Es war 1986, als vom US-Weinmagazin Decanter der Begriff Super Tuscans geprägt wurde. Der in der Toskana außergewöhnliche Jahrgang 2016 stand im Fokus einer Vertikalverkostung aller 16 Super Tuscans, die Gambero Rosso organisierte.

Super Tuscan war die erste „Herkunftsbezeichnung“ Italiens, die nicht von Weingesetzen, sondern von besonderen Impressionen der Kritiker bestimmt wurde. Der Begriff hatte sich in weiterer Folge rasch in der globalen Weinwelt verankert. Super Tuscan steht bis heute für herausragende und besondere Weine der Toskana.

Damals entstand eine Bewegung unter den Spitzenwinzern, die sich der Tradition der toskanischen Weine im Speziellen und der italienischen Weine im Allgemeinen verschrieb. Mit dem Ziel, Jahr für Jahr Spitzenqualitäten von internationalem Format zu erzeugen. Das Historical Supertuscans Committee umfasst 16 Weingüter, die bereits vor 1994 – dem Jahr der Einführung der IGT Herkunftsverordnung – zumindest einen Wein im Sortiment hatten, denen führende Kritiker den Status eines Super Tuscans zuerkannten. Etliche dieser Weine führen bis heute den rechtlichen Status eines Tafelweins.

Idee: Sangiovese cuvetieren und ab ins Barrique

Begonnen hatte alles mit einer Idee von Enzo Morganti. Er präsentiert 1968 seinen Vigorello die San Felice, einen hochwertigen Sangiovese, den er mit internationalen (französischen) Rebsorten cuvetiert hatte, Merlot und Cabernet Sauvigon. Ebenfalls neu war damals der Ausbau in kleinen, teils neuen Barriques. Heute besteht der Vigorello – wie auch andere Super Tuscans – nur noch aus internationalen Rebsorten, zu CS und ME gesellt sich hier etwas Petit Verdot.

Gambero Rosso organisierte im Rahmen der jüngsten Vinitaly ein Super Tuscan Tasting mit den 16 Vertretern dieser Spezies. Ausgewählt wurde dafür in den meisten Fällen der beste Toskana Jahrgang der vergangenen beiden Jahrzehnte: 2016. Die Degustation leitete Sarah Heller, Master of Wine. Die Kostnotizen (von Lorenzo Ruggeri und Marzio Taccetti, Gambero Rosso) finden Sie in der Fotogalerie als Bildtexte zu den Etiketten. Gereiht sind die Weine nicht nach Ergebnis, sondern nach dem Jahrgang ihrer ersten Füllung.

Vigorello 2016 - San Felice | 50 % Cabernet Sauvignon, 45 % Merlot, 5 % Petit Verdot: Dunkel und reif, öffnet er sich mit einem Hauch von Leder und dunklem Tabak. Am Gaumen extratrocken, tanninigeTextur, Hauch von Pflaume und Erdnoten, würziger Abgang. Am Markt seit 1968. © Gambero Rosso
Tignanello 2016 – Antinori | 80% Sangiovese 13%, Cabernet Sauvignon, 7% Cabernet Franc: Ganz toller Tignanello, der eine mediterrane und balsamische Essenz zeigt, die die Frucht verstärkt; intensiv, saftig, lang; Harmonie und Fülle. Am Markt seit 1971. © Gambero Rosso
Fabrizio Bianchi Sangioveto Grosso 2016 - Schloss von Monsanto | 100 % Sangiovese: In der Nase treten die blumigen Noten gut definiert hervor, zusammen mit Noten von reifen, roten Früchten. Am Gaumen progressiv und kompakt, dichte und samtige Tannine, endlos lang, ausdrucksstark. Am Markt seit 1974. © Gambero Rosso
I Sodi di San Niccolò – Castellare di Castellina | 90% Sangiovese, 10% Malvasia Nera: Fülle und Komplexität, dunkle Früchte in der Nase, würzige Noten von schwarzem Tee und Johannisbeeren. Am Gaumen durchaus streng, gut ausbalanciert, intensiver Geschmack, noch recht frisch für einen für 2016er. typischen Verlauf. Im Finish dunkelbeerig und Noten von Orangenzesten. Am Markt seit 1977. © Gambero Rosso
Le Pergole Torte 2016 – Montevertine | 100 % Sangiovese In der Nase ist viel in Bewegung, erdige Anklänge und etwas Balsamico Essenz. Am Gaumen sehr frisch und intensiv, fordernd, vielschichtig, tief und lang, sehr intensiv. Braucht noch viel Luft, Temperatur und Zeit, enormes Potenzial. Am Markt seit 1977. © Gambero Rosso
Cepparello 2016 – Isole & Olena | 100 % Sangiovese In der Nase geröstete und rauchige Noten, die neben fruchtigen und blumigen Anklängen von schöner Eleganz geprägt sind. Noch straffe Tannine, fordernd, fast progressiv. Noch lange nicht am Höhepunkt, dichte Struktur und enorme Länge. Am Markt seit 1980. © Gambero Rosso
Sangioveto 2016 – Badia a Coltibuono | 100 % Sangiovese Samtig und frisch. intensiver Duft und Geschmack nach roten Beerenfrüchten. Sanft und animierend am Gaumen, saftig und von von Fülle gekennzeichnet, gut strukturierte Tannine, vitale Säure. Im Vergleich zu seinen Jahrgangskollegen straffer und gar nicht üppig. Am Markt seit 1980. © Gambero Rosso
Camartina 2018 - Querciabella | 70 % Cabernet Sauvignon, 30 % Sangiovese Intensiv und progressiv, fordernd, von großer Vitalität, die Kraft und Struktur mit lebhaften balsamischen Noten kombiniert. Am Gaumen dicht, vielschichitg, tiefgründig, noch viel Potenzial in der Flaschenreifung. Am Markt seit 1981. © Gambero Rosso
Concerto 2016 – Castello di Fonterutoli | 80 % Sangiovese, 20 % Merlot: Was für ein voller und fleischiger Wein am Gaumen! Die dunklen Früchte stechen hervor, jeder Schluck neues Trinkvergnügen, noch jugendlich, lebendig, fleischig. Intensive Noten von reifen, dunklen Früchten, harmonischer, langer Abgang mit viel Würze. Am Markt seit 1981. © Gambero Rosso
Cabreo 2016 Ambrogio und Giovanni Folonari | Sangiovese 33%, Cabernet Sauvignon, 33% Merlot 34%: Braucht noch viel Zeit zur ersten Reife. In der Nase ungestüm würzig und etwas krautig. Die Tannine am Gaumen noch einigermaßen hart, überdecken im Moment Frucht, Struktur und Fülle. Dichter, aber noch fast harte Abgang. Am Markt seit 1982. © Gambero Rosso
La Gioia 2016 – Riecine | 100 % Sangiovese: Was für eine Finesse! Florale, frische Aromen, die sich durch fast frühlingshafte Leichtigkeit auszeichnenen; Veilchen und Herzkirschen, intensiv. Am Gaumen edel, tiefgründig und sehr strukturiert. Freude ( Gioia ) im Namen und im Wein. Am Markt seit 1982. © Gambero Rosso
Fontalloro 2009 – Felsina | 100 % Sangiovese: Braucht noch viel Zeit und einige Entwicklung. Die dunklen, erdigen Untertöne des Sangiovese sind noch ungestüm, in der Nase verschlossen, am Gaumen noch etwas hart, dominante Tannine. Im Abgang leicht oxidative Noten. Am Markt seit 1983. © Gambero Rosso
Balifico 2020 Castello Volpaia | 65% Sangiovese. 35% Cabernet Sauvignon: Der jüngste Wein der Reihe neigt zu intensiven Rosenblütennoten im Duftbukett, hocharomatische Note. Am Gaumen fruchtig und intensiv, jugendlich agil und zupackend, unterstützt von einer ausgewogenen Tanninstruktur. Am Markt seit 1985. © Gambero Rosso
L’Apparita 2016 Castello di Ama | 100 % Merlot: Balsamisch und reif in seiner fruchtigen Textur mit viell Brombeeren. Die Tanninstruktur ist dicht, cremig und intensive, für seidig-samtige Nuancen. Der Abgang wechselt zu würzigen Noten, Muskatnuss und nach gerösteten Mandeln, mit langen fruchtigen und balsamischen Einsprengseln. Am Markt seit 1985. © Gambero Rosso
Brancaia il Blue 2016 Brancaia | 55 % Sangiovese, 40 % Merlot, 5 % Cabernet Sauvignon: Nase von schöner Komplexität, intensiv am Gaumen, vielschichtig, tiefgründig und exzellent strukturiert. Die dunklen Töne von schwarzen und erdigen Früchten begleiten eine samtige Tanninstruktur, die einem harmonischen Abgang viel Charakter verleiht. Am Markt seit 1988. © Gambero Rosso
Acciaiolo 2016 Castello di Albola | 60% Sangiovese, 40% Merlot: In der Nase Düfte von Holz und mediterraner Macchia (Hartlaubgewächs), die sich durch besondere und intensive Würze auszeichnet. Reife, rote Früchte, feine Toastingnoten und Tannine wirbeln über den Gaumen, ausgewogene Frucht und Säure, tolle Struktur, eindrucksvoller Abgang. Am Markt seit 1988. © Gambero Rosso