Die Winzer der Thermenregion sind schon lange auf der Suche nach einem neuen, besser passenden Namen für ihr Weinbaugebiet südlich von Wien. Am Weg zur DAC-Region könnte es mit der Namensänderung rascher ernst werden als gedacht. Und die Klosterneuburger Winzer denken gleich mit.

Das Weinbaugebiet Thermenregion erstreckt sich von der südlichen Wiener bis an die Steirische Landesgrenze. © ÖWM

Die Thermenregion ist neben dem Weinbaugebiet Wagram im Zentrum Niederösterreichs das letzte Weinbaugebiet ohne DAC-Herkunft. Das soll sich nach jahrelangen, aufreibenden Diskussionen nun rasch ändern. Es ist erklärter Wille der meisten Winzer, Weinbauvereine, -Funktionäre und der Weinbaupolitik. Auch die Österreichische Weinmarketing (ÖWM) dürstet förmlich danach.

Die Rebsorten für die DAC-Pyramdie liegen in der Thermenregion auf der Hand: Zum einen die autochthonen Sorten Zierfandler und Rotgipfler, zum anderen die Burgundersorten in Weiß und Rot, die aus den Herkünften dieses Gebiets hervorragende Weine ergeben: Chardonnay, Weißburgunder, Pinot Noir, Sankt Laurent. Der Zweigelt wird wohl ebenso den Sprung zunmindest unter die Ortsweine schaffen.

Die dreigeteilte Weinpyramide ist mittlerweile gelernt: Erste Stufe sind die Gebietsweine, also Weine mit der Herkunft des Gebietes, derzeit noch Thermenregion. Die mittlere Stufe bilden die Ortsweine, die höchste Stufe dann die Riedenweine. Ganz oben bei den Riedenweinen sollen dem Stand der Dinge nach Zierfandler und Rotgipfler sowie die genannten Burgundersorten Platz finden. Bei den Ortsweinen dann die wichtigsten Sorten der Region, darunter dann nochmals erweitert bei den Gebietsweinen.

Großer Wurf bei den Ortsweinen gelungen

Im Zuge der Entscheidungsfindung spießte es sich weniger an den – auf der Hand liegenden – Leitsorten, vielmehr an den Namen der Herkünfte der Ortsweine. Hier scheint den Winzern, Weinbauvereinen und dem Regionalen Weinkomitee unter Obmann Johann Stadlmann ein großer Wurf zu gelingen.

Dem gelernten Österreicher muss geradezu als Sensation erscheinen, wenn sich so selbstbewußte Gemeinden beziehunsgweise deren Weinbauvereine wie Mödling, Gumpoldskirchen, Guntramsdorf und Traiskirchen dazu entschließen, ihre Ortsweine künftig unter dem Herkunftsnamen Gumpoldskirchen zu vermarkten. Ein Schritt, der sich den Applaus der Weinwelt ehrlich verdienen würde.

Ähnlich die Situation zwischen den exponierten Weinbaugemeinden Baden und Sooß. Hier sollen die Weißweine künftig gemeinsam unter der Ortsbezeichnung Baden vermarktet werden, die Rotweine unter dem Namen Sooß. Die Weinbaugemeinden östlich von Baden sollen unter der Herkunft Tattendorf firmieren, was die Ortsweine anbelangt. Perchtoldsdorf behält seinen Namen für die Ortsweine.

Noch etwas Diskussionsbedarf gibt es dem Vernehmen nach rund um Bad Vöslau und weiter südlich, wo die Rebflächen und die Bedeutung des Weinbaus in Richtung Wiener Neustadt aber rapide abnehmen.

Neuer Name muss her, aber kein „Waldwein“!

Der große Wurf steht also im Weinbaugebiet Thermenregion bevor. Ein nöch größerer wäre die geplante Namensänderung. Schon lange sind die Winzer mit „Thermenregion“ unglücklich. Die Bezeichnung hat so gar nichts vinophiles, nimmt auf die angegrauten Thermenstädte Baden und Bad Vöslau Bezug, die sich weitgehend dem Gesundheitstourismus verschrieben haben.

Rein touristisch betrachtet, ist das Thermenthema von der Steiermark und dem Burgenland längst in Beschlag genommen worden. Ein Ausweg schien die auch international bekannte Regionsbezeichnung Wienerwald zu sein, für die Gebiete südlich und westlich der Bundeshauptstadt. Die Idee wurde rasch verworfen, mit einem „Waldwein“ wollten sich die Winzer – verständlicherweise – so gar nicht anfreunden.

Fusion mit Weinbaugebiet Wien in der Pipeline

So ist man aktuell auf der Suche nach einem neuen Namen für das Weinbaugebiet. Wiener Berge war im Spiel und ähnliches. Warum also nicht gleich die Thermenregion mit dem Weinbaugebiet Wien vereinen zu einer schlagkräftigen, großen Herkunft von internationalem Format und ebensolchem Ruf? In der Tat wurde und wird dieser historisch anmutende Schritt, der sehr viel Positives bewirken würde, ernsthaft diskutuiert. Dafür sollte Wein-Österreich dankbar sein.

Alleine die Wiener Winzer und Weinbauvereine spielen noch nicht ganz mit. Während die einen fast unerwartet spontan auf den Zug dieser revolutionären Idee aufsprangen, begaben sich die anderen in vorerst ablehnende Warteposition.

Klosterneuburg will weg vom Wagram

Dafür denken an der Westgrenze der Stadt die Klosterneuburger Winzer hörbar mit. Sie sind unglücklich mit der Großlage Klosterneuburg, die den südlich der Donau gelegenen Teil des Weinbaugebiets Wagram bildet. In und um Klosterneuburg dominieren weitgehend idente Voraussetzugen und Rebsorten wie in der Thermenregion. Der Wienerwald verbindet beide Gebiete nicht nur geografisch, sondern auch touristisch.

Die Klosterneuburger Winzer würden lieber heute als morgen an der Thermenregion andocken, allerdings nur, wenn diese einen neuen Namen bekommt. Es würde auch weinbaupolitisch und aus Marketingsicht sehr, sehr viel Sinn machen. In der Thermenregion würde man das Thema nach wie vor am liebsten in einem Aufwaschen mit Wien regeln, also mit dem Zusammenschluss mit der Weinbauregion der Bundeshauptstadt Wien.

Info: Weinbaugebiet Thermenregion

2.181 Hektar Reben lehnen sich an die Abhänge des Wienerwalds, vom Stadtrand Wiens entlang einer Hügelkette mit dem Anninger als höchster Erhebung bis südlich von Baden. Noch heute regiert im nördlichen Teil um Gumpoldskirchen der Weißwein mit Schwerpunkt auf den autochthonen Sorten Zierfandler (auch Spätrot genannt) und Rotgipfler, während im Süden der Rotwein mit den Sorten Sankt Laurent und Pinot Noir dominiert.