Weinverkostungen sind subjektive Momentaufnahmen, das steht fest. Schon alleine deshalb, weil Wein ein lebendiges Naturprodukt ist, das sich ständig entwickelt, so oder so.

Bei Verkostungen und Bewertungen ist es extrem wichtig, Fairness und Transparenz Weinen und Winzern gegenüber zu wahren. Das geht nur über anonyme Blindverkostungen durch eine unabhängige Jury aus kompetenten Experten mit großem sensorischem Vermögen und Erfahrung.

Unvermeidlich bleibt die Frage: 20 Punkte-System oder 100 Punkte? Klar, dass Winzer lieber 92 von 100 in die Auslage stellen als 15 von 20. Auch wenn diese beiden Wertungen dasselbe Ergebnis abbilden. Vinaria bekennt sich seit Gründung vor 40 Jahren eisern zum traditionellen, ehrlichen 20 Punkte-System. Wie auch andere renommierte Fachmedien international: Das führende schweizerisch-deutsche Magazin Vinum zum Beispiel (mit Vinaria sehr gut vergleichbar), die französischen Fachmedien, etwa La Revue du Vin de France, aber auch Jancis Robinson und René Gabriel bewerten in der 20er-Skala.

80 ist der Nullpunkt

Erst seit Robert Parker vor rund 40 Jahren in Bordeaux Einzug hielt, wurde das 100 Punkte-Schema in Europa salonfähig. Bis heute sind die Parker Punkte die wohl einzig wirklich relevanten Bewertungen dieser Skala. Alles andere hüpft dazu den Parker-Leuten sozusagen hinterher und überbietet sich ständig in immer höheren, die Realität verzerrenden Bewertungen.

Im Vergleich der beiden Systeme gibt es viel weniger Unterschied als vielleicht vermutet. Das 20er-System wertet am Papier von 0 bis 20, de facto von 10 (ungenießbar) bis 20 (nur ganz selten erreichtes globales Best Of).

Die 100er-Welt wertet in der Theorie von 0 bis 100, am Papier von etwa 70 bis 100, de facto von 80 bis 100. Und somit auch in einem 20er-System; nur die Ergebnisse erwecken optisch einen besseren Eindruck, weil höhere Zahlen.

Korrelation der Bewertungssysteme
20 vs. 100 Punkte

Kann man eine Weinbewertung nach 20 Punkten in eine Bewertung nach dem 100 Punkte-System überführen? Man kann. Vinaria hat Weine, die wir selbst nach dem 20 Punkte-System bewertet haben, in jenen Datenbanken und Publikationen gesucht, die Wertungen nach dem 100er-System enthalten. Daraus wurde eine Korrelation abgeleitet.

Primär wurden österreichische und für Österreich relevante Datenbanken und Publikationen herangezogen. Wie erwartet hat sich eine gewisse Streuung gezeigt. Deshalb hat Vinaria Redakteur und Verkostungsleiter Wolfgang Wachter (Universitätsdozent, Diplomingenieur und Doktor der Technik) für die Korrelation eine Ausgleichskurve berechnet, die oberhalb von 14,5 beziehungsweise 91 Punkten erstaunlich linear verläuft, darunter nur mäßig nichtlinear. Für Mathematiker: im oberen Punktesegment wurde eine Geradengleichung genommen, darunter eine quadratische Parabel.

Vinaria stellt diese Formel hier als Excel-Tabelle online kostenlos zur Verfügung. Als Hilfestellung zum Pendeln zwischen zwei Wertungswelten.

20 Punkte bleiben „heilig“

20 Punkte bleiben Vinaria so heilig wie dem Gault & Millau. Ausgehend von der Überlegung, es wird immer noch ein Alzerl mehr geben, werden die 20 Punkte kaum angerührt. Und sind in anonymen, fairen Juryverkostungen praktisch unmöglich: gibt nur ein Koster die 20 (oder 100) nicht, ist diese (theoretische) Bestmarke bereits dahin.

Die höchsten Wertungen, etwa von 18 bis 20, stehen dabei für Weine von absolutem Weltformat. Nicht für die jahrgangsbesten Sortenvertreter eines österreichischen Weinbaugebiets, wie das in der heimischen 100 Punkte-Familie gang und gäbe geworden ist. Im Unterschied zum Ausland übrigens, wo hohe Wertungen auf der 100er-Skala deutlich zurückhaltender eingesetzt werden als in Österreich.

Sterne sind die zweite Währung

Neben den Punkten vergibt Vinaria auch Sterne, von eins bis fünf, für bewertete Weine. Dieses Schema ist etwas weitmaschiger gehalten und bildet jeder Stern eine gewisse Bandbreite am Punktespektrum ab.

Ihr persönlicher Punkte-Rechner!

Ihren persönlichen Punkte-Umrechner vom 20er-System ins 100er-System und zurück finden Sie zum kostenlosen Download als Excel-Tabelle am Ende dieses Beitrages.

Aus dem Raster mit der Kurve sind sehr leicht die Punkte-Korrelationen zwischen 20 und 100 Punkten zu sehen.

Beispiele:
12 Punkte = 80 Punkte
15 Punkte = 92 Punkte
16 Punkte = 94 Punkte
18 Punkte = 97 Punkte
19 Punkte = 98,5 Punkte
20 Punkte = 100 Punkte

Jancis Robinson bewertet ebenfalls mittels 20 Punkte Skala. © Jancis Robinson
René Gabriel bewertet ebenfalls mittels 20 Punkte Skala. © Heike Witzgall
Vinum bewertet ebenfalls mittels 20 Punkte Skala. © Vinum