekommen, er war auch immer für uns da, wenn es irgendwo brenzlig wurde.

Er hat mich beraten, mir Wege gezeigt und Türen geöffnet, wir haben gemeinsam gekämpft und gestritten, genossen, in unzähligen Restaurants gegessen und sind um die halbe Welt gereist. Obwohl er mich manchmal wahnsinnig gemacht hat mit seiner sturen, oft strengen Art, war er für mich mehr als ein Berater oder auch Freund. Er war ein bisschen wie ein Vater.

Trotzdem sind wir stets förmlich per Sie geblieben: der Herr Doktor und der Herr Stiegl. Das war für Aussenstehende vielleicht manchmal seltsam, aber es war so. In den vergangenen Monaten ist es dem Herrn Doktor leider nicht mehr sehr gut gegangen. Ein paar Tage, bevor er gestorben ist, hat er mir dann seine Hand entgegen gestreckt und gesagt: “Hans. Ich möchte nicht, dass wir per Sie sind, wenn ich sterbe.” Ich habe die ganze Nacht geheult.

Ohne ihn wird das Gut Purbach sicher nicht mehr ganz das gleiche sein, aber wir werden alles tun, um es in seinem Sinn noch mindestens 30 Jahre weiterzuführen. Danke für alles, was du für mich getan hast, Hans, ich werde dich sehr vermissen!“