Knapp drei Millimeter groß und doch zum Fürchten – zumindest wenn man Winzer ist und günstige Bedingungen für den winzigen Schädling herrschen. Die Rede ist von der Kirschessigfliege mit dem schnittigen Artnamen Drosophila suzukii, die imstande ist ganze Ernten zu vernichten.

Charakteristische Merkmale: Weibchen mit gezähntem Eiablageapparat, Männchen mit Punkt auf dem Flügel. © Peter Schleimer

Ursprünglich ein Bewohner der fernöstlichsten Regionen Asiens, ist die Kirschessigfliege mittlerweile zum erfolgreichen Globetrotter geworden: In Nord- und mittlerweile auch Südamerika hat sie sich ebenso schon fix angesiedelt wie in fast allen Teilen Europas und inzwischen auch etlichen Regionen Afrikas. Einzige Ausnahme ist derzeit vermutlich noch Australien. Mitteleuropa hat die Kirschessigfliege vermutlich seit etwa zwei Dekaden infiltriert – anfangs Norditalien, dann Slowenien und seit 2011 auch die Schweiz, Deutschland und Österreich.

Auf ersten Blick wirkt die Kirschessigfliege wenig bedrohlich – sie ist unscheinbar und lebt versteckt, ihr Flug erinnert an trunkenen Taumel –, tatsächlich ist sie jedoch brandgefährlich. Grund dafür ist ihre spezielle Präferenz für reife und nicht schon überreife bzw. geweblich bereits in Zersetzung befindliche Früchte. Um diese erfolgreich befallen zu können, muss eine Eingangspforte für deren Larven geschaffen werden, und dafür hat Dorsophila suzukii spezielle morphologische Anpassungen: Die Weibchen besitzen für diesen Zweck einen gezackten Eiablageapparat (Ovipositor), mit dem sie in der Lage sind, die Haut der meisten dünnhäutigen Früchte zu durchdringen und eine kleine Verletzung auf der Oberfläche der Frucht zu hinterlassen. In der Folge legt das Weibchen zwischen einem und drei Eier pro Eiablagestelle, durchschnittlich insgesamt rund 380 Eier in ihrem Leben. Dabei werden reife Früchte vieler Arten angefallen: Beerenost, Weintrauben, Steinobst etc., dunkle bzw. rote Früchte werden bevorzugt. Sind schon die Gesamtanzahl der gelegten Eier sowie deren Verteilung besorgniserregend, so liegt die eigentliche Gefahr für Massenauftreten in der raschen Generationsfolge: In optimalen Klimabereichen werden bis zu 13 Generationen pro Jahr ausgebildet, in Österreich dürften es in günstigen Jahren immerhin noch acht oder neun sein.

Bei günstigen Bedingungen kann der Schaden massiv sein: Die aus den Eiern geschlüpften Larven dringen ins Innere der Frucht vor und fressen dort. Der Schaden wird erst nach gewisser Zeit sichtbar: Die Früchte fallen in sich zusammen, es kommt zu Sekundärinfektionen und -fraß.

Zwar war das Wetter in den heimischen Weinbaugebieten 2021 über weite Strecken im Sommer zu heiß und trocken für die eher moderate Temperaturen um 25° C bevorzugende Tierart, doch ist die Art problemlos nachweisbar. Für die Zukunft ist regelmäßiges Monitoring extrem wichtig, um mögliche Massenpopulationen bereits im Ansatz feststellen zu können.

Gefräßige Larven - hier an Himbeere: Eine Larve pro Frucht reicht, um diese zu zerstören. © Shutterstock
Die beinahe durchsichtige Larve mit chitinisierten Mundwerkzeugen. © Shutterstock