Ortsweine sollen ihre Herkunft widerspiegeln und können hinsichtlich Preis und Qualität überzeugen. Vinaria hat steirische Sauvignon Blanc dieser Kategorie in Kooperation mit Wein Steiermark auf den Prüfstand genommen, verkostet und bewertet.

Alle drei DAC – Regelwerke der Steiermark basieren auf der Herkunftspyramide © Wein Steiermark

In den vergangenen Jahren haben alle Weinbaugebiete in Österreich DAC-Regelwerke etabliert, welche auf dem Herkunftsgedanken basieren. Beispiele dafür sind die Südsteiermark, das Vulkanland Steiermark, Weststeiermark DAC, die Wachau und das Weinbaugebiet Wagram. Die Basis bilden die Gebietsweine, den Mittelbau stellen die Ortsweine dar, die Spitze ist Weinen aus einzelnen Rieden vorbehalten. 

Südsteirische Ortsweine

In der Qualitätspyramide gelten Ortsweine als lokale Spezialitäten. Zur Prüfnummer dürfen sie ab 1. April des auf die Ernte folgenden Jahres eingereicht werden. Ab dem 1. Mai ist der Verkauf zulässig. Der Alkoholgehalt ist nicht geregelt. Der Restzucker ist mit vier Gramm pro Liter limitiert, wobei für Riesling und Traminer abweichend gilt, dass sie der Bezeichnung „trocken“ entsprechen müssen. 

Als Leitsorten für die Ortsweine Kitzeck-Sausal wurden Sauvignon Blanc und Riesling definiert, für Eichberg, Leutschach und Gamlitz Sauvignon Blanc und Muskateller, für Ehrenhausen Sauvignon Blanc und Morillon oder Chardonnay. Jeder der einzelnen Orte weist einen für diese Herkunft charakteristischen Bodentyp auf. 

Im Sausal ist das vorwiegend Schiefer; nur vereinzelt im östlichen Randbereich sind Kalksteinböden anzutreffen. Die kristallinen Böden liefern elegante Weine mit präziser Struktur und unverkennbarer Herkunft. Geerntet wird durchschnittlich ein bis zwei Wochen später als im Rest der Südsteiermark.

In Eichberg herrschen leichte Schotter- und Sandböden aus Flussablagerungen sowie Sandstein vor. Die Trauben reifen aufgrund der Höhenlage und des vergleichsweise kühlen Klimas sehr spät, was aromatisch-frische Weine mit moderatem Alkohol fördert. 

Die Weine aus Leutschach stammen von Kalkmergelböden. Markante Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind für würzige und vielfältige – auch dunkle – Aromen verantwortlich. Die Weine sind kräftig und saftig. 

In Gamlitz treffen wir primär auf Sand- und Schotterböden, im östlichen Bereich vereinzelt auch auf Kalkmergel. In warmen und kesselförmigen Rieden gedeihen fruchtbetonte Weine mit Körper und Tiefgang; insbesondere Sauvignon Blanc schätzt diese Randbedingungen. In den kühleren und höher gelegenen Rieden sind die Weine feingliedrig und vielschichtig im Geschmack. In gut gemachten Ortsweinen ist der sandig-schottrige Boden klar zu erkennen.

Für Sauvignon Blanc und Burgundersorten bestens geeignet sind die mittelschweren bis schweren Kalkböden in der Gegend um Ehrenhausen. Im südwestlichen Bereich dominiert kalkreicher Opok. Wegen der kargen Untergründe reifen die Trauben langsam. Die Weine sind strukturiert, nicht selten zeigen sie einen salzigen Abgang.

Böden in der Weststeiermark

Ganz im Norden des Weinbaugebietes Weststeiermark, in der Gegend um Ligist und Stainz, dominieren Böden aus Schiefer und Gneis. Südlich daran anschließend im Großraum Deutschlandsberg finden wir diese Bodenformationen ebenfalls, daneben auch Schotter. Am südlichen Ende bei Eibiswald herrschen Sand und Sandstein vor, daneben zudem Schiefer und Gneis sowie etwas Schotter.

Vulkanland Steiermark

Der nördliche, flächenmäßig recht große Abschnitt des Vulkanlandes Steiermark, die Oststeiermark, weist eine bunte Geologie auf, Schiefer und Gneis sind ebenso anzutreffen wie Schotter, Sand und Sandstein, Kalkstein und Opok. Im mittleren Bereich um Riegersburg, Bad Gleichenberg, Kapfenstein, St. Anna und Klöch ist Vulkangestein vorherrschend. Auch Sand und Sandstein sowie Schotter sind häufig anzutreffen. Im Südwesten um St. Peter und Straden dominieren Schotter, Sand und Sandstein.

Ortsweine als Visitenkarten

Ortsweine sollen ihre Herkunft, ihr Terroir, erkennen lassen. Der Boden soll durchkommen, ebenso die kleinklimatischen Verhältnisse. Im Weinbaugebiet Weststeiermark fällt mit 1.200 Millimeter pro Jahr im Durchschnitt um 50 Prozent mehr Regen als im Vulkanland Steiermark. Zudem ist es dort kühler als im Osten. Die Klimadaten der Südsteiermark liegen dazwischen. Ortsweine sollen schmeckbar höhere Qualität bieten als die Gebietsweine.

Viele Winzer haben diese Zusammenhänge erkannt und keltern Ortsweine, die sich qualitativ merklich von den Gebietsweinen abheben. Es liegt auf der Hand, dass sich dieser Aufwand preislich niederschlägt. Ähnlich dem Burgund jedoch muss deutlich weniger tief in die Tasche gegriffen werden als für Riedenweine.

Tschermonegg, Silberberg, Sternat

Der Kampf um die besten Plätze ging diesmal extrem knapp aus. Mit 17,1 Punkten sicherte sich der elegante, angenehm unplakative 2023 Sauvignon Blanc Gamlitz vom Weingut Tschermonegg den Sieg. Um nur 0,1 Punkte geschlagen erkämpfte sich das Landesweingut Silberberg mit dem vom Schieferboden geprägten Sauvignon Blanc Kitzeck-Sausal von 2022 Platz zwei. Sein gleich alter Bruder aus Leutschach war der Jury ebenfalls vier Sterne wert. Der Dritte auf dem Siegerpodest war vom Weingut Sternat ins Rennen geschickt worden, der 2024 Sauvignon Blanc Eichberg, der mit Feinheit und Terroir zu überzeugen wusste. Auch hier war der Abstand minimal.

Breite Phalanx toller Weine

In der elitären Gruppe der Weine mit vier Sternen konnten sich neben dem schon erwähnten Landesweingut Silberberg das Weingut Skringer mit dem 2024er Eichberg, Felberjörgl mit dem Sauvignon Blanc 2023 Kitzeck-Sausal, das Weingut Lackner mit dem gleich alten Sauvignon Blanc Ligist und Wolfgang Maitz mit seinem 2022er Ehrenhausen etablieren. Das Weingut Stoff aus Kitzeck zeigte sich erstmals im Rampenlicht, und zwar mit dem Sauvignon Blanc Kitzeck-Sausal von 2023.

Ins Finale der Besten geschafft haben es weiters die Weingüter Bernd Stelzl, Assigal, Temmel, Skoff Original, Josef Marko und Primus.

Top Preis-Leistungs-Verhältnis

Aufgefallen ist die hohe Qualität des Starterfeldes. Viele der eingereichten Proben waren deutlich näher an Riedenweinen als an Gebietsweinen. Die Bodentypen waren bei zahlreichen Weinen klar zu erkennen. Damit erfüllen die Ortsweine punktgenau ihren Zweck und entsprechen ihrer Bestimmung.

 

Topliste steirische Ortsweine

17,1Weingut Tschermonegg 2023 Sauvignon Blanc Gamlitz SST
17,0Landesweingut Silberberg2022 Sauvignon Blanc Kitzeck-Sausal SST
16,9Weingut Sternat2024 Sauvignon Blanc Eichberg SST
16,8Weingut Skringer2024 Sauvignon Blanc Eichberg SST
16,7Weingut Felberjörgl2023 Sauvignon Blanc Kitzeck-Sausal SST
16,6Weingut Kodolitsch2023 Sauvignon Blanc Kitzeck-Sausal SST
16,5Weingut und Buschenschank Lackner2023 Sauvignon Blanc Ligist WST
16,5Weingut Wolfgang Maitz2022 Sauvignon Blanc Ehrenhausen SST
16,5Landesweingut Silberberg2022 Sauvignon Blanc Leutschach SST
16,5Weingut Stoff2023 Sauvignon Blanc Kitzeck-Sausal SST
16,4Weingut Bernd Stelzl2022 Sauvignon Blanc Leutschach SST
16,4Weingut Assigal2024 Sauvignon Blanc Kitzeck-Sausal SST
16,4Weingut Skoff Original2024 Sauvignon Blanc Gamlitz SST
16,4Weingut Temmel2022 Sauvignon Blanc Kitzeck-Sausal SST
16,3Weingut Marko2024 Sauvignon Blanc Ehrenhausen  SST
16,3Weingut Primus2022 Sauvignon Blanc Ehrenhausen  SST

 

 

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Roland Sternat ist mit dem überzeugenden Ortswein Eichberg verdient auf dem Stockerl gelandet © Werner Krug
War uns vier Sterne wert: Sauvignon Blanc Eichberg von Anneliese, Lena und Johann Skringer © Weingut Skringer
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Das Weingut Stoff hat gleich richtig aufgezeigt mit dem Ortswein Kitzeck-Sausal © Michaela Lorber
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