Fast ein Jahr nach dem ersten Corona-Lockdown liegen Ganzjahreszahlen zum Weinabsatz in Österreich 2020 vor. Besonders hart traf es wie erwartet die Gastronomie. Steigerungen gibt es beim Heimkonsum, das kann die Gastro-Ausfälle aber nicht wettmachen.

Chris Yorke, Geschäftsführer der ÖWM © LWmedia/Leonardo Ramirez

Gastronomie-Großhandel setzte um ein Drittel weniger ab: Als Mitte März letzten Jahres die Türen der Gastronomie schließen mussten, brach für Österreichs Winzer der wichtigste Absatzkanal weg: 2019 waren noch 58 % des Weinkonsums in Österreich auf Gastronomie und Events entfallen. Mit dem zweiten Gastro-Lockdown ab 3. November 2020 und mindestens bis Ostern 2021 verdoppelt sich die Leidenszeit auf ein Drittel des Jahres.

Die Gesamtjahreszahlen des Marktforschungsinstituts GastroData decken sich frappierend genau mit dieser Größenordnung: Von Jänner bis Dezember 2020 verkaufte der Gastro[1]Großhandel demnach 33 % weniger Wein an die Gastronomie als 2019. „Österreichs Wirte versuchen ihr Äußerstes, um einen Not-Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten, etwa durch Lieferungen oder Take-away. Dennoch musste der Weinabsatz in der Gastronomie im letzten Jahr sehr schmerzhafte Einschnitte hinnehmen“, kommentiert ÖWM Geschäftsführer Chris Yorke.

Heimkonsum: Jeder Zweite kaufte nur österreichischen Wein

Für einen deutlichen Anstieg sorgte die monatelange Schließung der Gastronomie beim Weinkonsum zuhause. Laut dem Marktforschungsinstitut GfK stieg der Absatz von österreichischem Wein beim Heimkonsum um 17,3 %, der Umsatz um 18,1 %. Besonders bemerkenswert: Der Anteil der Haushalte, die ausschließlich Wein aus Österreich einkauften, stieg auf 47,3 % – der höchste Wert seit 1997. 75 von 100 Euro im LEH für Wein aus Österreich ausgegeben

Spürbar profitieren konnte im vergangenen Jahr der LEH: 16,4 % mehr österreichischer Wein ging dort 2020 laut Nielsen IQ über die Theke, wobei sich der Zuwachs sehr gleichmäßig auf Weiß-, Rot- und Roséweine verteilte. Der Durchschnittspreis legte hauchzart auf 5,39 Euro zu (2019: 5,38 Euro).

Fast 50 % mehr Online-Käufer

Eine logische Konsequenz der Schließungen war zudem eine starke Verlagerung in Richtung E-Commerce. Laut GfK nahm die Zahl der Online-Wein-Käufer um fast die Hälfte auf rund 124.000 zu. Pro Einkauf gaben diese Konsumenten knapp 60 Euro aus. Traditionell sind in Österreich auch Einkäufe von Touristen ein nicht zu unterschätzender Wein-Absatzkanal. Corona schlug auch hier sehr schmerzhaft zu, speziell in innerstädtischen Bereichen fielen die Nächtigungszahlen teils ins Bodenlose.

Gastro-Verluste in Summe nicht zu kompensieren

Mit Blick auf die Heimmarkt-Gesamtbilanz 2020 resümiert Yorke: „Insgesamt bleibt die Erkenntnis, dass positive Tendenzen bei einigen Absatzkanälen die gewaltigen Verluste in der Gastronomie, aber auch beim Tourismus, nicht wettmachen konnten.“

Um Österreichs Winzer auf dem Heimmarkt bestmöglich zu unterstützen, reihte die ÖWM im Laufe des Jahres vier Kampagnen aneinander: „Schmecke die Herkunft“ zur Unterstützung der offenen Vertriebskanäle im ersten Lockdown, „G’spritzer“ bei der Gastro-Wiedereröffnung im Mai, „Auf zum Wein“ zur Weintourismus-Promotion zwischen Juli und Oktober sowie „Weine zum Fest“, um einen Jahresausklang mit hochwertigen österreichischen Weinen zu bewerben. Auch der Wettbewerb SALON Österreich Wein konnte trotz widriger Bedingungen stattfinden.

Wenngleich die Exportzahlen für 2020 noch nicht vorliegen, muss aktuell von einer leicht negativen Bilanz ausgegangen werden.