"Wir versuchen, den Weinberg mit Insektiziden zu behandeln, um die Ausbreitung zu begrenzen, aber es ist nutzlos", sagen die Winzer aus dem Dorf Zalaszentgrot in den Hügeln von Zala Südosten Ungars. Fast alle Weinbauregionen im Land sind mittlerweile befallen. 

Die Goldgelbe Vergilbungskrankheit (Flavescence dorée) wird von der Amerikanischen Rebzikade übertragen, die sich explosionsartig über die Weinberge von Slowenien, Österreich und Ungarn ausbreitet. Die Krankheit ist in fast allen Weinbauländern Europas bekannt.

„Wenn gespritzt wird, weichen die Insekten auf unbehandelte Weinberge oder wilde Reben in der Nähe aus und kehren infiziert zurück", klagt ein Winzer, der bereits ein Viertel seiner Rebflächen verloren hat. Das Problem ist seinen Kollegen in Österreich wohlbekannt, wo sich Flavescence dorée seit dem Vorjahr vor allem in der Steiermark und besonders im Vulkanland wild ausbreitet. Hier ausgehend vom Nachbarland Slowenien.

Ungarn ist das 14. größte Weinproduzentenland mit 270 Millionen Litern im Jahr 2024 laut Internationaler Weinorganisation (OIV) und berühmt für seine Weinregionen wie Tokaj, ein UNESCO-Weltkulturerbe. Die Krankheit, die in Ungarn erstmals 2013 offiziell entdeckt wurde, hat sich in diesem Jahr auf 21 der 22 Weinregionen des Landes ausgebreitet. 

Seuche könnte Weinproduktion in Ungarn auslöschen

"Die Seuche könnte die Weinproduktion in Ungarn auslöschen", warnte der Präsident des Nationalen Rates der Weingemeinden, Janos Frittmann. Seiner Aussage nach hat der Ausbruch der Krankheit die Branche überrascht, „viele Winzer kannten die Symptome nicht einmal“. Die ungarische Regierung gab im September 2026 etwa 10 Millionen Euro frei und haben Inspektoren fast 8.700 Hektar Weinberge überprüft, tausende von Proben gesammelt, teilte das Landwirtschaftsministerium mit.

Expertin rät Winzern, mit der Rebkrankheit zu leben

Elisa Angelini, Leiterin der Abteilung für Krankheitserkennung am Viticulture and Oenology Research Center in Venetien (Italien), weist darauf hin, dass "die Krankheit in der Regel in einem neuen Gebiet im Durchschnitt vier Jahre nach der Infektion entdeckt wird, wenn es schon zu spät ist, sie auszurotten". Ihr zufolge müssen ungarische Winzer daher lernen, mit dieser Krankheit zu leben, wie ihre Kollegen vor ihnen in Frankreich, wo sie 1949 erstmals entdeckt wurde, sowie in Österreich, Slowenien und Italien.