„Die Winzer müssen vom Klimawandel lernen, dann werden sie nicht jedes Jahr wie staunende Zuschauer von den Folgen überrascht sein“, sagt der Präsident des französischen Instituts für Rebe und Wein (IFV), Bernard Angelras.

Man müsse auch die Chancen sehen, die der Klimawandel für den Weinbau mit sich bringt, appelliert Angelras an seine Kollegen. Es reiche nicht, jedes Jahr aufs Neue zu entdecken, dass es Spätfröste und Hagelstürme gebe, heiße, trockene Sommer und weniger Wasser. Alle diese Wetterphänomene sind keine Einzelfälle, sondern werden in Zukunft Standard sein, ist Bernard Angelras überzeugt: „Wir haben die Fakten am Tisch und müssen Wege finden, diese zu managen, auch im Weingarten“, so der Präsident des French Vine and Wine Institute (IFV).

Der Klimawandel und dessen unmittelbare Folgen treffen die Weinwirtschaft vielseitig. Da wären einerseits die Wetterextreme, wie sie zuletzt erst in der Vorwoche mit dem tödlichen Unwettern vom 18. August 2022 zu erleben waren. Dazu gehören auch die immer häufiger auftretenden Starkregen, Hagelunwetter, Spätfröste, Hitze- und Dürreperioden.

Andererseits sorgen heiße, trockene Sommer für weniger Krankheitsdruck und am Ende der Jahreszeit im September für voll ausgereiftes Traubenmaterial und beständig gute Lesebedingungen. Vor allem Rebsorten, deren genetische Heimat südlichere Länder sind, reifen seit einigen Jahren prächtig und auch physiologisch aus. Beispielsweise die roten französischen Sorten wie Cabernet Sauvignon, Pinot Noir, Merlot und Syrah. Eine ganze Folge hervorragender Rotweinjahre, nicht nur im Burgenland, sind schlagender Beweis.

Ein anders Beispiel ist die Wiederentdeckung verwaldeter, ehemaliger Rebflächen an den Waldgrenzen etwa der Wachau und umliegender Weinbauregionen oder der Südsteiermark. Trauben, die in 400 oder 500 Meter Seehöhe reifen, die gut auftrocknen und belüftet sind, liefern oft spannende Weine mit Struktur, Tiefe, Mineralik und Animo. Die Weinbaugrenzen rücken insgesamt nach oben.

Willi Bründlmayer, die Pionier aus dem Kamptal, sah schon vor Jahren die Zukunft des Grünen Veltliners eher im Waldviertel denn an der Donau. Auch wenn das Statement vor allem ein Denkanstoß war, steckt sehr viel Wahrheit drin.