Sie sind sehr trittsicher im Umgang mit dieser international gefragten Varietät geworden. Die Sorte wird meist klar definiert, und Holz hat keinen Selbstzweck mehr. Zur Verkostung waren die Jahrgänge 2022 bis 2019 ausgeschrieben. Sie gelten als sehr gut bis groß, sind aber hinsichtlich der meteorologischen Randbedingungen doch grundverschieden.

Witterungsmäßig war 2022 ungewöhnlich. Zunächst sah es nach einem weiteren Trockenjahr aus, vereinzelte Regengüsse zwischendurch verhinderten jedoch Schlimmeres.  Insgesamt aber sind die Weine reif, fruchtig und mit harmonischer Säure ausgestattet.

In Niederösterreich reagierten insbesondere die Aromasorten wie Sauvignon Blanc sehr vorteilhaft auf die extravaganten Witterungsverhältnisse. Im Burgenland führten sie zu bemerkenswert tiefer Fruchtaromatik und ausgeprägter Sortentypizität. Sehr zufrieden war man in allen drei Weinbaugebieten der Steiermark. In den Weingärten Wiens stellten sich gute Gradationen bei moderater Säure ein.

2021 gilt als Traumjahr in ganz Österreich

Kurzgefasst: Die Weißweine sind kristallklar, ausgereift und stoffig, die Säure sorgt für Spannung und ist harmonisch eingebunden. Charakteristisch waren die kühlen Nächte, die schon Mitte September einsetzten und wesentlich zur betörenden Aromatik und zum Trinkfluss der 2021er beitrugen. Selbst altgediente Winzer konnten sich nicht erinnern, jemals eine Ernte unter so perfekten Bedingungen eingebracht zu haben.

2020 von Gegensätzen geprägt, 2019 ganz groß

Das Weinjahr 2020 war geprägt von Gegensätzen, typisch österreichisch, wenn man so will. Auf Sonne folgte Regen, auf Wärme Kälte. Regional gab es markante Unterschiede. Vergleichsweise niedrige Nachttemperaturen förderten Aroma und Säure.

2019 gilt als großer Jahrgang, ausgenommen einige wenige Anbaugebiete, wo er „nur“ sehr gut war. Der Sommer war heiß und trocken. Ende August wurde es kühler, insbesondere in der Nacht, was sich günstig auf die Aromatik und die Säure auswirkte.

Ortsweine zeigen gehörig auf

Mit 122 Anmeldungen war 2022 der dominierende Jahrgang dieser Verkostung. Wirkliche Durchhänger gab es kaum, einige Weine brachten es auf beachtliche 16,4 Punkte, wie zum Beispiel drei steirische Ortsweine, nämlich „Gamlitz“ von Peter Skoff und „Eichberg“ der Weingüter Sternat und Skringer. Ebenso hoch bewertet wurde der Sauvignon Blanc Smaragd von FJ Gritsch. Nur ganz knapp dahinter platzierten sich weitere charmante Weine wie Frauwallners Sauvignon Blanc Vulkanland Steiermark, Stefan Potzingers Ried Steinriegel, der Sauvignon Blanc Oststeiermark von Seyfried und der Ortswein Kitzeck-Sausal von Gerngross.

Sieg an Kodolitsch & Skoff Original

Ganz oben auf dem Siegerpodest finden sich das Weingut Kodolitsch aus Leutschach und Skoff Original aus Gamlitz. Mario Weber schickte den feingliedrigen, eleganten und tiefen Sauvignon Blanc Ried Rosengarten aus 2021 ins Rennen, er brachte es auf 17,7 Punkte. Ex aequo wurde der um ein Jahr ältere, in neuen Barriques geschulte „Royal“ von Walter Skoff bewertet. Die beiden Weine sind grundverschieden, im direkten Duell, also in der letzten Runde des Minifinales, haben sie sich jedoch als völlig gleichwertig erwiesen. Nur 0,2 Punkte dahinter liegt ein weiterer Wein aus der Hand von Mario Weber, der 2021er Ried Rosengarten.

Peter Skoff, Felberjörgl, Potzinger & Riegelnegg

Die zweithöchste Punktezahl holte sich mit 17,6 der älteste Wein der Spitzengruppe, der 2019er Sauvignon Blanc Ried Kranachberg Rottriegl von Peter Skoff Domäne Kranachberg, ein eleganter und druckvoller Wein. Seine Kompetenz unter Beweis stellen konnte wiederum das Weingut Felberjörgl mit dem Sauvignon Blanc Ried Kreuzegg aus 2021, ein klassisch anmutender Wein auf hohem Niveau; er war der Jury 17,5 Punkte wert.

Auf jeweils 17,4 Punkte brachten es Stefan Potzingers distinguierter 2021 Sauvignon Blanc Ried Sulz „Joseph“ und nicht ganz unerwartet der um ein Jahr ältere Sauvignon Blanc Ried Sernauberg „Exzellenz“ vom Weingut Riegelnegg Olwitschhof.

Auch die rangmäßig nachfolgende 2020er-Dreiergruppe, bestehend aus Ried Schusterberg von Wolfgang Maitz, Ried Wunsum von Werner Schwarz und Ried Hirritschberg von Bernd Stelzl, wusste voll und ganz zu überzeugen. Diese drei Weine stammen von unterschiedlichen Terroirs, deren sensorische Charakteristika sie unmissverständlich und glockenklar transportieren.

Burgenländische Verfolger: Kollwentz & Mariell

Ist es Zufall, dass die beiden bestplatzierten Nicht-Steirer aus dem gleichen burgenländischen Ort stammen, nämlich die Weingüter Mariell und Kollwentz aus Großhöflein? Beide Weine, der 2021er Ried Spiegeln von Mariell und der 2020er Ried Steinmühle Methusalemreben von Kollwentz, sind feinfühlig vinifiziert.

Mit ihnen teilen sich die 17,1 Punkte fünf Steirer. Es sind dies Stefan Krispel mit seinem 2021er Ried Neusetzberg, zweimal das Weingut Polz mit dem renommierten 2020er Hochgrassnitzberg und dem betont eigenständigen, gleich alten Ried Grassnitzberg Licht, der stilistisch markante und eigenständige 2021er Ried Pössnitzberg von Erwin Sabathi, Gerhard Wohlmuths bekanntermaßen eleganter und kraftvoller Ried Hochsteinriegel aus 2021 sowie der charmante, vielschichtige und Finesse ausstrahlende Ried Kranachberg der Familie Trabos in Gamlitz.

Die Finalrunde mit 17 Punkten komplettiert haben der würzige Ried Kittenberg Reserve des Weingutes Kratzer, zwei hervorragende Weststeirer in Gestalt von Stefan Langmanns Ried Greisdorf aus 2021 und Ried Greisdorf Himmelreich aus 2020, Reinhard Musters gewohnt guter Ried Grubthal, Ausgabe 2020, sowie der vielschichtige und salzige 2021er Ried Gaisriegl Reserve vom Weingut Schmölzer.

Best Buy aus dem Weinviertel

Dass ein Wein für weniger als 10 Euro bei 16,9 Punkten liegt, ist nicht weniger ungewöhnlich. Der 2019er Ried Sündlasberg von Herbert Studeny aus dem Weinviertel hat’s geschafft.

Zur Verkostung

Die Verkostung wurde für trockenen Sauvignon Blanc der Jahrgänge 2022 bis 2019 ausgeschrieben, Mindestalkohol 12,5 %, angemeldet waren mehr als 220 Weine. Zum Einsatz kamen Weißweingläser Zalto Denk’Art.

Für Vinaria im perfekten Ambiente des Freigutes Thallern bei Gumpoldskirchen blind verkostet haben im Rahmen einer Vorrunde, eines Finales und mehrerer Durchgänge im Minifinale Adi Schmid, Martin Tasser, Erwin Goldfuss, Peter Schleimer und Wolfgang Wachter, der Autor dieses Beitrages. Dem Team vom Freigut Thallern sei an dieser Stelle für die Unterstützung herzlich gedankt.

Topliste Gesamt: Die besten Sauvignon Blancs Österreichs (Auszug)

Topliste Best Buy: Die besten Sauvignon Blancs Österreichs (Auszug)

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