Er ist einer der größten Winzer Österreichs aller Zeiten, längst eine Legende und seit vergangenem Samstag der Jüngste im Club der 80er: Franz Xaver Pichler, der berühmte F.X. aus Oberloiben in Dürnstein, beging seinen besonders runden Jubeltag so wie es seine Art ist: still und privat.

Dabei feierte an diesem Abend die ganze Wachau, war es doch der Samstag, der der Sonnenwende (21. Juni) am nächsten war. Zur Freude nach den Lockdowns feierten Einheimische und besonders viele Gäste die Sonnenwende mit Riesen-Feuerwerken und mächtigen Sonnwendfeuern.

Eine Feststimmung, die dem großen F.X. Pichler allemal zur Ehre gereicht hätte. Der wortkarge, oft knorrige, aber immer fachlich versierte und auf seine besondere Art stets liebenswerte Spitzenwinzer konnte seinen 80. Geburtstag an einem der bisher schönsten Tage des Jahres würdig begehen.

Der Vinaria Lebenswerk-Preisträger des Jahres 2011 schrieb schon in den 1980er-Jahren ein gutes und vor allem ein wichtiges Stück österreichische Weingeschichte. Als Winzer von Weltformat, dessen Weingut international in einem Zuge mit den ganz großen Châteaus dieser Welt zu nennen ist, auf einer Stufe mit den big names und Weinlegenden. Zu Recht gilt das Weingut F.X. Pichler als das international renommierteste und bekannteste Weingut Österreichs.

Schon Robert Parker schrieb in seinem Wine Advocate im Jahr 2002: „Was Château Latour in Bordeaux, Domaine Romanée-Conti im Burgund, ist F.X. Pichler in der Wachau“. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, dieses Urteil hat bis heute uneingeschränkt Bestand.

F.X. Pichler und seine Frau Rudolfine haben einen Sohn, Lucas, der das Weingut seit etlichen Jahren ebenfalls höchst erfolgreich in fünfter Generation leitet. Und eine Tochter, Elisabeth – sie ist mit dem burgenländischen Winzersproß Erich Krutzler verheiratet und führt mit ihm das junge, ebenfalls bemerkenswert erfolgreiche Weingut Pichler-Krutzler in Loiben, ganz in der Nähe des elterlichen Betrieb es. Auch Enkel gibt es bereits von beiden Kindern, um den Nachwuchs und die Fortführung des großen Lebenswerks muss F.X. daher nicht bange sein.

Im Oktober 2020 trat das Weingut F.X. Pichler unter erheblichem Aufsehen aus dem Gebietsschutzverein Vinea Wachau aus. Seither wird auf die Verwendung der Bezeichnungen Federspiel und Smaragd bei den Weinen verzichtet. Diese stammen großteils aus weltbekannten Rieden, etwa Kellerberg, Loibenberg und Steinertal. Das Weingut ist seit dem Jahrgang 2020 „Nachhaltig Austria“ zertifiziert und verwendet die Herkunftsbezeichnung Wachau DAC. Mittlerweile wird der Betrieb zru Gänze biologisch bewirtschaftet.

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Vinaria Autor und Verkostungsleiter Viktor Siegl war in den 1980er-Jahren einer der allerersten Journalisten, die dem damaligen Phänomen F.X. Pichler auf den Grund gingen. Er hat F.X. und seine Weine seither fachjournalistisch begleitet und die folgende Laudatio verfasst für den Eintrag in die Vinaria Hall of Fame:

F.X. Pichler: Laudatio für die Hall of Fame

Franz Xaver Pichler war eigentlich ein Spätberufener, als er sich Mitte der Achtzigerjahre des vorigen Jahrhunderts statt auf den, von ihm eher ungeliebten Heurigen auf die Erzeugung absoluter Topweine konzentrierte. Parzellen in den allerbesten Lagen von Loiben und Dürnstein, die ihm von Anfang an zur Verfügung standen, erleichterten dieses Unterfangen. Auch konnte er auf den wertvollen Bestand einer kleinbeerigen Veltliner-Spielart zurückgreifen, die sein Vater durch konsequentes Vermehren der allerbesten Rebstöcke in langjähriger Kleinarbeit herangezüchtet hatte.

Alsbald errang er speziell mit seinen Rieslingen und Veltlinern von der Ried Kellerberg Vinaria-Trophäen in Serie. Speziell die formidablen Riesling-Jahrgänge 1990, 1993 und 1997, die bei zahlreichen nationalen und internationalen Degustationen brillierten, sorgten für Furore. In ihrer eleganten, rassigen Art, die in dieser puristischen Ausformung auch für die „Urgesteinsweine“ der Wachau neu war, wurden sie quasi zu Stilikonen, die sich sehr rasch sowohl bei österreichischen als auch ausländischen Weinliebhabern höchster Wertschätzung erfreuten und bald weltweit als Modellbeispiele für trockenen Weißwein von höchster Finesse galten.

In Ergänzung des Repertoires kreierte Opernfreund FX, wie er bald landauf, landab genannt wurde, zunächst den „M“ für wahrhaft opulente, monumentale Veltliner und Rieslinge und schließlich den hochkonzentrierten „Unendlich“, dessen Sternenhimmel am Etikett einem Bühnenbild zur „Zauberflöte“ nachempfunden ist.

Als stilbildend wird heute aber auch der einst umstrittene, moderne Kellerneubau betrachtet, der nunmehr als adäquate Geburtsstätte für die Kreszenzen von Kellerberg, Loibenberg, Steinertal & Co. fungiert. Dort keltert sein Sohn und Nachfolger Lucas Pichler seit geraumer Zeit herausragende Gewächse aller Gewichtsklassen, die vor allem in den vergangenen Jahren ganz im eleganten Stil des Vaters gehalten sind.