Vinaria: Ihre Heiligenstein-Rieslinge beeindruckten die Jury, wobei der 2021er die Nase vorne hatte. Wie vergleichen sich die beiden Jahrgänge?

Gloria Eichinger: 2021 ist für mich ein absoluter Traumjahrgang! Ein wunderschöner Herbst mit sonnigen Tagen und kühlen Nächten führte zu einer tollen Reife und Säure. Ich hoffe sehr, dass ich in meiner Winzerinnenkarriere nochmal so ein Weinjahr erleben darf. 2019 war auch ein Spitzenjahr, bei dem einfach alles stimmte. Tolle Reife mit einer guten Säurestruktur. Letztendlich hat für mich das Jahr 2021 aber die Nase vorne, definitiv ein Langstreckenläufer!

Birgit Eichinger: 2021 hatten wir einen sehr trockenen Winter und dadurch auch einen späten Austrieb. Im Mai kam endlich Regen und damit waren die Rebstöcke wieder gut versorgt. Nach einem sonnigen Juni und Juli folgte ein kühler August und ein sonniger, aber kühler September, was die Säure im Most hochhielt. Der Föhn Ende Oktober brachte den Rieslingen noch einen Reifeschub. 2019 war der Frühling sehr wechselhaft, dafür war der Sommer heiß. Danach folgte ein kühler August und später ein milder Herbst.

Vinaria: Und wie drückt sich das bei Stilistik und Charakter der beiden Jahrgänge aus?

Birgit Eichinger: Was die beiden Jahrgänge eint, sind die kühlen Phasen im Sommer und die trockenen schönen Herbsttemperaturen. Genau diese Zutaten braucht ein großer Weißweinjahrgang. Wenn man unsere beiden Heiligensteine direkt vergleicht, so fällt auf, dass der 2019er etwas schlanker und filigraner ist als der 2021er. Der 2021er hatte mehr Reife, aber auch die Säure ist höher als beim 2019er.

Vinaria: Der Heiligenstein besitzt mehrere unterschiedliche Bereiche. Wo befinden sich Ihre Weingärten, was zeichnet diese Bereiche aus?

Birgit Eichinger: Unsere Rebstöcke befinden sich im Herzen des Heiligstein aufgeteilt auf 13 Terrassen vom oberen Drittel bis knapp unter die Hälfte eher im westlichen Teil unter der Heiligensteinwarte. Der Vorteil ist, dass wir sowohl sehr kühle, karge Terrassen im oberen Bereich als auch etwas wärmere im unteren Bereich haben. Diese werden auch immer separat gelesen. Bei den oberen Terrassen sind die Zeilen gebogen und bilden eine kleine Kessellage Richtung Westen, welche die Abendsonne gut speichert.

Vinaria: Oft wird die Wertigkeit alter Reben hervorgehoben. Wie sehen Sie das und wie alt sind Ihre Reben am Heiligenstein?

Birgit Eichinger: Alle Terrassen sind zwischen 25 und 35 Jahre alt. Das hat natürlich den Vorteil, dass in den oft trockenen Sommermonaten die Wurzeln tief im Boden sind und die Rebstöcke keinen Stress bekommen. Obwohl alle Terrassen bewässert sind, ist das in Extremzeiten ja oft wirklich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Vinaria: Beide Jahrgangsvertreter haben durch großartige Vitalität und Energie bestochen. Wie gelingt das?

Gloria Eichinger: Für mich ist der Lesezeitpunkt essenziell! Das bedeutet, nicht nur der Zuckergehalt in den Trauben muss passen, sondern auch die Ernte bei kühlen Morgentemperaturen. Danach wird unser Riesling im Stahltank vergoren und lagert über Monate hinweg auf der Hefe. Mir ist es auch wichtig, bei der Lese am Heiligenstein immer selbst im Weingarten vor Ort zu sein – da kommt etwas mein Perfektionismus durch!

Birgit Eichinger: Beide Jahrgänge zeichnet ein absolut gesundes Traubenmaterial aus. Dies ist für eine lange Frische Voraussetzung. Beide Weine hatten Maischestandzeit, der 2021er aber deutlich länger. Das war bei der Reife und Säure und dem gesunden Material möglich. Weiters lassen wir unsere Lagenweine sehr lange auf der vollen Hefe, was sie natürlich auch frisch und vital hält. 

Topliste Premium Riesling 2019 & 2021

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