Wein ist in Österreich weit mehr als ein Genussmittel. Er ist ein wichtiger Teil der österreichischen Kultur und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor – insbesondere für den ländlichen Raum. Das ist das Ergebnis der aktuellen Wertschöpfungsstudie im Auftrag der Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM).

Demnach sicherte die heimische Weinwirtschaft 2023 (die letztverfügbaren Zahlen) mehr als 68.000 Arbeitsplätze, generierte eine Bruttowertschöpfung von 3,8 Milliarden Euro (0,9 Prozent der gesamten österreichischen Wirtschaftsleistung) und spülte 1,2 Milliarden Euro in die Staatskassen (Steuern, Abgaben, Sozialversicherung). Dieser fiskalische Effekt ist in etwa gleich groß wie die gesamten Einnahmen aus der Grunderwebsteuer.

Davon geht über ein Drittel (403 Millionen Euro) an den Bund, weitere 137,5 Millionen Euro (12 Prozent) an die vier großen Weinbundesländer Niederösterreich, Burgenland, Wien und Steiermark und weitere 96 Millionen Euro an die restlichen Bundesländer. Ein Beweis für die Relevanz der Weinwirtschaft in ganz Österreich, weit über die Weinbau-Bundesländer hinaus. Die Wertschöpfung von 3,8 Milliarden Euro ist dabei weitaus höher als jene aus anderen Getränkebranchen.

Wein als Motor in Gastronomie & Tourismus

Insgesamt macht der Wein 7,5 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Produktion aus. Viele andere, eng mit dem Wein verbundene Branchen wie die Gastronomie, der Handel und der Tourismus profitieren wesentlich. Die Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM) hat deshalb gemeinsam mit der Economica GmbH eine umfassende Wertschöpfungsstudie durchgeführt, die die weitreichende volkswirtschaftliche Bedeutung der heimischen Weinwirtschaft in Zahlen fasst. 

Wirtschaftliche Kraft des Weins reicht weit über das Achterl hinaus

„Die wirtschaftliche Kraft des Weins reicht weit über das Achterl hinaus. Denn rund um die Rebe wirkt ein ganzes Wirtschaftsökosystem: vom Winzerbetrieb über den Tourismus bis hin zu Handel und Kulinarik. Es sind diese direkten und indirekten Effekte, die den Wein zu einem bedeutenden Wirtschaftsmotor machen“, betont ÖWM Geschäftsführer Chris Yorke.

Hinter allem stehe die hohe Qualität des österreichischen Weins, die mit einer hohen Reputation im In- und Ausland einhergeht. „Dass diese Entwicklung möglich wurde, ist nicht zuletzt den jahrzehntelangen, strategischen Aktivitäten der ÖWM zu verdanken, die Image, Absatz und Exportkraft gezielt gefördert hat“, ist Yorke überzeugt. 

Wein-Touristen geben mehr Geld aus

Besonders profitieren Beherbergung und Gastronomie mit knapp 1,5 Milliarden Euro der gesamten Wertschöpfung, die durch den Wein in Österreich entsteht. An zweiter Stelle steht die Landwirtschaft mit etwa 390 Millionen Euro. Auf Platz drei folgt der Großhandel mit knapp 353 Millionen Euro. Auch der Weintourismus spielt eine zentrale Rolle: Fünf Prozent der Urlauber nahmen 2023 weinbezogene Aktivitäten wahr. Sie gaben durchschnittlich 18 Prozent mehr pro Tag aus als andere Gäste.

Wein als Rückgrat ländlicher Regionen

Noch deutlicher wird die Relevanz des österreichischen Weins, wenn man in die einzelnen Bundesländer blickt: „Der Weinbau ist weit mehr als landwirtschaftliche Produktion. Er fungiert als wirtschaftliche und gesellschaftliche Lebensader und sichert die Attraktivität vieler Gegenden“, betont Johannes Schmuckenschlager, Präsident des Österreichischen Weinbauverbands. 

In zahlreichen Regionen stellt der Weinbau aufgrund der besonderen geographischen und klimatischen Gegebenheiten die zentrale, und nicht selten auch einzige, Form der Wertschöpfung dar. Die Studie legt deshalb ein besonderes Augenmerk auf die vier Weinbundesländer Niederösterreich, Burgenland, Wien und Steiermark, wo im Vergleich zu den anderen Bundesländern insbesondere Handel und Gastgewerbe mit einer Bruttowertschöpfung inklusive notwendiger Vorleistungen von über zwei Milliarden Euro (gegenüber 1,1 Milliarden in Restösterreich) sowie der Tourismus mit 362 Millionen Euro (gegenüber 291 Millionen Euro in Restösterreich) am meisten Wertschöpfung generieren.

In Wien, dem kleinsten der vier Weinbundesländer, findet – vor allem dank Gastronomie und Tourismus – in Anbetracht der kleinen Fläche eine überproportional große Wertschöpfung statt. Ohne den Weinbau würden ganze Regionen erhebliche wirtschaftliche Einbußen erleiden.

10.000 Weinbaubetriebe zu 95 % in Familienhand

„Unser Ziel ist es, durch das Aufzeigen der Wertschöpfung zu einer Wertschätzung gegenüber dem zu kommen, was die über 10.000 heimischen Weinbaubetriebe, die zu 95 Prozent in Familienhand sind, tagtäglich leisten“, plädiert Schmuckenschlager. Denn diese Bemühungen umfassen mehr als das Produzieren eines guten Weins: Die Weinwirtschaft schafft kulturelle Identität, sichert Arbeitsplätze und tragt österreichische Qualität in die Welt hinaus.

Schulterschluss Politik & Wirtschaft gefordert

„Unsere Weinbaubetriebe sind aktuell durch rekordhohe Produktionskosten, rückläufigen Weinkonsum, überbordende Bürokratie und zunehmenden internationalen Wettbewerb stark unter Druck. Daher brauchen wir mehr denn je einen Schulterschluss zwischen Politik und Weinwirtschaft“, betont Schmuckenschlager und fordert: „So wäre es sehr wünschenswert, wenn der Bund, der nachweislich stark durch Einnahmen aus der Weinwirtschaft profitiert, wieder einen Finanzierungsbeitrag an die ÖWM leistet – wie die vorbildlich agierenden Weinbauländer.“

Konkret: Bis zum Jahr 2013 zahlte der Bund einen Beitrag von damals rund 800.000 Euro ins Werbebudget der ÖWM, wo seither diese Lücke klafft, die inflationsbedingt schon erheblich größer wurde. Aus den Weinbau-Bundesländern fließen etwa 4,3 Millionen Euro jährlich an die ÖWM.

Die Zahlen schwarz auf weiß: Wertschöpfungsstudie "Volkswirtschaftliche Bedeutung der Weinwirtschaft in Österreich". © ÖWM
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