Gleich doppelten Grund zur Freude hat in diesem Jahr die kleine Gruppe engagierter Tiroler Weinbauern: Seit zehn Jahren besteht ihr Verband und zahlreiche Auszeichnungen für Nordtiroler Weine begleiten das Jubiläum. Auch SALON Weine aus Tirol gibt es bereits.

Weinhang in Tarrenz in Tirol © ÖWM / WSNA

So kelterte Franz Sprenger mit seinem „Bongerter“ den besten Piwi-Rotwein Österreichs. Weinbau Zoller-Saumwald in Haiming hat mit seinem Pinot Noir 2018 neuerlich einen Wein im SALON Österreich Wein (vor drei Jahren bereits einen Chardonnay). Das Weingut Flür in Tarrenz wurde bei der AWC Vienna mit Gold (Pionier) und zwei Mal Silber (Pinot Noir und Alpen Rosé) ausgezeichnet. Tirols „höchstgelegener“ Winzer Adelbert Spiss (Vinum Fundus) aus Pfunds wiederum hatte für seinen PIWI Solaris in Freiburg (Deutschland) eine Prämierung erhalten. Wein aus Nordtirol ist ein begehrtes Nischenprodukt.

Nordtiroler Wein, regional und fein

„Das bestätigt unseren Weg, mit Leidenschaft in Nordtirol höchste Weinqualität zur regionalen Bereicherung zu produzieren“, freut sich der Tiroler Weinbaupräsident Peter Zoller: „Mittlerweile haben unsere Betriebe längst das Know-how und die Infrastruktur, um auch im Kleinen große Weine zu produzieren.“ Das 10 Jahre-Jubiläum wurde viel beachtet beim Hofschank Gutleben in Itzlranggen veranstaltet. Eine öffentliche Weinpräsenmtation der Tiroler Winzer musste bedingt durch die Pandemie bereits seit zwei Jahren aufgeschoben werden, soll aber 2022 fix stattfinden.

Der Tiroler Weinbauverband vertritt die Interessen seiner Mitglieder, die sich aus Winzern mit und ohne Weinverkauf zusammensetzen. Derzeit bewirtschaften 14 Winzer knapp 16 Hektar Rebflächen im Ertrag, ein paar Hektar sindzusätzlich ausgepflanzt. Die Betriebsgrößen sind als Nebenerwerb und Hobby einzustufen, was dem großen Engagement der Tiroler Weinzer aber nichts anhaben kann. Daher führt der Verband auch Winzer ohne Weinverkauf, da diese nur sehr geringe Mengen ernten. Die Tendenz zu weiteren Auspflanzungen ist aber eindeutig; der Verband hat aktuell rund 75 Mitglieder.

Cool Climate Gebiet Tirol prädestiniert für PIWI

Für das Cool Climate Gebiet Tirol eignen sich insbesondere Rebsorten mit früher oder mittelfrüher Reife, welche im langen sonnigen Herbst regelmäßig die physiologische Reife erreichen. Die spürbare Klimaerwärmung fördert den Reifeprozess deutlich und begünstigt die Tiroler Weinbauregionen. Durch die lange Vegetationsperiode mit später Ernte sowie den großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht im Herbst kann sich in den Beeren zudem viel Aroma und Extrakt entwickeln. Die roten Rebsorten, die in Tirol gepflanzt werden, sind Zweigelt und Pinot Noir. Bei den Weißweinen dominieren Weißburgunder, Sauvignon Blanc, Müller Thurgau, Grüner Veltliner und Chardonnay.

Besonders gut eignet sich das Tiroler Cool-climate-Weinklima für die jungen PIWI-Rebsorten, allen voran Solaris. Diese weiße Sorte wird in Tirol zunehmend angebaut und ist flächenmäßig bereits dominierend. Solaris ist pflegeleicht im Sinne nachhaltiger Bewirtschaftung, soll demnächst als Rebsortenwein zugelassen werden; eventuell nur für das Weinbaugebiet Bergland oder gar nur für Tirol. Dazu laufen die Gespräche mit den zuständigen Stellen, etwa im Nationalen Weinkomitee und im Landwirtschaftsministerium. Neben Solaris ist auch die weiße PIWI-Sorte Muscaris in Tirol gefragt. Bei den roten PIWIs sind das Rösler, Cabernet Jura, Cabernet Cortis und Baco Noir.

 

Das sind die Tiroler Weinbaugebiete

Bezirk Landeck:

Pfunds, Grins, Prutz, Pians, Stanz und Landeck

Bezirk Imst:
Imst, Imsterberg, Tarrenz, Roppen, Sautens, Ötz, Haiming, Rietz, Obsteig, Mieming,

Bezirk Innsbruck Land:
Telfs, Wildermieming, Inzing, Innsbruck, Thaur, Absam, Igls,

Bezirk Schwaz:
Vomp, Zell am Ziller, Ramsau im Zillertal

Bezirk Kufstein:
Kufstein, Kirchbichl, Brixlegg

 

Weinwissen: Die Geschichte des Nordtiroler Weins

Der Nordtiroler Weinbau geht in der Geschichte weit zurück. Begünstigte Lagen und geschützte Hänge wurden in Nordtirol schon vor über 1000 Jahren für den Weinbau genützt. Dies ist wenig bekannt, da viele beim Tiroler Weinbau an Südtirol denken, wo südlich von Brixen die Weinberge das Landschaftsbild prägen.

Die erste urkundliche Erwähnung über den Tiroler Weinbau findet sich um das Jahr 965, wo Sautens genannt wird. Spätere Aufzeichnungen belegen Weingärten im Umkreis von Innsbruck, des weiteren in Telfs, Ötz sowie im mittleren und oberen Inntal bis nach Prutz auf Höhen von 900 Meter. Viele alte Flurnamen und Ortsteile in Tarrenz, Ötz, Roppen, Pfunds, Imst (zB Weinberg) und anderen sonnigen Orten in ganz Tirol weisen auf den früheren Weinbau hin. Diese Namen findet man unter anderem häufig in den Grubenbenennungen des Bayerischen Bergbuchs von 1460-1463 wieder.

Im Mittelalter gab es durch das damalige warme Klima und der gut florierenden Wirtschaft einen Aufschwung im Nordtiroler Weinbau. Als besonderer Förderer des Weinbaus gilt Kaiser Maximilian I. Auf seine Anregung hin entstanden Ende des 15. Jahrhunderts Weingärten in der Nähe der Martinswand in Zirl.

Der Weinberg der Hofschank Gutleben in Itzlranggen mit Blick auf die Kalkkögel. © Thomas Böhm / TWV
Piwi-Rebe der Sorte Solaris von Hofschank Gutleben in Itzlranggen. © Thomas Böhm / TWV
V.l.n.r.: Ferdinand Grüner (Direktor Landwirtschaftskammer Tirol), Weinbau-Obmann Peter Zoller, Florian Phleps (Geschäftsführer Tirol Werbung) © Thomas Böhm / TWV
Das Weinbaugebiet Bergland wird gebildet von den Weinbauregionen in Tirol, Vorarlberg, Salzburg, Kärnten und Oberösterreich. © ÖWM
Der Vorstand des Tiroler Weinbauverbandes (v.li.): Adelbert Spiss, Norbert Auer, Kurt Neurauter, Peter Zoller (Obmann), Edgar Tangl und Thomas Böhm. Nicht im Bild: Siegfried Moser. © Tiroler Weinbauverband
Weinhang in Tarrenz in Tirol © ÖWM / WSNA