Neben der Thermenregion südlich von Wien ist auch das Weinbaugebiet Wagram am Weg zur DAC Herkunft und würde damit die letzte verbleibende Lücke auf der Landkarte der österreichischen DAC-Herkünfte schließen.

Wie fast in allen Gebieten stand am Beginn eine jahrelange und durchaus kräfteraubende Diskussion unter Winzern, Weinbauvereinen, -Funktionären und -Politikern aus allen Lagern. Die Interessen unter einen Hut zu bringen, ist in kleinen Regionen oft viel schwieriger als in großen. Die Wachau war zuletzt ein markantes Beispiel für diese These.

Der Wagram ist ein relativ junges, bis vor wenigen Jahren das kleinste Weinbaugebiet Österreichs. Mittlerweile sind Rosalia und Rust nachgezogen, beide flächenmäßig kleiner als der Wagram, zwischen Krems und Tulln gelegen. Die Heimat des Roten Veltliners, der bei entsprechender Zuwendung und ebensolchem Know-how der Winzer großartige Weine ergibt, steht dem Vernehmen nach vor der DAC-Werdung.

Wagram DAC Weine schon ab Jahrgang 2021 ?

Der Fahrplan könnte noch im laufenden Jahr abgearbeitet werden, wenn nichts dazwischen kommt. Es wird erwartet, dass das Nationale Weinkomitee in seiner nächsten Sitzung Anfang Juli den Entwurf für Wagram DAC absegnet und den Weg ins Ministerium ebnet. Dort muss dann die finale Verordnung für Bundesministerin Elisabeth Köstinger erarbeitet und von dieser unterzeichnet werden.

Theoretisch könnten dann Weine der Herkunft Wagram DAC bereits aus dem Jahrgang 2021 gefüllt werden. An der Spitze der Weinpyramide würden bei den Riedenweinen wohl Grüner und Roter Veltliner, wahrscheinlich auch Riesling stehen. Die Ortsweine wären dann breiter aufgestellt hinsichtlich der Sorten und die Gebietsweine würden eine Art „Werkschau“ des vinophilen Wagrams abbilden. Hier steht die Vielfalt der Rebsorten, die bei den Steirischen DAC Herkünften Unterschlupf fanden, ebenso Pate wie jene bei Wachau DAC.

Ob das aus Sicht der Konsumenten, vor allem international, sinnvoll ist, sei dahin gestellt. Weinbaupolitisch scheint es aktuell Realität zu sein.

Das sich abzeichnende Ende des langen Weges zu Wagram DAC löst vorerst aber nicht ein akutes Problem, das das Weinbaugebiet Wagram südlich der Donau hat. Die Großlage Klosterneuburg, die den Gebietsteil im Süden des Flusses abdeckt, fühlte und fühlt sich in der Herkunft Wagram weder wohl noch gut aufgehoben. Eine „halbe“ Lösung mit der Großlage Klosterneuburg ist ein wackliger Kompromiss.

Klosterneuburg möchte weg vom Wagram

Wird der Wagram DAC Herkunft, könnte es rein rechtlich auch Klosterneuburger Weine dieser Herkunft geben. Ein Horror für manche Winzer am (nördlichen, „echten“) Wagram. Daher wollen viele Klosterneuburger Weinbaufunktionäre ihre Schäfchen dezent darauf drängen, künftig möglichst keine Wagram DAC-Weine abzufüllen.

Stattdessen streben die Klosterneuburger Winzer nach einem Gebietswechsel und möchten sich dem Weinbaugebiet Thermenregion südlich von Wien anschließen. Dieses ist aktuell ebenfalls am Weg zur DAC-Herkunft, sucht einen neuen Namen und hat mit Klosterneuburg und Umgebung sehr viel gemeinsam. In und um Klosterneuburg dominieren weitgehend idente Voraussetzungen und Rebsorten wie in der Thermenregion. Der Wienerwald verbindet beide Gebiete nicht nur geografisch, sondern auch touristisch.

Die Klosterneuburger Winzer würden lieber heute als morgen an der Thermenregion andocken, allerdings nur, wenn diese einen neuen Namen bekommt. Es würde auch weinbaupolitisch und aus Marketingsicht sehr, sehr viel Sinn machen. In der Thermenregion würde man das Thema nach wie vor am liebsten in einem Aufwaschen mit Wien regeln, also mit dem Zusammenschluss mit der Weinbauregion der Bundeshauptstadt Wien.