5 Kronen Winzer Patrick Proidl, Weingut Proidl (Senftenberg) hebt den Grünen Veltliner Ehrenfels 2020 auf Platz 1 in der aktuellen Grünen Veltliner Premium Verkostung. Hier im Interview.

Vinaria: Das Weinjahr 2020 war herausfordernd. Wie gelang es Ihnen, das schwierige Jahr so gut zu meistern?

Patrick Proidl: 2020 war ein total nasses Jahr. Es hat durchgehend geregnet. Jede Woche hat es einen Schütter runtergelassen. Wird der Weinstock quasi dauerbegossen, passiert beim Veltliner, dass er wächst und wächst – und dabei auch nicht aufhört. Mit dem viel zu vielen Wasser wird die normal lockerbeerige Veltliner-Traube immer praller, und die Beeren haben sich gegenseitig begonnen niederzuquetschen. Dadurch sind Fäulnisnester entstanden.

Eine normale Ernte war damit nicht möglich. Wir mussten daher enorm flexibel sein. Wir haben nur gewisse Fenster gehabt, in denen es trocken war – und die haben wir zu jeder Tageszeit intensiv nützen müssen. So sind wir vier- bis fünfmal täglich in den Weingarten und haben Trauben selektioniert und geschaut, dass die ganze Botrytis rauskommt. So hatten wir in unseren besten Lagen Mengeneinbußen von bis zu 30 Prozent. Beim Riesling war das 2020 einfacher – da hast du die Botrytis auf einmal bekommen.

Vinaria: Was macht die Senftenberger Riede Ehrenfels, Ihre Monopollage, so besonders?

Patrick Proidl: Die Riede ist das Aushängeschild unseres Betriebs; sie ist einzigartig. Der Berg dreht sich in jede Richtung. Wir gehen dort vier- bis fünfmal lesen, weil die Teile einen Reifeunterschied von bis zu drei Wochen haben. Der Untergrund ist ein Wahnsinn, wir haben dort alles – Wachauer-Marmor, Schiefer, Paragneis, Amphibolit. Die Lage Ehrenfels zieht sich von 280 bis 350 Meter hoch. Die ältesten Reben wurden 1988 gesetzt. Dann haben wir in den Jahren 2000 und 2013 dazu gepflanzt und sind dadurch weiter Richtung Wald gerutscht.

Vinaria: Vom Ehrenfels gibt es auch einen Riesling. Wie groß ist die Lage und wie die Aufteilung?

Patrick Proidl: Die Steillage Ehrenfels umfasst heute 2,5 Hektar. Ein Drittel ist mit Veltliner bestockt, zwei Drittel mit Riesling. Der Riesling sitzt oben, wo nur noch 15 bis 20 Zentimeter Erdauflage ist – dort oben hätte der Grüne Veltliner keine Chance.

Vinaria: War es ein Riesling- oder Veltliner-Jahr beim Ehrenfels 2020?

Patrick Proidl: Der Vergleich ist schwierig, weil für mich beide Weine den gleichen Stellenwert haben. Generell ist der Veltliner einfacher zu handhaben. Der Riesling dagegen ist eine Diva. Im Jahr 2020 war das umgekehrt. Da war von der Ernte her der Veltliner schwieriger; beim Riesling war die Herausforderung, dass du auf die nötige Konzentration gekommen bist. Die beiden Weine gibt es seit September. Im Moment ist der Veltliner Ehrenfels scharf auf dem Punkt und präsent. Der Riesling dagegen ist der Langstreckenläufer.

Vinaria: Mit der Ried Pellingen gibt es noch einen zweiten Erste-Lage-Veltliner. Wie fällt der Vergleich zum Ehrenfels aus?

Patrick Proidl: Beim Ausbau im Keller machen wir bei den Veltlinern alles gleich – mit Spontangärung und großem Holzfass. Der Unterschied kommt aus dem Weingarten: Pellingen ist die tiefere Lage. Dadurch staut sich dort auch das Wasser mehr als in der Steillage Ehrenfels. 2020 hat man beim Pellingen im Gegensatz zum Ehrenfels die letzte Reife nicht ganz geschafft. Aber in Hitzejahren hat oft der Pellingen die Nase vorne mit seinen 50 bis 70 Jahre alten Veltliner-Stöcken, die auf sandigem Löss stehen.

Vinaria: Sie sind seit 2015 Kellermeister. Wie ist die Arbeitsaufteilung mit Ihrem Vater?

Patrick Proidl: Ich mache den Keller seit diesem Jahr komplett allein. Aber mein Vater, der das Ganze geschaffen hat, ist nach wie vor voll dabei. Er ist der Weingarten-Guru. Draußen in den Weingärten zu sein, das taugt ihm. Zur Lese dreht sich das kurz um. Bei der Ernte bin ich mit unseren Leuten draußen – und verlasse mich auf meinen Mund, esse den ganzen Tag Beeren und entscheide so, was gelesen wird. Der Vater ist dann im Presshaus und presst das ab, was wir reinbringen. Wir sind ein gutes Team.

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