Der beste Grüne Veltliner der großen Vinaria Vergleichsverkostung dieser Sorte mit dem Chardonnay kam ausgerechnet aus dem Superhitzejahr 2018. Großmeister Willi Bründlmayer über Turning Points, Mikroklima, einzigartiges Terroir und 70 Jahre alte Reben.

2018 Grüner Veltliner Ried Langenloiser Käferberg 1ÖTW © Weingut Bründlmayer

Vinaria: Grüner Veltliner Käferberg 2018 hat bei unserer Verkostung brilliert. Was zeichnet die Lage aus?

Willi Bründlmayer: Dort, wo das Kamptal ins Donautal mündet, sitzt linkerhand die Lage Heiligenstein, rechterhand der Käferberg auf etwa 330 Meter Höhe. Nach der Erhitzung des Tages fließt ein kühler Luftstrom aus dem Waldviertel durch das Kamptal und trägt auch nach sehr heißen Tagen entscheidend zur Erfrischung der Reben bei. Durch dieses spezielle Klima zeichnet sich der Käferberg durch hohe Reife einerseits und durch würzige Frische andererseits aus.

Vinaria: Einzigartig ist auch der Boden?

Willi Bründlmayer: Ja, der Käferberg ist auch von einem einzigartigen Boden geprägt: Über einem Sockel aus kristallinen Gesteinen (Gneis, Glimmerschiefer, Amphibolit) liegen Meeresablagerungen, die dort vor 16 Millionen Jahren angelandet wurden. Der Bodentyp stützt die Tendenz, ausdruckstarke und würzige Grüne Veltliner hervorzubringen.

Vinaria: Wie schaut es im Weingarten aus?

Willi Bründlmayer: Der älteste Teil unseres Käferbergs wurde vor rund 70 Jahren gepflanzt. Diese Reben waren bis 1998 Teil der Langenlois Grüner Veltliner Alte Reben. Durch die Individualität, die ihn von allen anderen Grünen Veltlinern unterscheidet, wird er seit 1998 separat vinifiziert und in Flaschen gefüllt. Die Stockdichte ist unterschiedlich, durchschnittlich etwa 4.500 Stöcke pro Hektar. Die Reben sind Selektionen alter Käferberg Bestände.

Vinaria: Wie unterscheidet sich der Spiegel vom Käferberg?

Willi Bründlmayer: Der etwa 250 Meter hohe Geländerücken des Spiegels befindet sich südlich des Käferbergs in Sichtdistanz. Mit mächtig ausgebildetem, tiefgründigem und kalkreichem Löss verfügt er über einen sehr typischen Boden für feine Grüne Veltliner. Beide Lagen sind durch die Ortschaft Langenlois voneinander getrennt, der Käferberg ist ein Unikat, der Spiegel steht als Grüner Veltliner Lage für größte Typizität.

Vinaria: Wie herausfordernd war das Hitzejahr 2018?

Willi Bründlmayer: Der Turning Point in dem für uns bislang heißesten Jahr 2018 war das erste Septemberwochenende – da kamen am 1. und 2. September rund 50 bis 60 Millimeter Regen. Die GV-Anlagen gingen nach diesem Niederschlag weiterhin in die Reifephase, beim Chardonnay war es mit der dünneren Haut doch eine größere Herausforderung und die Selektion zeitintensiv.

Vinaria: Wie sieht es mit dem Holzeinsatz aus?

Willi Bründlmayer: Während für den Käferberg bevorzugt größere Holzfässer bis zu 2.500 Liter bevorzugt werden, wird ein wesentlicher Teil des Spiegels in 300-Liter-Fässern vergoren und gereift. Bezüglich Lagerzeit auf der Feinhefe sind unsere Erfahrungen mit beiden Lagen sehr positiv. Beide Lagen gewinnen durch die Lagerung auf der Feinhefe an Ausdruckstärke, Persönlichkeit und Reifefähigkeit, sind eher Langläufer als Sprinter.

 

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