Legenden ranken sich um einen der besten Rotweine Österreichs, der in Mönchhof im  nördlichsten Burgenland geheimnisumwittert seit 30 Jahren entsteht. Niemand kennt seine Cuvetierung oder Details der Herstellung. Mystique ist ein Mysterium. Aus der Hand des begnadeten Winzers René Pöckl.

© Weingut Pöckl

Eines steht jedenfalls fest: Mit René Pöckl ist ein Winzer zu Werke, der von Vinaria schon seit vielen Jahren mit der Höchstwertung von 5 Kronen für seinen Betrieb geadelt ist. Er gehört zu den besten der Besten, zur Vinaria Hall of Fame. Was ihm in die Flasche kommt, hat Hand und Fuß, ohne Kompromisse, ist großartig und über alle Zweifel erhaben.

„Ich mache meine Weine wie zu Großvaters Zeiten“, lacht René Pöckl, „manche mögen altvatrisch dazu sagen, aber das ist mir egal. Es zählt nur das Ergebnis.“ Mit Trends oder Moden hatte Pöckl nie etwas am Hut. Er denkt immer langfristig, durchaus in Generationen, hat von seinem Vater „Pepsch“ große Fußstapfen geerbt, mittlerweile noch viel größere Spuren gelegt.

Neben seinen Zweigelt – die Reserve-Variante unter den besten des Landes –, dem Zugpferd Admiral, dem Reve de Jeunesse und dem in der Champions League spielenden Merlot hat sich die Familie vor über 30 Jahren dem sagenumwitterten Projekt Mystique gewidmet. 1994 war der erste Jahrgang, danach nur in den besten Jahren und seit 2017 jedes Jahr: Das ist die Mystique Vertikale des Hauses Pöckl.

„Der 2024er ist im Fass, und auch für 2025 schaut es gut aus“, freut sich René Pöckl schon auf den nächsten Mystique. Die Mystik wiederum spielte in früheren Zeiten eine große Rolle in den Theologien.

Alles ist möglich: Blend ändert sich je nach Jahrgang

Praktisch bedeutet das für den Spitzenwinzer aus Mönchhof: „Alles ist möglich bei unserem Mystique, der Blend ändert sich je nach Jahrgang und je nachdem, was ich ausprobieren möchte, wobei ich in die natürlichen Abläufe nicht eingreife; keine Hefen, keine Enzyme, keine Konzentration, Vergärung im Barrique, nur etwas Schwefel.“ Die Cuvetierung ist das bestgehütete Geheimnis der Familie Pöckl, Mystique ist ein Forschungswein; Kraft, Ausdauer, Finesse und ein Gänsehaut-Bouquet prägen ihn. Im Fachhandel kostet die Flasche (0,75 Liter) von einem aktuellen Jahrgang 140 bis 180 Euro.

Mystique entsteht immer aus dem Rebsortenbestand des Weinguts, der auf sandigen Lehmböden oder auf Kies gedeiht: Zweigelt, Blaufränkisch, Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Pinot Noir. „Ich bin aber gar kein Sortenfetischist, ich möchte tolle Weine mache, die für sich sprechen“, sagt René Pöckl lachend. Der Erfolg gibt ihm recht, von der Absatzkrise bei Wein spürt er nichts, freut sich über eine loyale Klientel und zuletzt über „einen besonders starken Juli“.

Liebste Sparringpartner kommen aus Bordeaux

In Blindverkostungen schlägt der Mystique immer wieder deutlich teurere Weine von Weltklasseformat, wobei seine liebsten Sparringpartner die bekanntesten Bordeaux sind. Zur jüngsten Mystique Vertikale im beliebten Linzer Szene- und Weinlokal JOSEF luden Topwirt Günter Hager und „Winechecker“ Alexander Gregor Schedl. Elf Mystiques standen am Programm, dazu ein paar Piraten aus Bordeaux.

Eine Vinaria Sternebewertung erübrigt sich, weil fast alle Proben locker die Hürde zur Höchstnote, 5 Sterne (17,5 Punkte), schafften. Die Punktebewertungen pendelten im Detail zwischen 18,0 und 19+.

Mystique Vertikale im Detail

Fulminanter Start mit dem Jahrgang 1997 (stoffig, griffig, Kräuterwürze, Flieder, feinste Tannine), dem ein 1998er aus der Magnum folgte, der ausnahmsweise nur 12,5 Volumenprozent aufwies (Normalfall: 14,5 bis 15,0), ein Lieblingsjahrgang des Winzers: Mit jugendlicher Frische, vielen Kräutern, Schliff und großem Trinkvergnügen meisterte die Flasche problemlos die 18-Punkte-Hürde. Großes Kino und staunende Koster dann beim Jahrgang 2000 (tiefdunkle Frucht, Brombeer, mächtig, kraftstrotzend, dabei hochelegant, ohne Kompromisse).

Ein kleiner Sprung führte zu Jahrgang 2006, einem absolut großen Wein, der sein Alter schlicht verheimlicht (super Struktur, feine Tannine, edles Toasting, Tabak, Kaffee, extrem stoffig). Da tat sich der 2007er schon schwer im Vergleich (kühle Eleganz, sehr präsente Tannine, Gerbstoff, 100 % Bitterschoko), wahrscheinlich nicht die beste Flasche.

Ein Feuerwerk bot der 2015 Mystique, der im Einvernehmen 19+ Punkte holte (hochreife Frucht, edle Süße, Cassis, feinstes Holz, tolle Struktur, edel). Hier stellten Hager & Pöckl einen Piraten dazu, der sich im Nachhinein als 2015 Figeac herausstellte (Kraftlackel, Kaffee, Schoko, endlos lang) und dem Mystique glatt Paroli bot, ihn aber nicht überholen konnte.

2011 dann opulent (Karamell, Kakao, Eukalyptus, getrocknete Kräuter, fleischig, lang), 2012 mit einem Flaschenproblem ohne Wertung. Der 2019er wiederum – ein Vertreter der aktuellen Jahrgänge – hochkonzentriert mit feinster Rotweinsüße und schön gereifter Frucht, extremer Stoffigkeit und Länge, ein Monument für Jahrzehnte. Ihm zur Seite wurde glatt ein Jahrgangskollege gestellt, Leoville Poyforré (erdige Würze, Kaffenoten, schöne Tannine und Struktur), der dem Mystique knapp unterlag.

2020 in Hochform, supersalzig und lang, schon sehr schöner Trinkfluss mit viel Animo, vielschichtig, etwas Exotik, floral. Seinen Sparringpartner Lynch Bages aus demselben Jahr verspeiste der Mystique im Vorbeigehen, der Franzose schien unpässlich. 2021 dann der Benjamin der Serie mit wunderbar reifen Frucht- und edlen Süßenoten, saftig-kräftig, fast schmeichelnde Tannine und endloses Potenzial; hier reift Großes heran.

Ein Pirat aus dem eigenen Haus war in der formidablen Serie der Pöckl Merlot 2018, unter Genießern der aktuelle Jahrgang: eine Offenbarung mit hochreifer Frucht, Kaffeetönen, fleischig, kraftvoll, lang, saftig, voller Struktur und Tiefgang, betörend, animierend. Er hätte sich ex aequo den Sieg geholt (19+) und verwies seinen Konterpart 2018 Valandraud (Exotik, Opulenz, reife Tannine, groß) knapp, aber souverän auf die Plätze.

 

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