Der Ärger der Winzer in Bordeaux nimmt immer aggressivere Formen an: Fässer mit Wein, die während einer gerichtlichen Versteigerung zu zu niedrigen Preisen verkauft wurden, wurden in einer überfallsartigen Aktion aus den Tanks in den Kanal entleert. Dabei wurden 1.000 Hektoliter Wein vernichtet.

Das sind immerhin 100.000 Liter aus fast 143.000 Flaschen zu je 0,75 Liter. Eine beispiellose Aktion in der Gironde, die von der Zunahme der Spannungen zeugt, die durch Billigstpreise verursacht werden. Wir sind keine Kriminellen, wir sind einfach nur Winzer, die versuchen, angesichts einer absehbaren Katastrophe zu überleben", kündigten die Täter in einem Bekennerschreiben an.

Sie hätten ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen, weil sie ohnedies nur im Stich gelassen werden, schreiben die anonymen Tankentleerer in dem vorgefundenen Brief. Die Vorgeschichte legt das ganze wirtschaftliche Dilemma in der Weinbranche der Gironde offen. Dort, wo nicht die Grdn Crus erzeugt werden, sondern Massenweine. 

Auslöser des Aufstandes war eine gerichtliche Auktion von Weinlagerbeständen des biologisch wirtschaftenden Château Blaye durch das Auktionshaus Chartrons, das auf Konkursversteigerungen spezialisiert ist. Nachdem die Weine niemand für den regulären Handel kaufen wollte, wurden diese zur Destillation versteigert. Gerade einmal 23 Euro pro Hektoliter (100 Liter) Wein wurden in der Auktion erzielt; das sind 23 Cent pro Liter für füllfertige Rotweine.

"Um dieses Massaker zu stoppen, haben wir Maßnahmen ergriffen und schweren Herzens die Fässer geöffnet, um zu verhindern, dass diese Weine am Markt verkauft werden und unsere Situation weiter verschlimmern", heißt es in dem anonymen Brief. Wie anderswo in Frankreich ist der Zustand der Weinberge in der Gironde nach der kleinen Ernte 2025 besorgniserregend: Zwischen verlassenen Reben und der Moral am Boden scheint der Bordeaux-Sektor in weiten Teilen am Ende seiner Kräfte angelangt zu sein.

18.000 Hektar Rebfläche wurden zwischen 2023 bis 2025 entlang der Gironde entwurzelt. Das entspricht der Fläche der gesamten Weinberge im Elsass und in Lothringen. Mit den noch geplanten Rodungen verliert das Bordelais rund 25.000 Hektar Rebfläche.