Während das Kamptaler Weingut Waldschütz bei Vinaria Verkostungen immer wieder weit vorne landet, gelang dem Perchtoldsdorfer Weingut Barbach eine Überraschung. Die beiden Winzer im Interview.

MARKUS WALDSCHÜTZ

Vinaria: Sie haben mit Ihrem Straßer Riesling Venesse nicht nur Aroma- Gruppe gewonnen, sondern auch den zweiten Gesamtplatz erzielt. Was bedeutet Venesse?

Markus Waldschütz: Die Trauben für unseren leichten Riesling kommen ausschließlich von unseren Straßer Lagen, sie wurden in penibler Handarbeit gelesen. Der Name Venesse stammt von meinem Vater aus den Anfängen seiner Weinbautätigkeit. Die Riesling-Stöcke standen damals auf dem WEchselberg und im NESSEltal. Das breite W hat er zum V verschlankt, weil es cooler ausschaut. Der jugendliche Riesling Venesse ist bestens etabliert und nicht mehr aus unserem Sortiment wegzudenken.

Vinaria: Auf welchen Böden stehen die Reben?

Markus Waldschütz: Da haben wir eine große Auswahl aus praktisch allem, was das Kamptal zu bieten hat. Also Glimmerschiefer, auch Verwitterungsböden, Schotter, Urgestein, Löss, eine bunte und damit genau richtige Mischung nicht nur für Sommerweine.

Vinaria: 2021 und 2022 sind sehr unterschiedliche Jahrgänge. Wie würden Sie diese charakterisieren?

Markus Waldschütz: 2021 war ein Bilderbuchjahrgang, da hat einfach alles gepasst. 2022 war von Juli bis September eine nur mit großem Aufwand an Fleiß, Kraft, Mitarbeitern und letztlich viel Geld zu bewältigende Herausforderung. Im Juni und Juli hat es im Schnitt zweimal pro Woche geregnet, wir hatten so viel Niederschlag wie seit zehn Jahren nicht mehr, der Peronospora-Druck war enorm.

Vinaria: Da haben Sie gerade auf biologisch umgestellt?

Markus Waldschütz: Wir waren im letzten Jahr der Umstellung auf biologischen Weinbau und mussten penibel darauf achten, dass die richtigen Arbeiten zum richtigen Zeitpunkt ausgeführt wurden. Gerade der richtige Pflanzenschutz gegen Pero war durch den häufigen Regen extrem schwierig. Gemeinsam ist den Jahren ein wunderschöner Herbst, der mit seinen kühlen Nächten für passende Säurewerte sorgte. 2022 war für uns in Summe ein kühles Jahr, das nicht an 2021 herankommt, doch gerade Rieslinge profitieren in leichten Jahren vom guten Sortenausdruck mit erfrischender Säure.

Vinaria: Laut Analyse hat der Wein 6,5 Gramm Restzucker, die beim Verkosten nicht auffallen. Haben Sie eine Speisenempfehlung?

Markus Waldschütz: Dem Zuckerrest stehen 8,5 Gramm Säure gegenüber, beide sind sehr schön ineinander verwoben, deshalb passen auch Speisen recht gut, die diese Vorgabe aufgreifen. Das darf schon ein bisschen asiatisch sein, gerne auch pikant bis scharf. Mit seinem Süße-Säure-Spiel passt der Wein zu Speisen aus dem Wok, zu Currys oder einfach so gegen den Durst.

 

WILHELM PRÜFERT (Weingut Barbach)

Vinaria: Ihr Wein erreichte den dritten Gesamtrang dieser Sommerweinverkostung. Wie kommt der Veltliner in die Thermenregion?

Wilhelm Prüfert: Das ist eine große Freude. Wir sind ja auch ein Heurigenbetrieb, und da rennt der Veltliner als normaler, junger, fruchtiger Wein sehr gut mit. Er wird sehr gern zu deftigen Speisen genommen. Ich sage damit nicht, dass es den Veltliner hier schon immer gegeben hat, aber der aktuelle Weingarten wurde Mitte der 1990er-Jahre noch von den Schwiegereltern neu ausgepflanzt, und da war zuvor schon Veltliner gesetzt. Von unseren etwa fünf Hektar Betriebsfläche ist einer mit Veltliner bestockt, wir haben also für die Thermenregion einen recht hohen Veltliner-Anteil. Die Reben stehen auf sehr kalkreichen, eher schweren Lehmböden und gedeihen damit unter gänzlich anderen Grundvoraussetzungen als in den klassischen Veltliner-Hochburgen.

Vinaria: Wie gestaltete sich der Jahrgang 2022 in Perchtoldsdorf?

Wilhelm Prüfert: Wir hatten immer Glück mit dem Wetter, deshalb ist der aktuelle Jahrgang seinem Vorgänger gar nicht so unähnlich. Im Frühjahr hatten wir ausreichend Regen, um die anschließende Trockenperiode ohne Probleme zu überstehen, und dank einiger, teils kräftiger Schauer zwischendurch waren wir gegenüber anderen Orten in der Thermenregion durchaus privilegiert. Bezüglich der Reife freuen wir uns über ein normales Jahr mit gutem Fruchtausdruck und moderaten Alkoholwerten.

Vinaria: Viele Leser werden Sie und das Weingut noch nicht kennen….

Wilhelm Prüfert: Ich bin als Feinwerkmechaniker sehr quer in den Betrieb eingestiegen, habe dann die Weinbauschule in Krems besucht und 2003 die Meisterprüfung absolviert. Mit dem Jahrgang 2020 sind alle unsere Weine biozertifiziert. Derzeit besuche ich Kurse für biodynamischen Weinbau, wobei mich da die logischen Sachen mehr interessieren als etwa die Mondphasen.

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