Exotischer Obstkorb, der unter anderem Zuckermelone und Mango enthält, sehr nobel und vielschichtig, engmaschig und spannungsgeladen, zeigt Finesse und Balance in jeder Phase, extraktsüß und ausdauernd, ein Veltliner-Meisterwerk.

Michael Moosbrugger
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Die Bauarbeiten für den ebenso großzügig wie architektonisch anspruchsvoll geplanten, neuen Fasskeller sind in diesem Frühjahr naturgemäß etwas ins Stocken geraten, was aber auf lange Sicht bloß einer unbedeutenden Zeitspanne entsprechen wird. Als freudvolle Erinnerung an diesen seltsamen Frühling wird jedoch die Hochstimmung verbleiben, welche die Güte der in den wohlgefüllten Fässern schlummernden Jungweine hervorruft. Das überzeugendste Argument für den Jahrgang 2019 ist dabei nicht die überragende Qualität einzelner Weine, denn die gab es in den letzten zwanzig Jahren immer wieder, sondern das untadelige Niveau der gesamten Serie. Dies gilt beispielsweise uneingeschränkt für die leichteren Veltliner, von denen der pfeffrige und vitale Messwein heuer quasi in eine andere Liga vorstößt. Ein Sonderlob gebührt auch dem Kamptaler Grünen, der den Gaumen sogleich mit saftiger Apfelfrucht und dezentem Säurespiel erfreut. Schon im Übergang zu den großen Lagenweinen positioniert sich der Steinsetz, der bereits Tiefgang wie Nuancenreichtum realisiert. Aus dem Quartett der Topveltliner fällt die Wahl noch schwerer als sonst, wobei der elegante, facettenreichere Renner wohl noch eine Spur über den eher geradlinigen, schlankeren Spiegel zu setzen wäre. Als Wein der leisen Zwischentöne kommt diesmal der zartgliedrige, bildhübsche Grub dem punkto Komplexität und Finesse kaum zu erreichenden Lamm „gefährlich“ nahe. Der erst im Jänner 2019 gelesene, hochelegante und sortentypische Eiswein wurde ja bereits im Rahmen der Vinaria-Süßweindegustation gebührend gewürdigt. Damit zu den genauso bestechenden Rieslingen, von denen einander schon Urgestein und Kamptaler einen harten Zweikampf liefern. Während Ersterer mit noblen, hellen Fruchtaromen und Rasse besticht, gefällt Zweiterer durch traubigen Charme und satten, gelbfruchtigen Schmelz. Ein tolles Ausrufezeichen setzt dann der Zöbinger Ortswein, dessen dunkelfruchtiger Charme und klirrende Frische wohl zumindest zum Teil auf die Urgesteinsverwitterungsböden des Kogelberges zurückzuführen sind. Verlockend, offenherzig und balanciert wie immer präsentiert sich der Gaisberg, der in diesem jugendlichen Stadium eben aufgrund seiner Zugänglichkeit zuweilen unterschätzt wird. In bestechender Frühform befand sich zum Verkostungszeitpunkt schließlich der mit glockenklarem Fruchtspiel und messerscharfer Struktur brillierende Riesling vom Heiligenstein – ein wahrer „Gänsehautwein“, der uns wohl noch in vielen Jahren wohlige Schauer bereiten wird. Solche Elogen verdient freilich auch der völlig anders geartete, gleichsam nostalgisch anmutende Traditionsriesling, der dem Jahrgang entsprechend eher sanft über den Gaumen strömt, gleichwohl aber auch viel Ananasfrucht und salzige Mineralität ins Treffen führt und über einen ähnlich langen Atem verfügen sollte.