Stefan Krispel ist ein Mensch, der gerne bewegt, so wie es die Vulkane der Region vor vielen Millionen Jahren getan haben. Vor einem Jahr hat er seinen Weinkeller und die Produktionsräume nach jahrelanger Planungs- und Bauphase eröffnet, kürzlich zelebrierte er einen Tag im Zeichen des Vulkans.

Geologe und Vulkanologe Ingomar Fritz © Barbara Klein

Begonnen hat alles eine Generation davor, als Toni Krispel, Stefans Vater, mit Basalt experimentiert hat. Ein Gestein, das in dieser Region – dem Vulkanland Steiermark - allgegenwärtig ist. Damals baute er in Basalttrögen allerdings noch keinen Wein aus, sondern reifte darin seinen Neusetzer – ein Lardo von Wollschweinen aus dem Vulkanland. Stefan griff diese Idee auf und lässt nun seinen B1 (eine Cuvée aus Sauvignon Blanc, Grauburgunder und Weißburgunder aus seinen besten Lagen) in Basaltsteintrögen reifen.

Cuvée B1: Das Flaggschiff gibt es nicht jedes Jahr

Durch diese Herangehensweise entsteht ein Wein, den es nur alle paar Jahre gibt, ein Flaggschiff der Krispels. Kein anderer Wein macht deutlicher, wo dieses Weingut seine Wurzeln hat, inmitten eines von Vulkanen geformten und geprägten Gebietes. Auch die übrigen Weine tragen den Vulkan in sich, hinterlassen mit ihrer Frische und ihrer leicht rauchigen Note einen tiefen Abdruck.

„Wer Wein wie diesen entstehen lassen will, muss sich mit der Geschichte dieser Region beschäftigen“, sagt Stefan Krispel. Im nahegelegenen Steinbruch der Gebrüder Appel, am Stradner Kogel wird schnell klar, warum diese Region so besonders ist. Geologe und Paläontologe Ingomar Fritz ist nach eigenen Angaben vulkanophil und findet in dieser spannenden Region auch noch nach Jahren der Auseinandersetzung seine Erfüllung. Vor 16 Millionen Jahren ist hier ein mächtiger Vulkan mit 30 Kilometern Durchmesser entstanden. Seine Spitzen ragen heute noch in Form der Gleichenberger Kogel aus der Landschaft.

Vulkane entstanden vor 4 und vor 16 Millionen Jahren

Um den Vulkan herum war Meer, später dann Sumpflandschaften, die dann von der zweiten vulkanischen Phase vor etwa vier Millionen Jahren neuerlich erschüttert wurden. 1200 Grad heiße Lava brach aus dem Erdmantel hervor und hat ihre Spuren hinterlassen. Eine Tatsache, die hier am Steinbruch klar und deutlich wird. Basalt: dicht, magnetisch, dunkel und mit Einschlüssen von Mineralien wie Eisen oder Magnesium, ist erkaltetes Magma, das Blut der Erde.

Stefan Krispels Erste und Großen Lagen heißen Neusetzberg, Rosenberg oder Hochstrandl, ihr Untergrund ist vulkanisch beziehungsweise geprägt von den Kalkablagerungen des Urmeeres.

Genusstheater: Essen und Trinken beim Vulkan

Im Genusstheaters der Krispels sind nicht nur alle Weine des Topweinguts zu verkosten, sondern lässt es sich hervorragend speisen. Küchenchef Daniel Weißer ist nicht nur feinfühlig im Umgang mit den regionalen Zutaten, er gilt gerne auch als „Chef of Basalt“. In jedem einzelnen Gang kommt das Gestein vor. Manchmal druckvoll und dann wieder zurückhaltend. Vom mit Basaltmehl gefärbten Brot, bis zur in Hoisin marinierten Fledermaus vom Wollschwein oder der Ike Jime-Bachforelle. Die Dessert kommen stets von Stefan Krispels Schwester Lisa, einer Meisterin ihres Fachs.

Daniel Weisser ist Küchenchef im Genusstheater Krispel © Barbara Klein
Der Basaltsteinbruch lebt… © Barbara Klein
Stefan Krispels Weingärten sind durchgehend begrünt. © Broboters
Sieht fast aus wie Urwald: viel Natur rund um den Basalt-Steinbruch in Straden. © Broboters