Stefan Krispel aus dem steirischen Vulkanland hat die große Vinaria Sauvign Blanc-Verkostung gewonnen. Mit einem 2017er aus der Parade-Ried Hochstrandl. Im Vinaria Word-Rap über Terroir, Sorte und Weltklasse.

Vinaria: Was charakterisiert Ihren Siegerwein, den 2017 Sauvignon Blanc Ried Hochstrandl?

Stefan Krispel: Es ist diese Kombination aus Bodennoten mit der sortentypischen, dunklen Aromatik, die an Cassis erinnert. Sauvignon Blanc ist jene Rebsorte, die den Basaltboden am besten transportiert. Wir haben die Ried Hochstrandl als Pachtweingarten in sehr schlechtem Zustand übernommen und fünf Jahre gebraucht, sie auf Vordermann zu bringen. Sie ist sehr steil und liefert traditionell Weine, die steinig anmuten, sie schmecken nach Eisen und Jod. Die Reben wurden 1974 gepflanzt, es handelt sich um einen uralten Klon. Die jungen Weine geben die Frucht nur zaghaft frei, es dauert immer ein paar Jahre. Deshalb gehen wir mit diesem Wein spät in den Verkauf; aktuell ist es der Jahrgang 2017, bereits gefüllt ist 2018, aber noch nicht erhältlich.

Vinaria: Welche Rolle spielt der Boden bei Ihren Weinen?

Stefan Krispel: Eine extrem starke. Basaltverwitterungsböden bringen eine tiefe Frucht, die jedoch immer sehr spät freigegeben wird. Wir haben vor einigen Jahren ganz bewusst auf vier völlig unterschiedlichen Bodentypen Weißburgunder ausgesetzt, um den Einfluss des Bodens auf den Wein zu untersuchen. Regelmäßig stellen wir fest, dass der Wein vom Basalt am meisten Zeit braucht. Für uns ist die Erkennbarkeit des Bodens ganz wichtig, darauf richten wir unseren Fokus. Wir sind überzeugt, dass eine schmeckbare Herkunft im modernen Weinmarkt sehr wichtig ist. Gerade bei den alten Reben der Ried Hochstrandl musste ich viel lernen. Anfänglich habe ich auf höchste Reife gesetzt, was mehrere Lesedurchgänge erfordert hat. Heute ernten wir in einem einzigen Durchgang, wobei wir eine möglichst perfekte Reife abwarten; da geht es nicht um Zuckergrade, sondern um die Ausgewogenheit von Aromatik, Säure und Reife. Nur so bringst du die Bodennote in den Wein. Zudem bin ich überzeugt, dass diese Art der Lese die Nachteile der Klimaentwicklung teilweise kompensieren kann.

Vinaria: Welche Eigenschaften soll ein Sauvignon Blanc von Weltklasse aufweisen?

Stefan Krispel: Das ist eine schwierige Frage. Es sind viele Faktoren. Keinesfalls darf eine aufgesetzte Reduktion dabei sein. Wir dürfen keine Kopien anderer Stile wie etwa Neuseeland anstreben. Die Böden müssen klar erkennbar sein, die Weine müssen von ihrer Herkunft erzählen. Dazu müssen die Winzer aber genau wissen, was der jeweilige Boden kann. Ein Sauvignon Blanc der Spitzenklasse darf niemals laut sein, denn das deckt die Herkunft völlig zu. Auch Restzucker überdeckt die filigranen Aromen und täuscht Fülle vor, deshalb muss ein großer Sauvignon immer trocken sein. Die DAC-Regeln haben hier dankenswerterweise einen Riegel vorgeschoben. Im Weingarten und im Keller ist Oxidation bis zu einem bestimmten Grad zuzulassen. Ein großer Wein muss schwierige Phasen durchlaufen haben, was für den Winzer allerdings einen gewissen Stress bedeutet. Nervosität ist da völlig fehl am Platz. Kurz zusammengefasst: Wein darf beim Ausbau nicht gefesselt werden! Eine weitere wichtige Rolle spielen die Fässer. Ganz ohne Holz geht es meiner Meinung nach nicht, aber die Eignung eines bestimmten Fasstyps muss man sensorisch ganz penibel ausloten. Ein großer Wein ist zudem von Geradlinigkeit und sauberer Frucht geprägt.

Wolfgang Wachter