Der Traminer gehört zu den ältesten Rebsorten Europas. Die Anbaufläche in Österreich ist gering, seine Fangemeinde jedoch ausgesprochen treu. Seine Gene hat er weit gestreut.

Reife Traminertraube © Shutterstock

Schon die alten Römer haben ihn geliebt, den Traminer, nur hieß er damals nicht so. Seine Herkunft ist unklar – als wahrscheinlich gilt Südosteuropa, auch Ägypten ist nicht auszuschließen. Namensgebend war das bekannte Weinbaudorf Tramin in Südtirol, wo er im 11. Jahrhundert nachweislich unter dieser Bezeichnung in Erscheinung trat.

In Österreich kommt der Traminer laut „Dokumentation Österreich Wein“ aktuell auf rund 263 Hektar, was 0,6 Prozent der gesamten Weingartenfläche entspricht. In der Alpenrepublik fristet der Traminer ein Nischendasein. Mit 102 Hektar entfällt der größte Anteil auf Niederösterreich, gefolgt vom Burgenland mit knapp 84 Hektar und der Steiermark mit rund 66 Hektar, wobei der Schwerpunkt im Vulkanland Steiermark liegt, genauer gesagt im Bereich von Klöch.

Seine Gene hat der Traminerbreit gestreut

Traminer ist neben dem Muskateller eine der ältesten Edelsorten Europas. Seine Herkunft ist trotz moderner DNA-Analysen nicht restlos geklärt. Es existieren drei Thesen: Die erste vermutet eine Selektion aus Wildreben. Die zweite These geht von einer Kreuzung zwischen Pinot und einer unbekannten Sorte aus. Die dritte These von einer Kreuzung zwischen zwei unbekannten, ausgestorbenen Varietäten.

Seine Gene hat der Traminer jedenfalls breit gestreut. Er und seine vielen Kreuzungen gelten geradezu als Genpool unserer Edelreben. So sind die Sorten Elbling, Räuschling, Rotgipfler, Sauvignon Blanc, Sémillon, Silvaner und Grüner Veltliner direkte Nachkommen.  Er spielte neben dem Heunisch eine entscheidende Rolle bei der Entstehung vieler wichtiger Sorten in Europa.

Unabhängig voneinander in Italien, Frankreich, Deutschland und Österreich durchgeführte DNA-Analysen beweisen, dass die französischen Sorten Savagnin Blanc (Weißer Traminer), Savagnin Rosé und Gentil Rose Aromatique, die Schweizer Sorten Heida, Heidarot und Païen, der italienische Traminer Aromatico und alle im deutschsprachigen Raum als Traminer bezeichneten Sorten praktisch identisch sind.

Extraktreich und ausgesprochen aromatisch

Weine aus der Rebsorte Traminer sind extraktreich und ausgesprochen aromatisch. Sie erinnern an Rosenblüten, Rosenholz, Zitrus, Melonen, helles Steinobst, Kokos, Kräuter, getrocknete Holunderblüten, Gewürznelken, Dörrobst und tropische Früchte, allen voran Litschi, mitunter auch an Marzipan. Allein am Bukett ist diese Varietät leicht zu erkennen.

Sie transportiert die Charakteristika der jeweiligen Böden recht klar. Traminer ist sehr gut für süße Prädikatsweine geeignet, auch trocken und halbtrocken ausgebaut üben die stroh- bis goldgelben Weine großen Reiz aus, insbesondere als vielseitig einsetzbare Speisenbegleiter. Zudem entpuppen sie sich nicht selten als Langstreckenläufer mit Potenzial für längere Lagerung.

Hierzulande zeichnet sich Traminer überwiegend durch eine ausgesprochen moderate Säure aus, wobei es je nach Herkunft merkliche Unterschiede gibt. Ein Traminer aus höher gelegenen Rieden der Südsteiermark oder des Schilcherlandes etwa schmeckt ganz anders als einer aus einer warmen Lage in Klöch. So gesehen tritt diese Sorte als Botschafter ihrer Herkunft auf.

Beeren, Trauben, Blätter

Die Trauben des Traminers sind vergleichsweise klein, kegelförmig, geschultert und von mittlerer Dichte. Die Beeren lagern viel Zucker ein, sie sind rund bis oval, sie reifen – abhängig von der Herkunft – mittelspät bis spät, ihre Haut ist dick und von gelber bis rot-grauer Farbe.

Je nach Beerenfarbe werden verschiedene Spielarten mit feinen Geschmacksnuancen unterschieden: Roter Traminer, Gelber Traminer, Gewürztraminer. Als Überbegriff ist Gewürztraminer generell zulässig und gebräuchlich.

Pilzkrankheiten lassen den Traminer kalt

Die Blätter sind relativ klein, rundlich, fünflappig und wenig gebuchtet. Traminer stellt hohe Ansprüche an den Boden und an die Lage, die wegen der Anfälligkeit auf Verrieselung besonders windgeschützt sein soll. Die Sorte liebt tiefgründige Böden. Sie ist tolerant gegenüber Winterfrost, aber wegen des frühen Austriebs spätfrostgefährdet. Eine Schwachstelle ist die hohe Empfindlichkeit gegenüber Chlorose, Pilzkrankheiten lassen Traminer eher kalt.

 

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Savagnin, der Weiße Traminer, im französischen Jura © Shutterstock