Für helle Empörung sorgt die Entscheidung der EU Kommission, Irland die Kennzeichnung von Wein und alkoholischen Produkten als gesundheitsgefährdend zu erlauben. Gar von „Terror-Etiketten“ auf Weinflaschen ist die Rede.

© Irischer Gesundheitsdienst

Als „einseitige, diskriminierende und unverhältnismäßige Regelung“ bezeichnete Micaela Pallini, Präsidentin des Verbands der italienischen Weinproduzenten Federvini, die irische Verordnung, die vorsieht, dass auf allen im Land verkauften alkoholischen Getränken Warnhinweise über den Zusammenhang zwischen Alkohol und dem Risiko von Krebs und Lebererkrankungen sowie bei Schwangerschaften angebracht werden müssen. Weiters der Alkoholgehalt des Produkts in Gramm; die Anzahl der im Produkt enthaltenen Kalorien und einen Link zu einer Gesundheitswebsite mit Informationen über Alkohol und seine Schäden.

Nach Ablauf einer sechmonatigen Begutachtungsfrist wurde das Vorhaben ohne Einwände von der Europäischen Kommission genehmigt. Dies ist erforderlich, weil das Weinrecht EU-Recht und in den Mitgliedstaaten an sich harmonisiert ist. Bemerkenswert: Der irische Vorstoß wird erlaubt, obwohl die EU ihrerseits plant, im Dezember 2023 ohnehin neue EU-Regeln für die Kennzeichnung alkoholischer Getränke in Kraft zu setzen.

Alkohol in Irland ein gesellschaftliches Problem

Die irische Regierung regelt im 2019 eingeführten „Public Health Alcohol Act“ die Verpflichtung zur Information der Verbraucher über Gesundheitsrisiken. Alkoholmissbrauch sei in Irland ein großes gesellschaftliches Problem, die Menschen seien sich der Gefahren nicht bewusst, argumentiert die Regierung. Was die großen Bier- und Whisky-Hersteller Irlands dazu sagen, ist aktuell nicht bekannt.

Vertreter der europäischen Weinwirtschaft, vor allem der großen Erzeugerländer wie Frankreich, Italien und Spanien, zeigen sich entrüstet darüber, dass die EU-Kommission dem Entwurf ohne Einwände zugestimmt hat und Wein damit Zigaretten gleich gestellt würde. Der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti warnte vor „Terroretiketten“ auf Weinflaschen und sieht im Vorgehen der EU einen Anschlag auf einen der wichtigsten Landwirtschaftsbereiche in Europa. Auch die Regierung in Rom reagierte entrüstet.