Zwei völlig unterschiedliche Weine und ebensolche Winzer haben die Vinaria Riesling Premium Verkostung ex aequo dominiert: Franz-Josef Gritsch aus Spitz in der Wachau und Michael Edlmoser, einer der Starwinzer aus Wien. Vinaria bat zum Interview.

Der 2020 Riesling Dürnsteiner Burg von Franz Josef Gritsch konnte noch nie in solch traumhafter Verfassung genossen werden, auch wenn bereits der 2019er den deutlichen Paradigmenwechsel angekündigt hatte. Der Weingarten liegt direkt unterhalb der Ruine Dürnstein in der Wachau, innerhalb der historischen Stadtmauern, die noch in Fragmenten erhalten sind. Der Weingarten muss gänzlich händisch bewirtschaftet werden, gilt als einer der ältesten Österreichs und ist im Stadtwappen von Dürnstein verewigt.

Sozusagen den Gegenpol zu dieser berühmten Lage stellt der 2019er Kalkstein von Michael Edlmoser dar, der das Maurer Terroir in unnachahmlich straffer Weise und mit kühler Eleganz zum Klingen bringt. Zweifellos kein plakativer Wein oder Blender auf hohem Niveau, sondern ein wunderbarer Repräsentant des noblen Understatements, dem die längere Fassreife schmeckbar gutgetan hat. Die Riede liegt im 23. Wiener Gemeindebezirk Mauer im Süden der Stadt.

Franz Josef Gritsch, Weingut Gritsch (Mauritiushof), Spitz

Vinaria: Herr Gritsch, schön langsam sind Sie Stammgast am Stockerl unserer Resling Premium Verkostungen. Der fulminante Riesling von der Lage Dürnsteiner Burg ist etwas anders als in der Vergangenheit ausgefallen?

Franz Josef Gritsch: Das stimmt sicherlich, denn wir haben den Riesling aus dem Burgweingarten völlig botrytisfrei lesen können. Damit er nicht zu opulent ausfällt, haben wir auch den Lesezeitpunkt bewusst früher gewählt. Allerdings stehe ich einem gewissen Restzuckergehalt, der in diesem Fall bei sechs Gramm liegt, durchaus positiv gegenüber, denn auf diese Weise kann der höhere Säuregehalt gut abgefedert werden.

Vinaria: Wie sind die Auspizien für den Jahrgang 2021 aus dieser Lage?

Franz Josef Gritsch: Den Lesebeginn hatten wir mit 4. Oktober angesetzt. Auffallend war, dass die Trauben durch den vorjährigen Hagel sehr lockerbeerig erschienen, insgesamt war der Behang nicht übermäßig. Das Traubenmaterial war vollkommen gesund, auch der Säuregehalt passt. Wir haben punktgenau zugewartet, um die optimale physiologische Reife zu erreichen. Wir blicken einem ausgezeichneten Jahrgang entgegen.

Vinaria: Welche Pläne gibt es für Ihre Riesling-Anlagen?

Franz Josef Gritsch: Die Rekultivierung des Clarissinen-Weingartens in Dürnstein haben wir wegen der Pandemie zunächst zurückgestellt. In der Ried Kalkofen im Spitzer Graben konnten wir aber weitere Reihen rekultivieren, sodass wir gegenwärtig schon zwei Hektar ausgepflanzt haben, eien absolute Toplage, von der ich mir noch sehr viel verspreche.

 

Michael Edlmoser, Weingut Edlmoser, Wien-Mauer

Vinaria: Trophy-Sieg mit einem exzellenten 2019er aus der Lage Sätzen; ab dem Jahrgang 2017 wurde Kalkstein auf dem Etikett hinzugefügt – warum?

Michael Edlmoser: Die beiden als 1ÖTW klassifizierten Lagen Sätzen und Himmel haben als einzige in Wien einen Untergrund aus Dolomitkalk. Dieser südlichste Zipfel Wiens ist sozusagen der letzte Alpenausläufer. Da sich darüber noch ein Muschelkalk-Verwitterungsboden befindet, haben wir quasi „doppelt kalkige“ Weine. Schon mein Großvater hat diese Rieden besonders geschätzt; seit jeher wurden sie in der Familie als Garant für charaktervolle Weine angesehen.

Vinaria: Welche Maßnahmen haben Ihrer Meinung nach im Weinbau und im Keller zu diesem Erfolg beigetragen?

Michael Edlmoser: Wir haben nunmehr die Umstellung auf biologischen Weinbau abgeschlossen, sämtliche unserer Lagen sind somit biologisch zertifiziert. Für den Weißweinausbau wollen wir uns von der Zuckerpyramide ein wenig abwenden und nach dem Vorbild so mancher deutscher Rieslinge vermehrt auf Struktur und Tiefgang achten. Der Riesling wird im Stahltank spontan vergoren, im Dezember kommt er dann in das große Fass, wo er bis zum späten Frühling auf der Feinhefe verbleibt. Auch Säurekorrekturen werden nicht mehr vorgenommen.

Vinaria: Die Aussichten für 2020 und 2021 bei diesem großen Riesling?

Michael Edlmoser: Der 2020er Riesling schlummert im Fass und entwickelt sich wunderbar; er besitzt viel Zug und Druck bei einer sehr rassigen Säurestruktur. Auch die Aussichten für 2021 sind vorläufig glänzend: Der Behang war recht lockerbeerig, Zucker- und Säurewerte entwickelten sich optimal.

Vinaria: Gibt es Pläne, den Riesling-Anbau in Wien-Mauer auszuweiten?

Michael Edlmoser: Wir werden den Riesling sicher weiter forcieren, zumal er wegen seiner immer vorhandenen kräftigen Säure ein Gewinner des Klimawandels zu sein scheint; auch für unsere Gemischten Sätze benötigen wir ja Anteile mit höherer Säure. Deshalb werden wir bei Neuauspflanzungen anlässlich der Revitalisierung alter Anlagen dem Riesling Vorrang einräumen.

 

Topliste: Riesling Premium Österreich 

17,9         Weingut Edlmoser                           2019 Kalkstein Ried Sätzen 1ÖTW WI

17,9         F.J. Gritsch                                          2020 Ried Dürnsteiner Burg Riesling Reserve W

17,8         Birgit Eichinger                                  2020 Ried Heiligenstein 1ÖTW KA

17,6         Weingut Knoll                                    2020 Ried Dürnsteiner Schütt Smaragd W

17,6         Mayer am Pfarrplatz                       2020 Nussberg Weißer Marmor WI

17,6         Familie Proidl                                     2020 Ried Pfeningberg 1ÖTW KR-R

17,5         Weingut Bründlmayer                    2020 Ried Heiligenstein 1ÖTW KA-R

17,5         Weingut Andreas Eder                   2017 Leopold Smaragd W

17,4         F.J. Gritsch                                          2020 Ried Kalkofen Smaragd W

17,3         Johann Donabaum                          2020 Ried Offenberg Smaragd W

17,2         Familie Proidl                                     2020 Ried Ehrenfels 1ÖTW KR-R

17,2         Weingut Steininger                         2019 Ried Kogelberg 1ÖTW KA-R

17,1         Birgit Eichinger                                  2020 Ried Zöbinger Gaisberg 1ÖTW KA

17,1         Weingut Knoll                                    2020 Vinothekfüllung Smaragd W

17,1         Weingut Steininger                         2020 Ried Steinhaus 1ÖTW KA-R

17,0         Weingut Lagler                                  2020 Ried 1000Eimerberg Smaragd WA

17,0         Weingut Sigl                                       2020 Ried Kirnberg Smaragd W

16,9         Weingut Allram                               2020 Ried Zöbinger Gaisberg 1ÖTW KA

16,9         Weingut Wien Cobenzl                  2019 Ried Preussen Nussberg 1ÖTW WI

16,9         Markus Huber                                  2020 Getzersdorfer Ried Berg 1ÖTW TR

16,8         Weingut Allram                               2020 Ried Zöbinger Heiligenstein 1ÖTW KA

16,8         Weingut Jurtschitsch                      2020 Ried Loiserberg 1ÖTW KA

16,8         Weingut Müller                                 2020 Ried Hollenburger Goldberg KR-R

16,8         Ludwig Neumayer                           2020 Der Wein vom Stein Inzersdorf TR

16,8         Weingut Rabl                                    2020 Ried Steinhaus Rote Erde KA-R

16,8         Weingut Topf                                    2020 Ried Zöbinger Heiligenstein Steinwand "M" 1ÖTW KA

16,7         F.J. Gritsch                                          2020 Ried Tausendeimerberg Smaragd W

16,7         Familie Proidl                                   2020 Ried Hochäcker Reserve KR

16,7         Paul Stierschneider                         2020 Ried Rothenberg Smaragd W

16,7         Weingut Weixelbaum                    2019 Wahre Werte Ried Gaisberg 1ÖTW KA-R

16,7         Weingut Zimmermann                   2020 Ried Kremser Kraxn KR