Nach dem Zollabkommen der EU mit den USA, das aktuell zumindest 15 Prozent Zoll auch auf Wein vorsieht, fürchten Winzer und Branche eine Billigwein-Offensive der Italiener im DACH-Raum (Österreich, Deutschland, Schweiz). Der Grund: Italien rechnet mit schweren Exportverlusten in den USA.

Die Schnell-Prognosen der Unione Italiana Vini (UIV) zeigen, dass der italienische Weinsektor aufgrund der 15-prozentigen Zölle auf EU-Exporte in die USA in den nächsten zwölf Monaten über 317 Millionen Euro verlieren dürfte. Der neue US-Zoll trifft natürlich alle EU-Weinexporteure Richtung USA, die daher ebenfalls mit analogen Rückgängen zu rechnen haben.

Österreich, Deutschland, Schweiz im Visier

Die Italiener sind im US-Export allerdings die mit Abstand stärkste EU-Weinnation, entsprechend wird ein Exportrückgang Italien am schwersten betreffen. Diese Mengen müssen aber irgendwo untergebracht werden, zumal der nationale Markt in Italien selbst gesättigt ist. Erste Stoßrichtung dabei ist Deutschland, auch der Hauptexportmarkt österreichischer Winzer. 

Weil am Weg nach Deutschland noch Österreich liegt und daneben gleich die Schweiz, lassen sich die drei DACH-Märkte für die Italiener gleich in einem Aufwaschen bequem bedienen. Die gemeinsame Sprache macht es noch leichter, vor allem in Vertrieb, Werbung, Marketing. Der Italo-Lifestyle ist in den drei deutschsprachigen Ländern ohnehin ungebrochen beliebt.

Warum eine 5-Euro-Flasche Wein im US-Restaurant 60 Dollar kostet

Weitere Analysen der Unione Italiana Vini (UIV) zeigen, dass eine 5-Euro-Flasche italienischen Weins in den USA mittlerweile für über 15 US-Dollar verkauft werden könnte. Das entspricht einem Aufschlag von 186 Prozent vom Weingut bis ins Regal. Grund dafür sind die kombinierten Auswirkungen des neuen Zolls und des schwachen US-Dollars, in Verbindung mit dem strukturell teuren mehrstufigen Vertriebssystem in den USA. Der Handelsverband prognostiziert, dass dieselbe Flasche Wein in den USA in der Gastronomie nun für 60 US-Dollar verkauft werden würde.

Im Jahr 2024 exportierte Italien Wein im Wert von 1,93 Milliarden Euro in die USA, was knapp einem Viertel der gesamten Weinexporte des Landes entspricht. Paolo Castelletti, Generalsekretär der UIV, beklagte die möglichen Auswirkungen der Zölle: „Es fällt schwer, dieses Abkommen als Erfolg zu bezeichnen. Zwar sind 15 Prozent besser als die ursprünglich befürchteten 30 Prozent, aber sie liegen immer noch deutlich über den zuvor geltenden, nahezu Nullzöllen. Im Vergleich zu anderen europäischen Weinbauländern dürfte Italien stärker darunter leiden.“

Italiens Weinexporte sind stark im Billig- und Günstigsegment angesiedelt, zuletzt mit einem Durchschnittspreis von 4,20 Euro pro Liter. Nur etwa 2 Prozent der Exporte liegen im Super-Premium-Segment. Lamberto Frescobaldi, Präsident der UIV, ergänzt: „Jetzt ist es entscheidend, dass die Weinindustrie die Last entlang der Lieferkette verteilt, um zu vermeiden, dass die Kosten vollständig auf die Verbraucher abgewälzt werden.“

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