Vier Millionen Euro ergaunerte die ehemalige Chefbuchhalterin des Hotels Sacher in Wien durch simple Überweisungen auf ihr Privatkonto. Dafür setzte es jetzt drei Jahre Haft. Der Sacher-Chef sprach im Prozess von einem „Multi-Organ-Versagen“ in seinem noblen Haus.

Die ehemalige Chefbuchhalterin des 5-Sterne-Luxushotels Sacher in Wien hat nach Überzeugung des Landesgerichts Wien mehr als vier Millionen Euro für eigene Zwecke abgezweigt. Das Gericht verurteilte die 49-Jährige in der Vorwoche wegen Untreue zu drei Jahren Haft, davon zwei Jahre auf Bewährung. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Gleich zu Beginn des Prozesses legte die frühere Chefbuchhalterin mit großen Freiheiten im Job ein umfassendes Geständnis ab. Grund für den Millionenbetrug sei die Drogensucht ihres arbeitslosen Sohnes gewesen, der obendrein einen aufwendigen Lebensstil gepflegt habe. Er soll sie fast täglich um Geld angepumpt haben, so die Frau vor Gericht.

Soviel konnte die Dame, der das Haus Sacher und die Familie Gürtler uneingeschränktes Vertrauen entgegen brachten, aber gar nicht stehlen, wie ihr Sohn verprasste. Unter anderem in den teuersten Lokalen und Hotels von Dubai. Letztlich war es die Bank der Frau (!), die den Betrug auffliegen ließ, weil ihr die zahllosen Überweisungen der hohen Summen verdächtig vorkamen. Eine sogenannte „Geldwäsche-Verdachtsmeldung“ brachte die Sache ins Rollen, der Millionencoup flog auf.

349 betrügerische Überweisungen vom Konto ihres Arbeitgebers konnten ihr laut Staatsanwaltschaft Wien nachgewiesen werden. Die kriminellen Machenschaften fielen selbst bei Wirtschafts- und Betriebsprüfungen jahrelang nicht auf.

Der Geschäftsführer der Hotel-Gruppe und Schiegersohn von Sacher-Legende Elisabeth Gürtler, Matthias Winkler, im Zeugenstand wörtlich: „Es ist allen Experten nicht aufgefallen. Dem Wirtschaftsprüfer nicht, dem Bilanzersteller nicht, Generationen von Geschäftsführern nicht." Was die interne Kontrolle betreffe, "müssen wir letzten Endes von einem Multi-Organ-Versagen ausgehen“, räumte Winkler ein. Die Angeklagte ergänzte freimütig: „Es ist dem Steuerprüfer nicht aufgefallen. Es ist dem Wirtschaftsprüfer nicht aufgefallen. Wir hatten auch Finanzprüfungen. Dabei ist es auch nicht aufgefallen." 

Exakt 102.000 Euro des Schadens von vier Millionen Euro hat die Dame bereits gutgemacht. Vieles deutet darauf hin, dass das Hotel den peinlichen Betrug gar nicht anzeigen wollte. Die Staatsanwaltschaft bekam aber Wind davon und leitete eigene Erhebungen ein, die schließlich zur Anklage und zur Verurteilung führten.