Turnusmäßig neu bestellt wurde zum Jahreswechsel das einflussreiche Nationale Weinkomitee (NWK) in Österreich. Dieses bereitet alle relevanten Entscheidungen für das Bundesministerium auf, hat großen Einfluss auf die Weinbaupolitik im Land.

Fünf Jahre läuft die Funktionsperiode des Nationalen Weinkomitees. Danach müssen die Mitglieder neu bestellt werden. Die Verordnung dazu und gleichzeitig die Ernennung erfolgt durch das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, derzeit geführt von Elisabeth Köstinger.

Neun Mitglieder nominiert die Landwirtschaftskammer Österreich (auf Vorschlag der Landwirtschaftskammern in den Weinbau-Bundesländern Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Wien), zwei davon stehen traditionell den Genossenschaftsvertretern zu. Die LK hat auch das Vorschlagsrecht für den Vorsitzenden. Ebenfalls neun Mitglieder nominiert die Bundeswirtschaftskammern nach einem ähnlichen System, besetzt aus Vertretern des Weinhandels, zwei Mandate davon stehen der Sektwirtschaft zu.

Diese 18 Mitglieder haben Stimmrecht, weitere 9 beratende Mitglieder sind Vertreter des Bundesministeriums, der Weinbau-Bundesländer und von Fachorganisationen. Zu letzteren zählen etwa der Geschäftsführer des Bundesweinbauverbandes Josef Glatt oder Chris Yorke, Chef der Österreichischen Weinmarketing.

Winzer haben kräftig umgebaut

Als Vertreter des Weinbaus (Produktion) neu im NWK sind Heinrich Hartl (Themenregion), der neue niederösterreichische Weinbaupräsident Reinhard Zöchmann (Weinviertel) und sein Vize Leopold Müller (Kremstal), der steirische „Mister Wein“ Stefan Potzinger, seit kurzem auch Weinbaupräsident in der Grünen Mark sowie Leopold Vock vom Genossenschaftskeller Wolkersdorf im Weinviertel.

Ergänzt wird die Riege der Winzer vom burgenländischen Präsidenten Andreas Liegenfeld, seinem Wiener Amtskollegen Norbert Walter und Wein Burgenland-Obmann Mathias Siess sowie von Franz Sattler vom Winzerkeller Andau. Aktueller Vorsitzender ist Andreas Liegenfeld, der aller Vorrausicht nach bei der konstituierenden Sitzung wiederbestellt werden wird.

Ausgeschieden sind seitens der Winzer Johann Stadlmannn (Thermenregion) und Hans Dreisiebner (Steiermark). Ebenso Domäne Wachau Kellermeister Heinz Frischengruber, weil die Genossenschaftsvertreter turnusmäßig wechseln.

Für den Weinhandel besetzen die Mandate der Wirtschaftskammer Gerhard Wohlmuth (Steiermark), die Niederösterreicher Johannes Schachenhuber, Klaus Klein (Chef im Weingut Schloss Fels der SPAR-Gruppe) und Ludwig Holzer (Chef der Winzer Krems), Alexander Fischer (Burgenland), Christoph Morandell (Tirol) und Herbert Toifl, Chef der zum REWE-Konzern gehörenden Großkellerei Wegenstein.

Die Sektwirtschaft ist im Nationalen Weinkomitee vertreten durch den Vorsitzenden des Östereichischen Sektkomitees und Schlumberger-Produktionsvorstand Herbert Jagersberger sowie Thomas Schlatte, Chef der Sektkellerei Inführ in Klosterneuburg.

Weitere neun Persönlichkeiten fungieren als Beratende Mitglieder ohne Stimmrecht, darunter der Geschäftsführer des Bundesweinbauverbandes Josef Glatt und ÖWM-Chef Chris Yorke sowie Vertreter der Landesregierungen aus Niederösterreich, dem Burgenland und Wien und aus dem Bundesmnisterium.

Eine der ersten Aufgaben des Nationalen Weinkomitees wird die Begleitung der ebenfalls im Turnus neu bestellten Regionalen Weinkomitees in Österreich sein am Weg zu deren Konstituierung. Die Vergabe der stimmberechtigten Mandate in diesen Komitees erfolgt nach einem ähnlichen Schema wie im Nationalen Komitee durch Vorschlagsrecht der beiden Kammern in den jeweiligen Bundesländern.

Schwere Konflikte im Kamptal und mit ÖTW

Für das neue Regionale Weinkomitee Kamptal erhielten vier prominente Winzer keinen Sitz mehr auf einem Mandat der Landwirtschaftskammer: der bisherige Obmann Fred Loimer aus Langenlois, Michael Moosbrugger (Schloss Gobelsburg) Hannes Hirsch aus Kammern und Günther Brandl aus Zöbing. Alle vier sind auch Mitglieder der Österreichischen Traditionsweingüter (ÖTW), Moosbrugger sogar deren Obmann.

Die ÖTW proben nach diesem Eklat den Aufstand, haben sogar Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner um Vermittlung gebeten beziehungsweise um Hilfe bei der Aufklärung der „intransparenten Vorgänge“. Eine Antwort der Landeschefin ist bis dato nicht bekannt, sie wird sich sicher nicht in die Auseinandersetzung hineinziehen lassen. Kaum vorstellbar auch, dass ihr Stellvertreter, Landesvize und Landesobmann des Bauernbundes Stephan Pernkopf im Vorfeld nicht von den geplanten Umbesetzungen durch die Kammer informiert war. Pernkopf ist politisch auch für den Wein im größten Bundesland zuständig.

Die ÖTW warnen vor eine Spaltung der Weinwirtschaft. Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich wiederum sieht in der personellen Neuausrichtung eine breitere Basis des Komitees mit Vertretern aller Weinbaugemeinden im Kamptal, mit mehr jungen Winzern und der Hoffnung auf mehr Konsens in der Region. Mitgespielt dürfte auch der teils harte Konflikt der Weinbaupolitik mit den ÖTW in Sachen der geplanten Lagenklassifizierung haben.

Grundsätzlich sind die ÖTW im Regionalen Komitee Kamptal weiterhin prominent vertreten, durch Willi Bründlmayer und Alwin Jurtschitsch, beide unbestrittene Spitzenwinzer und Aushängeschilder für den österreichischen Wein. An die ÖTW erging zudem das Angebot, in beratender Funktion im Weinkomitee mitzuwirken. ÖTW-Obmann Michael Moosbrugger erhielt das Angebot, als Beratendes Mitglied ins Nationale Weinkomitee aufgenommen zu werden; seine Antwort steht noch aus.

Norbert Walter © Wiener Bauernbund
Matthias Siess © Weingut Mad
Franz Sattler (im Vordergrund) © BVZ
Johannes Schachenhuber © HBLA Klosterneuburg, Imre Antal
Ludwig Holzer © Robert Herbst
Klaus Klein © Weingut Schloss Fels
Alexander Fischer © WKO