Mit einem Plus an Präzision und Eleganz erobern steirische Traminer die Gaumen vieler Weinliebhaber. Die Vinaria Verkostungspremiere ermittelte die besten Sortenvertreter aus der Steiermark, wobei das Niveau der Verkostung beeindruckend hoch war.

Lisa und Fritz Frühwirth © Weingut Frühwirth

Als uralte Charaktersorte wird der mit ebenso unverkennbarem wie prägnantem Aroma ausgestattete Traminer zu den weißen Edelsorten der Welt gezählt. Dass er in Sachen Verbreitung weit hinter anderen Rebsorten herhinkt, liegt vermutlich an eben jenem markanten aromatischen Auftreten, das für die einen verlockend, für andere jedoch allzu intensiv wirken mag.

Ursprung und Abstammung sind nach wie vor nicht geklärt. Südosteuropa wird ebenso als mögliche Herkunft genannt wie Ägypten, doch könnte er anderen Thesen zufolge auch aus dem deutschen Rheintal oder Ostfrankreich stammen. Als Eltern werden Wildreben ebenso gehandelt wie zwei unbekannte ausgestorbene Sorten oder auch deren eine und Pinot als zweiter Elternteil.

Sortenrarität mit Potenzial

In Österreich bevölkern dessen Reben nur knapp 265 Hektar und damit lediglich 0,6 Prozent der heimischen Rebfläche. Besonders charaktervoll fällt er – vornehmlich in trockenen und halbtrockenen Varianten – in der Steiermark aus, wo er im Süden und Westen eher vereinzelt auftritt, im Vulkanland aber auch gebündelt.

Vor allem in der Gegend um die berühmte Gemeinde Klöch mit ihren Basaltböden, die auch auf eine lange historische Verbindung mit der Sorte verweisen kann. Besonderes Augenmerk wird den verschiedenen Varietäten der Sorte geschenkt –Gewürztraminer, Roten Traminer und Gelben Traminer.

Qualität hui, Quantität pfui

Steht der Traminer für hohe Qualität, so hat er auch ziemlich hohe Ansprüche an Boden und Lage. Zudem neigt er in der Blüte zu Verrieselung und erbringt in der Regel niedrige Erträge; dafür erreicht er bei mittelspäter Reife meist hohe Zuckergradationen von mindestens 19 °KMW, oft deutlich darüber.

Die entstehenden Sortenweine zeigen eine meist eher milde Säure, sind aber extrakt- und aromareich und bestechen durch gute Lagerfähigkeit und Reifungspotenzial. Neben kraftvollen trockenen und halbtrockenen Kreszenzen mit Spät- und Auslesegradation eignet sich die Sorte auch für die Erzeugung von Prädikatsweinen.

Im Namen der Rose

Ein Duft nach Rosen ist gemeinsames Merkmal der verschiedenen Traminer-Varianten, dazu ausgeprägte Noten von süßen Gewürzen, teils Zitrus (auch Orangen) und Dörrobst. Beim meist vollmundigen, kraftvollen Gewürztraminer sind seinem Namen entsprechend die Gewürznoten besonders präsent, auch Wacholder und Rosenholz. Der Rote Veltliner geht auch in die Richtung, ist aber meist dezenter in der Ausprägung. Gelbe Traminer sind oft etwas pikanter, rassiger und weisen mehr Kokos- und Zitrusnoten sowie exotische Fruchtaromen auf, dazu oft Kräuter – diese Weine wirken oft eleganter.

Eleganz ist ganz allgemein ein Thema unter Traminer-Winzern, da allzu vollmundige und aromatische Weine – umso mehr wenn sie einen merklichen Zuckerspitz aufweisen – seit Jahren nicht im Trend liegen und eine Umkehr desselben auch nicht zu erwarten ist.

Folglich werden einerseits weniger hohe Zuckergradationen angestrebt; das soll vor allem mittels entsprechender Laubarbeit, Beschattung und Konkurrenzpflanzen sowie früheren Lesezeitpunkts erreicht werden.

Eine gewisse Maischestandzeit ist zwecks Aroma-Auslaugung notwendig, muss aber nicht allzu lange sein. Gepresst wird sanft, also bei reduziertem Druck. Vor allem bei Stahltankausbau wird meist reduktiver als früher gearbeitet, wodurch mehr Frische erreicht wird, die Aromatik dafür weniger prägnant ausfällt. Weine mit Holzausbau genießen meist einen längeren Feinhefekontakt, wodurch die Wucht zugunsten der Geschmeidigkeit zurückgedrängt wird. Schließlich wird auch bei der Restzuckerbestückung auf größtmögliche Balance geachtet.

Bei der Premieren-Verkostung von Vinaria lag der Fokus auf trockenen und halbtrockenen Vertretern der steirischen Winzer. Das Ergebnis war Beleg für die hohe Durchschnittsqualität der Traminer aus der Steiermark: Die Mehrzahl der Weine wurde zumindest als „sehr gut“ beurteilt , knapp 40 Prozent der Weine erreichten gar 16 und mehr Punkte.

Frühwirth – Potzinger – Altenbacher

Den Sieg sicherte sich Fritz Frühwirth aus Klöch mit dem herausragenden 2019er Gelben Traminer aus der Ried Hochwarth, mit dem er knapp vor Stefan Potzingers Traminer Ried Kaltenegg aus dem Jahrgang 2012 landete – beide Vertreter waren trocken. Der beste halbtrockene Wein kam vom Weingut Altenbacher aus Tieschen im Vulkanland in Gestalt eines Gelben Traminers 2021, der zugleich Preis-Leistungs-Sieger wurde.

Dahinter folgten im Zehntel-Punkt-Takt Wolfgang Maitz aus Ratsch in der Südsteiermark mit 2020 Gewürztraminer Ried Kroiss, noch einmal Fritz Frühwirth mit 2018 Gelber Traminer Ried Hochwarth, die beiden Klöcher Gießauf-Nell und Radl jeweils mit ihrem halbtrockenen Ortswein Klöch und Stefan Müller, der trocken mit 2019 Ried Hochwarth und halbtrocken mit Gewürztraminer Klöch 2021 vertreten war.

Topliste Steirische Traminer Gesamtwertung (Auszug)

17,5 17,5 Weingut Frühwirth 2019 Gelber Traminer Ried Hochwarth tr VLST
17,4 17,4 Weingut Potzinger 2012 Traminer Ried Kaltenegg tr SST
17,2 17,2 Weingut Altenbacher 2021 Gelber Traminer htr ST
16,9 16,9 Weingut Wolfgang Maitz 2020 Gewürztraminer Ried Krois tr SST
16,8 16,8 Weingut Frühwirth 2018 Gelber Traminer Ried Hochwarth tr VLST
16,7 16,7 Weingut Gießauf-Nell 2020 Klöcher Traminer (GewTr) htr VLST
16,7 16,7 Weinhof & Gästehaus Radl 2021 Gewürztraminer Klöch htr VLST
16,6 16,6 Weingut Müller Klöch 2019 G Eruption Gewürztraminer Ried Hochwarth tr VLST
16,6 16,6 Weingut Müller Klöch 2021 Gewürztraminer Klöch htr VLST
16,5 16,5 Weinhof Kugel 2020 Roter Traminer Ried Graßnitzberg tr SST
16,5 16,5 Weinbau Steiner 2019 Gewürztraminer Proavitus Klöch htr VLST
16,4 16,4 Weingut Frühwirth 2021 Gelber Traminer Klöch tr VLST
16,3 16,3 Weingut Gschaar 2021 Gelber Traminer Klöch tr VLST
16,1 16,1 Weingut Müller Klöch 2021 Gelber Traminer Klöch tr VLST
16,1 16,1 Weingut Peter Skoff 2020 Gewürztraminer tr SST
16,1 16,1 Weingut Gschaar 2021 Traminer (RTr) Klöch htr VLST
16,1 16,1 Weingut Bruno Klimbacher 2021 Gewürztraminer Klöch htr VLST
16,0 16,0 Erzherzog Johann Weine 2019 Traminer Klöch tr VLST
16,0 16,0 Weingut Potzinger 2004 Traminer Ried Zoppelberg tr SST
16,0 16,0 Weingut Peter Skoff 2017 Gewürztraminer Ried Kranachberg tr SST
16,0 16,0 Weingut Frühwirth 2020 Gelber Traminer Klöch htr VLST
16,0 16,0 Weinbau Steiner 2020 Gewürztraminer Proavitus Klöch htr VLST

 

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Heidi und Stefan Potzinger aus Gabersdorf © Weingut Potzinger
Wolfgang Maitz mit Mitarbeitern im Weingarten © Weingut Maitz
Lukas Radl punktete sowohl in der Kategorie trocken als auch halbtrocken © Barbara Majcan
v.l.: Patrick, Melanie mit Lilly, Manuela und Edwin Altenbacher © Weingut Altenbacher
Andreas Aldrian vom Weingut Koller © Weingut Koller
Beatrix Lamprecht © Weingut Lamprecht
Christian und Stefanie Kugel © Weingut Kugel
Katja und Josef Nell führen ein Musterweingut in Klöch © Weingut Gießauf-Nell
Fixgröße und Topwinzer im Vulkanland: Stefan Müller © Weingut Müller Klöch
Simone Steiner vom gleichnamigen Weingut bei der Traubenselektion © Weinbau Steiner
Bei Christian Gschaar gibt es Gelber, Roter und Gewürztraminer © TV Region Bad Radkersburg
Peter Stelzl von Erzherzog Johann Weine © Norbert Tschabuschnig