Vinaria: Was zeichnet Wein und Lage bei Ihrem Muskateller Rosenberg aus?

Stefan Krispel: Die Bezeichnung Rosenberg ist sehr häufig im Vulkanland. Der Name hat sicher etwas mit der Duftigkeit der Weine zu tun, die hier wachsen. Der Stradener Rosenberg zeichnet sich zum einen durch seine Tradition aus – hier befinden sich die meisten Kellerstöckl in Straden und dadurch ist der Besitz stark aufgesplittert – und zum anderen durch seine Lage und Böden. Wir befinden uns hier zwischen 370 und 410 Meter Seehöhe, die Neigung beträgt stellenweise mehr als 50%. Der Boden in der Hangmitte ist geprägt von Ablagerungen der Paratethys – es handelt sich um plattig geschichtete Tonsedimente mit hohem Kalkanteil. Auf dieser besonderen Lage ist es uns gelungen, eine größere Fläche zu pachten und zum Teil neu zu bepflanzen. Die Parzelle mit dem Gelben Muskateller umfasst rund 1,5 Hektar, es sind aber in Summe 20 unterschiedliche Grundstücksnummern.

Vinaria: Was ist zu den Reben zu sagen?

Stefan Krispel: Der Weingarten wurde 2011 neu ausgepflanzt. Langsam erreichen die Reben das Alter, in dem sie das Terroir transportieren. Die ersten Jahre sind immer sehr duftgeprägt, teilweise fast ungestüm. Die beiden letzten Jahrgänge zeigen schon gute Anklänge von Bodentönen. Die mineralische Eleganz des Muschelkalks wird immer deutlicher erkennbar. Die Arbeit im Weingarten unterscheidet sich hier aber nicht von unseren anderen Rieden. Alle werden mit der gleicher Sorgfalt bearbeitet. Vor allem die Laubarbeit ist in den feucht-warmen Sommertagen immer genau durchzuführen um jegliche Pilzkrankheiten zu vermeiden und vorzubeugen

Vinaria: Wann und bei welcher Gradation wird der Rosenberg üblicherweise geerntet?

Stefan Krispel: Gerade das Aroma des Muskateller ist sehr filigran und verändert sich bei höherer Reife drastisch, deswegen verlassen wir uns beim Muskateller zum einen auf das Geschmacksbild der Trauben und zum anderen auf die Mostwaage. Unser Muskateller Rosenberg wird meist bei einer Gradation von 17,5°KMW gelesen, um alljährlich ein ähnliches Aromenprofil entwickeln zu können. Das Schöne an unserem Beruf ist, dass kein Jahr dem anderen gleicht, sondern jedes Jahr aufs Neue entschieden wird, wann wir die Trauben in den Keller einbringen. In sehr warmen Jahren wie 2017 sind wir vor der Lese sehr häufig im Weingarten zum Traubenkosten, um den Verlauf der Reifezeit genau kontrollieren zu können und so den perfekten Erntezeitpunkt mit der so wichtigen Balance zwischen Frucht und Säure finden zu können. Natürlich analysieren wir auch die pH-Werte und die Gradation, aber viel wichtiger ist der Geschmack der Beeren.

Vinaria: Der Rosenberg besticht in Blindverkostungen immer wieder wegen seiner dunkelwürzigen Noten – woher kommen diese?

Stefan Krispel: Es freut mich sehr, dass der Charakter unserer Lagen bei den Blindverkostungen immer wieder heraussticht. Und genau das ist unser Ziel, nämlich bei der Vinifizierung und beim Ausbau die Bodencharakteristik zu erhalten und im Wein wiederzuerkennen. Für mich hängt es hauptsächlich mit dem Alter der Reben in Verbindung mit dem Boden zusammen. Je älter ein Rebstock wird, desto mehr ist er ein Botschafter des Bodens auf dem er wächst.

Vinaria: Wie sieht es mit der Lagerfähigkeit aus?

Stefan Krispel: Der Muskateller Ried Stradener Rosenberg wird seit dem Jahrgang 2015 vinifiziert. Durch die lange Hefelagerung und der höheren Gesamtsäure liegt das Lagerpotential bei rund zehn Jahren. Ich würde das Potential des Weines in fünf Jahren erneut überprüfen.

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