Schon seit Jahren gilt der NÖ Zweigelt-Cup als vinophiler Gradmesser für die international etablierte Rotweinsorte aus Niederösterreich. In der diesjährigen Auflage stand bei den Jungweinen der reife 2023er im Rampenlicht, bei den Reserven lag der Fokus auf den Jahrgängen 2022 und 2021.

Als mit Abstand wichtigste Rotweinsorte Niederösterreichs erreicht der Zweigelt gerade in seinem Geburts-Bundesland nicht nur höchste Qualität, sondern auch seine größte Vielfalt. Kein Wunder, ist doch der in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts gezüchteten Rebsorte ein wahrlich märchenhafter Aufstieg gelungen: Längst schon dominierende blaue Sorte der Alpenrepublik, ist sie zudem die insgesamt zweitwichtigste Rebsorte Österreichs und daher quasi rotes Pendant zum Grünen Veltliner.

Das Pendant zum Grünen Veltliner

Zweigelt besticht fast immer durch seine ausgeprägte Frucht, samtige Textur und harmonische Tanninstruktur. Bei den klassischen Vertretern stehen Fruchttransparenz und Trinkfluss im Mittelpunkt, im Premium-Bereich zudem Substanz, Tiefe und samtige Tannine, durchaus in Kombination mit harmonischem Holzeinsatz. Darüber hinaus ist Zweigelt ein hervorragender Cuvée-Partner.

Um Qualitätspotenzial und Vielfalt zu demonstrieren, hat Vinaria in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer NÖ vor mehr als eineinhalb Jahrzehnten den Zweigelt-Cup NÖ kreiert. Mittlerweile angesehenste Leistungsschau für Vertreter dieser Sorte aus Niederösterreich, ging der Zweigelt-Cup NÖ heuer in seine bereits 17. Auflage.

Große Jahrgangs-Unterschiede

Der Jahrgang 2023, aus dem die jugendlichen Vertreter stammten, war wieder extrem gewesen: Es hatte viele Temperaturrekorde gegeben – Jänner, Juni, Juli, September und Oktober waren jeweils in den Top Ten seit Beginn der Aufzeichnungen gestanden. Andererseits war das Jahr auch überdurchschnittlich feucht gewesen.

2022 hatte es einen verspäteten Start gegeben, dann eine beschleunigte Entwicklung im feuchten Frühjahr, das von einer anhaltenden Hitze- und Dürreperiode im Hochsommer abgelöst wurde; ab September folgte eine vielerorts unbeständige Phase mit lokal unterschiedlich stark ausgeprägten Niederschlägen, wobei ausreichend Schönwetterfenster für die Ernte gegeben waren.

2021 wiederum sah es lange Zeit nach einem kühlen, schlanken Jahrgang aus, quasi in der dritten Halbzeit wurde aber alles umgedreht. Das kühle Frühjahr sorgte für einen späten Austrieb wie eine ebensolche Blüte. Erst im Juni wurde es warm, auf einen recht schönen Juli folgte ein unwirtlicher August. Ab September gab es dafür sechs Wochen durchgehend Prachtwetter. Die Weine sind durch Frucht und Pikanz geprägt, weisen elegante Kraft und gute Struktur auf.

Aufgrund ihrer geografischen Lage sowie des starken Einflusses des warmen und trockenen pannonischen Klimas sind die östlich und südlich von Wien liegenden Weinbauherkünfte Carnuntum und Thermenregion für die Herstellung kraftvoller, substanzreicher Rotweine prädestiniert. Doch finden sich außerhalb dieser Gebiete ebenso erstaunlich viele Zonen mit sehr guten Bedingungen für den Anbau blauer Trauben – so gibt es etwa zahlreiche Rotweininseln im Weinviertel, aber auch am Wagram sowie im Kamp-, Krems- und Traisental werden sehr gute Rotweine erzeugt.

Die Auswahl der Sortenweine für den Vinaria Zweigelt Cup NÖ erfolgt auf zweierlei Art: Einerseits werden die höchstbewerteten Zweigelt der Niederösterreichischen Landesweinprämierung eingeladen, andererseits werden von der Vinaria Redaktion Vertreter von jenen Sortenspezialisten aus Blau-Gelb nominiert, die bei der Landesweinprämierung nicht vertreten waren.

Zweigelt Klassik: Auer vor Baumgartner und Taferner

Die Entscheidung um die Spitzenplätze in der Klassik-Kategorie war in dieser Verkostung relativ klar, doch setzte sich letzten Endes die Thermenregion in Gestalt des Zweigelts vom Bio-Weingut Auer aus Tattendorf vor einer fünfköpfigen Gruppe aus Carnuntum und – etwas überraschend – dem Weinviertel durch. Knapp hinter dem Sieger, Auer, folgte mit der Domäne Baumgartner ein Großbetrieb aus dem nordwestlichen Weinviertel vor Taferner aus Göttlesbrunn, dahinter wiederum zwei Weinviertler – die Weingüter Christoph Bauer und Frank – sowie mit dem Weingut Artner aus Höflein ein Carnuntiner.

Zweigelt Reserve: Grassl vor Aumann und Reinisch

In der Premium-Kategorie stammte das Spitzentrio aus den renommierten Rotweinherkünften Carnuntum und Thermenregion. Ganz klar an die Spitze setzte sich Philipp Grassl aus Göttlesbrunn mit seinem exzellenten 2021 Zweigelt Ried Schüttenberg. Mit kleinem Sicherheitsabstand folgte der kraftvolle 2022er Zweigelt Ried Oberkirchen von Leo Aumann aus Tribuswinkel vor dem seidigen Zweigelt Ried Frauenfeld 2022 der Familie Reinisch aus Tattendorf.

Es folgten ex aequo das Weingut Lukas Markowitsch aus Göttlesbrunn mit 2022 Zweigelt Ried Haidacker und das aufstrebende Weingut Zeitlberger aus Tiefenthal im Weinbaugebiet Wagram, das mit seiner 2021er Reserve überzeugen konnte. Danach platzierten sich das Weinviertler Weingut Hindler mit Zweigelt Ried Innere Bergen vor den Thermenregion-Gütern Auer (Tattendorf), Plos (Sooß) und Frühwirth (Teesdorf).

Zweigelt ist ein Alleskönner

„Zweigelt ist ein Alleskönner, vom fruchtigen unkomplizierten Einstiegsrotwein bis zum dichten, stoffigen Lagenwein. Diese Vielschichtigkeit zeigt sich auch daran, dass er praktisch auf allen Bodentypen und Rieden gedeihen kann. Zusätzlich ist der Zweigelt relativ robust in Hinblick auf diverse Krankheiten und Schädlinge und bei guter Pflege sind praktisch immer gute Ernten zu erreichen“, streut Niederösterreichs Weinbaupräsident Reinhard Zöchmann der roten Leitsorte Rosen.

 

Topliste NÖ Zweigelt Cup Premium 2022 und älter

17,0 Weingut Grassl 2021 Ried Schüttenberg CA
16,8 Weingut Aumann 2022 Zweigelt Ried Oberkirchen TH
16,5 Johanneshof – Familie Reinisch 2022 Ried Frauenfeld Zweigelt TH
16,4 Weingut Lukas Markowitsch 2022 Ried Haidacker Zweigelt CA
16,4 Weingut Zeitlberger 2021 Zweigelt Wagram Reserve WG
16,1 Weingut Hindler 2022 Zweigelt Ried Innere Bergen NÖ
16,0 Weingut Familie Auer 2021 Zweigelt Premium – Bio TH
15,9 Weingut Plos 2021 Zweigelt Reserve TH
15,8 Bio-Weingut Frühwirth 2021 Zweigelt Ried Gestein Reserve TH
15,7 Weingut Lukas Markowitsch 2022 Rubin Carnuntum CA
15,7 Weingut Leth 2021 Zweigelt Gigama WG
15,7 Weingut Franz & Christine Netzl 2021 Ried Haidacker 1ÖTW CA
15,7 Weingut Taferner 2020 Zweigelt Ried Bärnreiser CA

 

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Matthias Auer mit seiner Partnerin © Georges Schneider, NÖ Jagdverband
Josef Zeitlberger © Georges Schneider, NÖ Jagdverband
v.l.n.r. Claudia Altrichter, Katharina Baumgartner und Vinaria Herausgeber Erwin Goldfuss © Georges Schneider, NÖ Jagdverband
Karl Hindler © Georges Schneider, NÖ Jagdverband
Christian Reinisch © Georges Schneider, NÖ Jagdverband
Claudia Aumann und Erwin Goldfuss © Georges Schneider, NÖ Jagdverband
Philipp Grassl © Georges Schneider, NÖ Jagdverband
v.l.n.r. Klaus Goldmann (Geschäftsführer Wein Niederösterreich), Lukas Markowitsch und Vinaria Chefredakteur Peter Schleimer © Georges Schneider, NÖ Jagdverband
NÖ Zweigelt Cup (v.l.): Klaus Goldmann, Peter Schleimer, Michael Höllerer, Josef Pröll, Philipp Grassl, Innenminister Gerhard Karner, Stephan Pernkopf, Reinhard Zöchmann, Norbert Walter (Landesjägermeister & Weinbaupräsident Wien), Leopold Obermair © Georges Schneider, NÖ Jagdverband
Michael Höllerer, Generaldirektor Raiffeisen Niederösterreich-Wien © Georges Schneider, NÖ Jagdverband
Niederösterreichs Weinbaupräsident Reinhard Zöchmann (links) mit Landesjägermeister Josef Pröll. © Georges Schneider, NÖ Jagdverband
Leopold Obermair, Geschäftsführer des NÖ Landesjagdverbands © Georges Schneider, NÖ Jagdverband