Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Käufer des Bordelaiser Château Lascombes, einem der größten, klassifizierten Weingüter in Bordeaux, sind der US-Milliardär Gaylon Lawrence aus Tennessee sowie Master Sommelier Carlton McCoy Jr. Der Kaufpreis soll 400 Millionen Euro betragen!

Château Lascombes © Château Lascombes

Die Unternehmensgruppe Lawrence Wine Estates von Lawrence und McCoy steht also hinter dem Multimillionen-Deal, der seit Wochen Bordeaux in Atem hält. In den vergangenen vier Jahren kaufte Lawrence Wine Estates in Kalifornien die Spitzenweingüter Heitz Cellar, Burgess Cellars und Stony Hill im Napa Valley sowie weitere Betriebe und Weinunternehmen. Château Lascombes ist das erste Engagement der beiden außerhalb der USA.

"Mit solch außergewöhnlichen Weinbergen sind wir zuversichtlich, dass wir einige der außergewöhnlichsten Weine der Region herstellen können, und wir haben volles Vertrauen, dass die technische Direktorin Delphine Barboux dies erreichen kann“, sagte Carlton McCoy Jr. dem US-Weinmagazin Decanter: "Wir werden keine Kosten scheuen, um sicherzustellen, dass wir sein volles Potenzial ausschöpfen können.“

Riesenwirbel um Ausverkauf der Kronjuwelen

Konkreter wurde sein Partner Carlton McCoy, der klar sagte, was Sache ist: „In den vergangenen Jahren hat Château Lascombes nicht immer nur große Weine produziert.“ Nach Ansicht von Lawrence und McCoy ist vor allem die Weingarten-Bewirtschaftung („farming“) verbesserungswürdig. Hier wollen die Amerikaner ansetzen und das geballte Know-how ihrer renommierten Weingüter einbringen, um Château Lascombes in die absolute Spitzenliga zu befördern. Man möchte das Potenzial des Gutes rasch heben.

Der Kauf durch Lawrence Estates sorgte und sorgt für erheblichen Wirbel in Bordeaux. Neben zahlreichen nahezu geschockten, alteingesessenen Winzern kritisierte auch der Dachverband CIVB den Ausverkauf Bordelaiser Kronjuwelen. Die für landwirtschaftliche Transaktionen zuständige Behörde Safer konnte den Deal nicht verhindern, sprach wörtlich von einem Kriegspreis („war prize“), mit dem sich die Amis ins Herzstück des Bordelais eingekauft hätten.

Über Château Lascombes

Château Lascombes ist eines der größten Weingüter im Bordelais und auch eines der größten, klassifizierten Weingüter der Region. Es zählt zu den 15 als Second Crus nach der Klassifizierung von 1855 eingestuften Châteaus. Lascombes verfügt über 117 Hektar Gesamtfläche, wovon rund 84 Hektar mit Merlot, Cabernet Sauvignon und etwas Petit Verdot bestockt sind. Jährlich werden etwa 250.000 Flaschen des Grund Vins produziert, weitere 70.000 Flaschen des Zweitweins Chevalier de Lascombes. Zehn Hektar Reben besitzt das Château zudem in der Appellation Haut-Medoc. Dazu kommen ausgedehnte Liegenschaften, die wertvolle Marke, ein Weinlager im Wert von rund 50 Millionen Euro und vor allem auch Goodwill – also der Mehrwert, den der Käufer für so ein Paket auf den Tisch legen muss.

Château Lascombes wechselte in der Vergangenheit mehrfach den Besitzer, steigerte dabei stets seinen Wert enorm. In den 1970 Jahren verkauften die früheren Eigentümer, eine Gruppe von US-Geschäftsleuten rund um den französischen Weinautor Alexis Lichine, Lascombes um rund 70 Millionen Euro an die britische Brauereigruppe Bass Charrington. 2001 übernahm der US-Investitionsfons Colony Capital das Château, investierte und verkaufte es zehn Jahre später (2011) um 200 Millionen Euro weiter. Käufer war damals MACSF, eine Krankenversicherung beziehungsweise deren Anlageabteilung. Der Verkauf nun hat wiederum MACSF einen satten Gewinn beschert.

Ein Teil des Sortiments von Lawrence Wine Estates © Lawrence Wine Estates