Die Sabathis über den Pössnitzberger Sorgenbrecher und die Einzigartigkeit der Ried. Erwin Tschermonegg über Lubekogel und Oberglanzberg.

PATRIZIA & ERWIN SABATHI

Vinaria: Was hat es mit der sagenhaften Ried Pössnitzberg auf sich?

Erwin Sabathi: Die Ried Pössnitzberg ist die südlichste Ried der Steiermark und hat einen enormen Stellenwert für unser Weingut. Der Name „Pössnitz“ leitet sich vom slawischen „pesek“ ab und heißt übersetzt „Sand“. Die erste urkundliche Nennung stammt aus dem Jahr 1139.

In den 50er-Jahren erkannte Großvater Johann Sabathi bereits das Potenzial des Pössnitzbergs und bezeichnete diesen Wein fortan als „Pössnitzberger Sorgenbrecher“. Die Weine des Nachbarweingartens wurden schon damals als „Pössnitzberger Kapelle“ geführt. In dieser Zeit vermehrte er die besten seiner 50-jährigen Rebstöcke, die auch heute noch zur Vermehrung all unserer Sauvignon Blancs verwendet werden.

Vinaria: Die Ried Pössnitzberg ist extrem steil und einzigartig?

Patrizia Sabathi: Die Alten Reben der Ried Pössnitzberg weisen eine durchschnittliche Steilheit von 75 % und einen außergewöhnlich hohen Kalkgehalt im Boden auf, welcher mit jenem des Burgunds vergleichbar ist. Unsere Rieden am Pössnitzberg unterscheiden sich in der Geologie, dem Boden und dem Klima wesentlich von der restlichen Katastralgemeinde Pössnitz und deren Rieden.

Vinaria: Was ist das Besondere am Chardonnay, was am Sauvignon Blanc?

Erwin Sabathi: Die Weine beider Rebsorten, Chardonnay und Sauvignon Blanc, sind ein Spiegelbild des außergewöhnlichen Terroirs unserer Rieden am Pössnitzberg. Um den Herkunftscharakter zu unterstützen, keltern wir ausschließlich nach der traditionellen steirischen Methode. Das heißt, dass wir unsere Weine nur mit natürlichen Weingartenhefen vergären.

Nach der Gärung reifen unsere Chardonnays für 24 Monate in Tonneaux. Ein vom Kalk geprägter Chardonnay bringt engmaschige, salzig-mineralische Weine hervor.Unsere Sauvignon Blancs reifen für 24 Monate in traditionellen, großen Holzfässern und sind durch einen geradlinigen, steinigen Stil geprägt.

 

ERWIN TSCHERMONEGG

Vinaria: Ihr spannungsgeladener Sauvignon Blanc Ried Lubekogel hat hervorragend abgeschnitten. Was charakterisiert diese Lage?

Erwin Tschermonegg: Der Lubekogel ist geologisch ein Ausläufer des Eichberger Schotters und mit 520 bis 570 Meter Seehöhe die höchstgelegenste Lage direkt an der Südsteirischen Weinstraße. Im oberen Teil des Hanges dürfte bei der letzten geologischen Verschiebung vor mehr als 13 Millionen Jahren ein Flussbett direkt an die Oberfläche gedrückt worden sein. Ein schmaler Streifen mit gerundetem Schotter in einer Auflage von einem halben Meter zieht sich nordwärts den Hang hinunter. Die Lage ist auch klimatisch sehr spannungsgeladen, weil sie extrem exponiert ist und von Südost bis Südwest reicht. Reben und Trauben werden durch Wind und Thermik immer gut belüftet, befinden sich stets über den Bodennebeln.

Vinaria: Was sind die Eckpunkte der Vinifikation?

Erwin Tschermonegg: Durch die Höhenlage haben wir eine natürliche Reifeverzögerung, was einen späteren und dadurch meist kühleren Erntezeitpunkt zur Folge hat. Im Keller arbeiten wir mit einer längeren Maischestandzeit. Vergärung, Reifung, Lagerung im großen Holzfass, das sind die Eckpunkte der Vinifikation. Frühestens nach einem Jahr auf der Feinhefe füllen wir den Wein ab.

Vinaria: Ihr Morillon Ried Oberglanzberg besitzt eine ganz andere Stilistik?

Erwin Tschermonegg: Die Ried Oberglanzberg ist das Filetstück der Lage Oberglanz. Obwohl die Riede nur unweit vom Lubekogel entfernt ist, weist sie geologisch und kleinklimatisch völlig andere Randbedingungen auf. Es ist eine geschützte Kessellage mit rein südlicher Ausrichtung. Das Terroir ist hier geprägt von einer Durchmischung aus grauem Opok und wasserführenden sandigen Schichten in mäßiger Hangneigung. Die Weinwerdung hat ebenfalls ausschließlich im Holzfass stattgefunden, ca. 15 Prozent wurden im 300 Liter-Barrique vergoren. Der Wein lag bis zur Abfüllung 18 Monate auf der Feinhefe.